US-Wahlen Sanders gerät bei TV-Debatte der Demokraten unter Beschuss

dpa

15.1.2020

Die demokratischen Präsidentschaftsbewerber (v. l.) Tom Steyer, Elizabeth Warren, Joe Biden, Bernie Sanders, Pete Buttigieg und Amy Klobuchar bei der letzten Fernsehdebatte vor den Vorwahlen.
Die demokratischen Präsidentschaftsbewerber (v. l.) Tom Steyer, Elizabeth Warren, Joe Biden, Bernie Sanders, Pete Buttigieg und Amy Klobuchar bei der letzten Fernsehdebatte vor den Vorwahlen.
Source: Patrick Semansky

Wer kann Donald Trump bei der US-Präsidentwahl bezwingen? Bei einer TV-Debatte nehmen das sechs Demokraten für sich in Anspruch. Linken-Kandidat Bernie Sanders muss sich gegen schwere Vorwürfe wehren.

Bei der letzten Fernsehdebatte der demokratischen Präsidentschaftsbewerber in den USA vor Beginn der Vorwahlen haben sich Bernie Sanders und Elizabeth Warren einen Schlagabtausch über geliefert. Das Thema dabei: Kann eine Frau Trump besiegen?

«Zusammen zehn Wahlen verloren»

Sanders dementierte energisch Warrens Vorwurf, wonach er ihr bei einem privaten Treffen Ende 2018 gesagt habe, dass eine Frau die Wahl im kommenden November gegen Amtsinhaber Donald Trump nicht gewinnen könne. «Ich habe das nicht gesagt», betonte Sanders bei der Debatte am Dienstagabend (Ortszeit) in Des Moines im US-Bundesstaat Iowa. Warren rückte dennoch nicht von ihrer Darstellung ab.

«Kann eine Frau Donald Trump schlagen? Schaut auf die Männer auf dieser Bühne», sagte Warren. «Sie haben zusammen zehn Wahlen verloren. Die einzigen Menschen auf dieser Bühne, die jede einzelne Wahl, an der sie teilnahmen, gewonnen haben, sind die Frauen: Amy und ich.» Warren verwies dabei auf die Senatorin aus Minnesota, Amy Klobuchar, die sich ebenfalls für die TV-Debatte qualifiziert hatte.

Warren gibt Sanders nicht die Hand

Sanders und Warren sind beide Kandidaten des linken Flügels der Demokraten. Neben diesen beiden US-Senatoren nahmen der moderate Ex-US-Vizepräsident Joe Biden und der gemässigte frühere Bürgermeister aus Indiana, Pete Buttigieg, sowie die Senatorin Amy Klobuchar und der Milliardär Tom Steyer an der Debatte teil. Sanders sicherte zu, sollte er die Nominierung nicht gewinnen, werde er alles in seiner Kraft stehende unternehmen, damit die Kandidatin oder der Kandidat der Demokraten bei der Wahl im November «den gefährlichsten Präsidenten in der Geschichte unseres Landes» besiegt.

Im Sender CNN – der die Debatte gemeinsam mit der Zeitung «Des Moines Register» ausrichtete – war zu sehen, dass Warren unmittelbar nach der Veranstaltung Sanders ausgestreckte Hand nicht annahm. Stattdessen begannen die beiden Kandidaten, die sich um eine ähnliche Wählerklientel bemühen, eine kurze Diskussion, deren Inhalt nicht zu hören war – dann kehrten sie einander ohne Handschlag den Rücken zu. Biden, Sanders, Warren und Buttigieg liegen in Umfragen vorne. Die Debatte der demokratischen Anwärter in Iowa war ansonsten nur in einzelnen Punkten wie der Reform des Gesundheitssystem kontrovers und verlief zivilisiert.

Wer kann es mit Trump aufnehmen?

In Iowa finden am 3. Februar die ersten Vorwahlen statt. Die Vorwahlen in den verschiedenen US-Bundesstaaten bestimmen darüber, wen die Demokraten im November gegen den republikanischen Präsidenten Donald Trump ins Rennen schicken. Von der ersten Abstimmung in Iowa geht eine wichtige Signalwirkung aus. Die TV-Debatten sind eine Art Vor-Vorauswahl der Kandidaten.

Zentral bei der Debatte am Dienstagabend war die Frage, welcher der Kandidaten Amtsinhaber Trump schlagen könnte. Ex-Vizepräsident Biden betonte: «Wir können vier Jahre Donald Trump überwinden, aber acht Jahre Donald Trump wären eine absolute Katastrophe und würden diese Nation grundlegend verändern.» Buttigieg sagte an die Adresse der Wähler: «Wenn Sie es gewohnt sind, die andere Partei zu wählen, ihren Kindern derzeit aber nicht in die Augen blicken und ihnen diesen Präsidenten erklären können, dann schliessen sie sich mir an.»

Einmütig erklärten die Kandidaten, das militärische Engagement der USA im Nahen Osten im Fall eines Wahlsieges zurückfahren zu wollen. Sanders warf Biden erneut vor, den Irak-Krieg unterstützt zu haben. Biden erwiderte: «Es war ein Fehler, und ich gebe das zu.»

Das Kandidatenfeld schrumpft

Derzeit bewerben sich noch zwölf Demokraten darum, bei der Präsidentschaftswahl Trump herauszufordern. Das Feld ist deutlich zusammengeschrumpft: Ursprünglich hatten fast 30 Demokraten Ambitionen auf eine Präsidentschaftskandidatur angemeldet. Es war das grösste Bewerberfeld in der Geschichte der Partei.

Erst am Montag hatte mit Senator Cory Booker ein weiterer Anwärter die Segel gestrichen. Booker war der prominenteste schwarze Kandidat unter den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern. Am Dienstagabend waren ausschliesslich Weisse auf dem Podium. Die Demokraten hatten die Teilnahmebedingungen an den Debatten zuletzt verschärft. Kandidaten mussten bis vergangenen Freitag in Umfragen und beim Spendenaufkommen bestimmte Mindestwerte vorweisen.

Die Fernsehdebatte in Iowas Hauptstadt Des Moines war die siebte ihrer Art. Das Format wird auch nach Beginn der Vorwahlen fortgesetzt: Die nächsten Debatten sind im Februar geplant.

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