«Landesverrat»Eine monströse Statue für die Einheit spaltet Indien
Dirk Jacquemien
1.11.2018
Eine gigantisch grosse und äusserst kostpielige Skulptur aus Bronze sollte die Einheit Indiens symbolisieren. Stattdessen treibt die neu errichtete «Statue der Einheit» tiefe Gräben durch das Land.
Eine 182 Meter hohe Bronzestatue in einem entlegenen Teil Indiens zu Ehren von Sardar Vallabhbahai Patel vertieft Gräben, anstatt das Land näher zusammenzurücken. Patel war ein enger Vertrauter des Unabhängigkeitsführers Mahatma Gandhi und spielte eine entscheidende Rolle bei der Einigung des Landes zur Staatsgründung.
Patel stammt aus dem westindischen Staat Gujarat, und dort ist nun auch die «Statue der Einheit» von Premierminister Narendra Modi eingeweiht worden. Es ist die derzeit grösste Statue der Welt — fast doppelt so hoch wie die New Yorker Freiheitsstatue — und hat im Bau knapp 30 Milliarden Rupien (410 Millionen Franken) gekostet. Doch bereits zur Einweihung gab es heftige Kontroversen.
Zwangsumsiedlungen für den Bau
Abgesehen von den immensen Kosten wird kritisiert, dass durch den Bau knapp 185 Familien zwangsumgesiedelt wurden, wie der «Guardian» berichtet. Das Gebiet um die Statue wird hauptsächlich von indigenen Völkern bewohnt. Zur Einweihung gab es vereinzelte Proteste, die durch ein Grossaufgebot der Polizei aber weit von den Feierlichkeiten ferngehalten wurden.
Die Statue soll nach der Vorstellung der Erbauer massenhaft Touristen anziehen, sie liegt aber mit rund 100 Kilometern Abstand von der nächstgrösseren Stadt Vadodara ziemlich abgelegen.
Schliesslich wird die Statue der Einheit auch noch als Prestigeprojekt für Premierminister Modi, der ebenfalls aus Gujarat stammt, wahrgenommen. Er wollte die Statue ursprünglich gar aus Stein meisseln lassen. Patel wurde — obwohl Mitglied der derzeit oppositionellen Kongresspartei — posthum zur Ikone der Hindu-Nationalisten, deren politische Heimat Modis Partei BJP ist.
«Landesverrat»: Heftige Reaktionen auf Social Media
Im Netz spiegelt sich diese Kritik natürlich auch wieder. Da gibt es zum einen die eher traditionellen Reaktionen, wie von Oppositionspolitiker Rahul Gandhi, für den die Symbolik einer Einheitsstatue nicht mit der derzeitigen politischen Realität einhergeht.
Ironic that a statue of Sardar Patel is being inaugurated, but every institution he helped build is being smashed. The systematic destruction of India's institutions is nothing short of treason. #StatueOfUnity
Aber da Patel bereits zu Lebzeiten aufgrund seiner Kompromisslosigkeit den Spitznamen «Iron Man of India erhielt, waren natürlich auch ganz andere Assoziationen naheliegend.
Die Einheitsstatue dürfte übrigens nicht mehr lange die höchste Statue der Welt bleiben. Denn ebenfalls in Indien, genauer im Bundesstaat Maharashtra, soll in den nächsten Jahren zu Ehren eines Hindu-Königs aus dem 17. Jahrhundert eine 212 Meter grosse Statue entstehen.
In einem Lager am Rande der indischen Hauptstadt Neu Delhi werden Plastikflaschen zerkleinert. Experten schätzen, dass 60 bis 70 Prozent der Recycling-Arbeit in Indien von informellen Müllsammlern erledigt wird.
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Ram Naresh (vorne) und sein Sohn Ajay Kumar (hockend) sortieren Müll, den sie Büros und Restaurants im Zentrum der indischen Hauptstadt abgekauft haben.
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Ajay Kumar hat einen Bachelor-Abschluss im Fach Hindi-Literatur, findet aber keinen anderen Job als diesen, wie er erzählt: «Arbeit ist Arbeit. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt, dafür schäme ich mich nicht.»
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Eine Kuh steht inmitten eines Müllhaufens am Rande der indischen Hauptstadt. Nach offiziellen Zahlen werden in Indien 75 bis 80 Prozent der jährlich mehr als 60 Millionen Tonnen Abfall gesammelt. Der Rest bleibt einfach am Rande von Strassen und Gewässern liegen.
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Arbeiter und Arbeiterinnen trennen in einem Depot am Rande Neu Delhis Müll. Rund eineinhalb Millionen Inder arbeiten im informellen Recycling-Sektor. Die Frauen bekommen dafür 200 Rupien (2,90 Franken) am Tag, ihre männlichen Kollegen 450 Rupien - weil sie auch Schweres schleppen können, wie es heisst.
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Ram Naresh und Ajay Kumar sammeln nach eigenen Angaben etwa 40 Kilo Papier und fünf bis sechs Kilo Plastik am Tag. Gewogen wird mit einer Handwaage. Für gemischten Abfall bezahlen sie drei Rupien pro Kilo, für Zeitungen und Plastik jeweils zehn (etwa 14 Rappen). Für 13 Rupien das Kilo verkaufen sie die Sachen weiter an den Betreiber eines Depots am Rande der Stadt.
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Umweltexpertin Chitra Mukherjee sagt: «Das Problem ist, dass die Verwaltungen ebenso wie die Leute denken, die Müllsammler würden die Städte dreckig machen». Doch das sei absolut lächerlich. «Wir alle sind es, die das machen, indem wir unseren Müll nicht trennen.»
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