Bosnien-HerzegowinaUN stimmt trotz Widerstand für Gedenktag für Völkermord von Srebrenica
SDA
23.5.2024 - 18:17
Am 11. Juli wird künftig weltweit dem Völkermord von Srebrenica 1995 gedacht.
23.5.2024 - 18:17
SDA
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen stimmte am Donnerstag in New York trotz einer Reihe von Gegenstimmen und Enthaltungen für einen entsprechenden Resolutionsentwurf zu einem «Tag der Reflexion und des Gedenkens». Der massgeblich von Deutschland und Ruanda ausgearbeitete Text soll helfen, an den Genozid an über 8000 bosnischen Muslimen zu erinnern. «Bei unserer Initiative geht es darum, das Andenken der Opfer zu ehren und die Überlebenden zu unterstützen, die weiterhin mit den Narben dieser schicksalhaften Zeit leben müssen», sagte die deutsche UN-Botschafterin Antje Leendertse.
Die Resolution verurteilt «vorbehaltlos jede Leugnung des Völkermords von Srebrenica als historisches Ereignis» und Handlungen, die jene verherrlichen, «die von internationalen Gerichten wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord verurteilt wurden». Der Tag soll erstmals 2025 offiziell begangen werden. 84 UN-Mitglieder stimmten für den Text, darunter fast alle Balkan-Staaten. Das Ergebnis blieb dabei unter den Erwartungen. Bei dem Votum gab es – ungewöhnlicherweise für eigentlich einstimmige Beschlüsse von Gedenktagen – 19 Gegenstimmen. Neben Serbien, China und Russland stimmte auch Ungarn gegen den Text. 68 Länder enthielten sich. Sie serbische Regierung hatte sich unzufrieden über den Text gezeigt und argumentiert, die Resolution würde die Region spalten und eine Hierarchie unter den Opfern des Krieges herstellen.
Präsident Aleksandar Vucic ergriff vor der Abstimmung das Mikrofon: «Es ist schwer, nach Deutschland zu sprechen, das für das mächtigste Land Europas steht und sich unmissverständlich dazu berechtigt fühlt, allen, die anderer Meinung sind, moralische Lehren zu erteilen.» Er warf Berlin vor, die Arbeit an der Resolution «geheim gehalten» zu haben. Der Beschluss reisse Wunden auf und werde für Chaos auf dem Balkan sorgen. «Warum haben diese Leute nicht angefangen, über den Völkermord zu sprechen, den ihr Land beging?», fragte Vucic mit Verweis auf den Holocaust.
Botschafterin Leendertse richtete sich in ihrer Rede dagegen gegen «falsche Behauptungen»: «Diese Resolution richtet sich gegen niemanden – nicht gegen Serbien, ein geschätztes Mitglied dieser Organisation. Wenn überhaupt, richtet es sich gegen Täter eines Völkermords.»
Dem Massaker von Srebrenica im Zuge des Bosnien-Kriegs fielen am 11. Juli und den darauffolgenden Tagen 8000 bosnische Muslime zum Opfer, in der Mehrzahl Männer und männliche Jugendliche. Frauen, Mädchen und Kinder wurden in Bussen an die Frontlinie zu dem von der bosnischen Armee kontrollierten Gebiet deportiert. Urteile des Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) sowie des Internationalen Gerichtshofs (IGH) haben den Genozid-Charakter des Massakers von Srebrenica juristisch festgestellt.
Der damalige politische Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, und der Kommandant der sogenannten Bosnisch-Serbischen Armee (BSA), Ratko Mladic, wurden vom ICTY zu lebenslangen Gefängnisstrafen verurteilt. Im Serbien unter Präsident Vucic und im serbischen Landesteil Bosniens, der Republika Srpska, unter dessen Präsidenten Milorad Dodik, ist die Leugnung des Genozids von Srebrenica und die Heroisierung der Täter gewissermassen Staatspolitik. Vucic argumentiert, die UN-Resolution würde das «serbische Volk» kollektiv verurteilen – diese erwähnt Serbien allerdings nicht einmal namentlich.
Beginn der internationalen Ukraine-Konferenz in der Schweiz
Hohe Sicherheitsvorkehrungen bei der am Wochenende in der Schweiz stattfindenden Friedenskonferenz für die Ukraine. Unter den ersten offiziellen Gästen Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, der von der Schweizer Bundespräsidenten Viola Amherd empfangen wurde.
15.06.2024
Scholz: Vorschläge Putins nicht ernst gemeint
Am Freitag hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu den Zielen der Friedenskonferenz in der Schweiz geäussert und das Angebot Putins kommentiert. Putin hatte am Freitag Bedingungen für Friedensgespräche mit der ukrainischen Regierung gestellt.
15.06.2024
Putin formuliert Bedingungen für Friedensgespräche mit Ukraine
Der russische Staatspräsident Putin hat Bedingungen für Friedensgespräche formuliert und dabei von der Ukraine den Abzug aus den von Russland annektierten Gebieten sowie den Verzicht der Ukraine auf eine Nato-Mitgliedschaft gefordert. Putin äusserte sich in Moskau, kurz vor Beginn eines Treffens in der Schweiz, an dem am Wochenende Vertreter von mehr als 90 Ländern und Organisationen Möglichkeiten für einen Frieden in der Ukraine ausloten wollen.
15.06.2024
Beginn der internationalen Ukraine-Konferenz in der Schweiz
Scholz: Vorschläge Putins nicht ernst gemeint
Putin formuliert Bedingungen für Friedensgespräche mit Ukraine