19-jähriger Brite tot US-Diplomatenfrau tötet Töfflenker bei Geisterfahrt – «Kann passieren»

tmxh / dpa

11.10.2019

Die Unfallstelle, an der der Motorradlenker ums Leben kam
Die Unfallstelle, an der der Motorradlenker ums Leben kam
Bild: Getty/Peter Summers

Die Beziehungen zwischen den USA und Grossbritannien werden durch einen tödlichen Autounfall belastet. Involviert ist die Frau eines US-Geheimdienstlers, die in die Heimat geflohen ist.

Die «Special Relationship» zwischen den USA und Grossbritannien wird durch einen tragischen Autounfall mit Todesfolge auf die Probe gestellt: Jetzt hat sich US-Präsident Donald Trump in den Fall der tödlichen Kollision mit einem Geisterfahrer eingeschaltet, bei dem die Frau eines amerikanischen Diplomaten die Hauptverdächtige ist.

Ein «furchtbarer Unfall» sei in Grossbritannien geschehen, sagte Trump. Seine Landsfrau, die 42-jährige Anne Sacoolas, wird verdächtigt, am Lenker eines Autos gesessen zu haben, das Ende August auf der falschen Fahrbahnseite mit einem Töff zusammenstiess. Der 19-jährige Motorradfahrer verlor dabei sein Leben.

Die Eltern des getöteten Töfflenkers trauern gemeinsam mit dem britischen Aussenminister Dominic Raab. Der Fall sorgt für diplomatische Probleme mit den USA.
Die Eltern des getöteten Töfflenkers trauern gemeinsam mit dem britischen Aussenminister Dominic Raab. Der Fall sorgt für diplomatische Probleme mit den USA.
Getty Images

Zu dem Unfall kam es an dem britischen Militärstützpunkt RAF Croughton, den die US-Luftwaffe mitbenutzt. Medienberichten zufolge soll Sacoolas über eine Strecke von 400 Metern auf der rechten Strassenseite gefahren sein. Trump sagte zu dem Vorfall: «Die Frau fuhr auf der falschen Seite der Strasse. Und das kann passieren.»

In der Nähe dieser US-Basis passierte der tödliche Unfall.
In der Nähe dieser US-Basis passierte der tödliche Unfall.
Getty Images

Diplomatische Immunität

Für einen Skandal sorgte der Fall in Grossbritannien vor allem, weil die Lenkerin als Frau eines US-Geheimdienstlers, der auf der für Abhörzwecke spezialisierten RAF Croughton arbeitet, Immunität geniesst. Darauf sei die Polizei bereits beim ersten Verhör hingewiesen worden. Die US-Botschaft habe dennoch versichert, dass Sacoolas im Land bleiben werde und mit den Behörden zusammenarbeiten wolle.

Die Eltern des Opfers betonen im britischen TV, ihr getöteter Sohn Harry Dunn sei ein geübter Töfflenker gewesen.

So weit kam es nicht: Ende September wurde öffentlich, dass die Frau Grossbritannien in Richtung USA verlassen habe. Als schliesslich die britische Presse Wind von dem Fall bekam, schaltete sich sogar Premierminister Boris Johnson ein. Er bat Donald Trump um Amtshilfe.

Doch der US-Präsident liess mitteilen, Anne Sacoolas werde «nicht zurückkehren ins Vereinigte Königreich». Trump sagte jedoch, seine Regierung werde mit der Frau sprechen und «schauen, was wir machen können».

Ärger im Königreich

Im Vereinigten Königreich herrscht derweil Ärger darüber, dass Trump die diplomatische Immunität der Frau nicht aufheben will. Der ehemalige Staatssekretär Tobias Ellwood sprach etwa von «Doppelmoral» – und auch die britische Presse wies auf jene Fälle hin, in denen die USA von anderen Ländern die Aufhebung der Immunität von Diplomaten gefordert haben.

Für Boris Johnson und seine Brexit-Pläne kommt die Affäre indes zum völlig falschen Zeitpunkt. Ein EU-Austritt des Landes werde durch die «Special Relationship» zu den USA ausgeglichen, hatte der Premier immer wieder verlauten lassen. Diese besondere Beziehung scheint nun gefährdet.

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