Pulverfass Mittlerer Osten Trump winkt Teheran mit Zuckerbrot und Peitsche

AP

23.6.2019

Eine militärische Reaktion auf den Abschuss einer US-Drohne sei immer noch eine Option, erklärt der US-Präsident. Der Iran dürfe keine Atomwaffen haben, und wenn der das akzeptiere, könnte er sein «bester Freund sein», so Donald Trump. US-Sicherheitsberater Bolton setzt in Jerusalem eine Warnung hinzu.

US-Präsident Donald Trump hat im spannungsgeladenen Konflikt mit dem Iran einen milderen Ton gegenüber den Machthabern in Teheran angeschlagen. Zugleich betonte er am Samstag, das eine militärische Antwort auf den Abschuss einer unbemannten amerikanischen Drohne am vergangenen Donnerstag noch immer eine Option sei und neue Sanktionen am Montag folgten. Die USA schätzten es aber sehr, dass die Revolutionsgarde nicht ein bemanntes US-Spionageflugzeugs als Ziel ausgewählt habe.

Trumps Sicherheitsberater John Bolton setzte dem am Sonntag bei einem Besuch in Jerusalem eine Warnung hinzu: Iran solle «die US-Vorsicht und Besonnenheit nicht als Schwäche missverstehen», sagte er bei einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. «Niemand hat ihnen eine Jagdlizenz für den Mittleren Osten ausgestellt.» Netanjahu verwies darauf, dass der Iran aus Sicht Israels schon lange eine aggressive Politik in der Region verfolge. «Jene, die die jüngsten Ereignisse irgendwie als Öffnung eines Hornissennests beschreiben, leben auf einem anderen Planeten», sagte er.

Gegenschlag «einfach für diesmal gestoppt»

Per Twitter legte Trump Wert auf die Feststellung, dass er einen amerikanischen Gegenschlag nicht zurückgerufen, sondern «einfach für diesmal gestoppt» habe. «Tatsache ist, dass wir nicht zulassen werden, dass der Iran eine Atomwaffe hat», sagte er beim Aufbruch zum Wochenendsitz Camp David. «Wenn sie dem zustimmen, werden sie ein sehr wohlhabendes Land haben, sie werden so glücklich sein und ich werde ihr bester Freund sein.»

Er hoffe, dass dies geschehe, er könnte aber auch sein, dass es nicht so kommt, sagte er weiter. Später drohte er für Montag neue Sanktionen gegen den Iran an. Nähere Angaben dazu machte er nicht.

Aus US-Regierungskreisen verlautete unterdessen, dass die US-Cyberstreitkräfte am Donnerstag einen Angriff auf militärische Computer des Irans ausgeführt hätten. Trump habe den Cyberschlag genehmigt, mit dem das computergesteuerte iranische Lenksystem für Raketen deaktiviert worden sei.

Barmherziger Trump?

Trump vollzog am Samstag auch eine Kehrtwende von seiner zuvor geäußerten Einschätzung, dass der Iran wohl nicht vorsätzlich die Drohne abgeschossen habe. Nun erklärte er, die Drohne sei «wissentlich» abgeschossen worden. Und er bekräftigte, der Gegenschlag sei gestoppt worden, nachdem er erfahren hab, dass dabei 150 Iraner getötet würden.

«Alle haben gesagt, ich sei ein Kriegstreiber. Und jetzt sagen sie, ich sei eine Taube. Und ich denke, ich bin weder das eine noch das andere, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen», sagte Trump vor Journalisten. «Ich bin ein Mann mit gesundem Menschenverstand. Und das ist, was wir in diesem Land brauchen, gesunder Menschenverstand. Aber mir gefiel der Gedanke nicht, dass sie wissentlich eine unbemannte Drohne abschießen und wir dann 150 Leute töten.»

Ein iranischer General sagte, ein Konflikt mit seinem Land werde in der Region unkontrollierbare Folgen haben. Die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars zitierte ihn mit den Worten, die US-Regierung sollte sich verantwortlich verhalten, um das Leben amerikanischer Soldaten zu schützen.

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