Russland zahlt hohen PreisWarum US-Experten eine Abschwächung von Putins Offensive erwarten
dpa/toko
5.10.2024 - 00:00
Seit Monaten rücken russische Truppen in der Ostukraine unerbittlich vor. Doch sie zahlen dafür einen hohen Preis, der sich bald auswirken könnte.
DPA, dpa/toko
05.10.2024, 00:00
dpa
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Militärexperten des Institut für Kriegsstudien (ISW) schreiben in ihrem jüngsten Bericht, die russische Sommeroffensive werde absehbar ihren Höhepunkt in den kommenden Wochen oder Monaten erreichen.
«Russische Kräfte haben nicht das Personal und Material, um die intensiven Offensivanstrengungen dauerhaft fortzusetzen», heisst es im Bericht.
US-Militärexperten erwarten eine baldige Abschwächung der Bodenoffensive russischer Truppen im Osten der Ukraine. «Die gegenwärtige Sommeroffensive wird absehbar ihren Höhepunkt in den kommenden Wochen oder Monaten erreichen», schrieb das Institut für Kriegsstudien (ISW) in seinem jüngsten Bericht. Danach werde sich das Tempo der russischen Angriffe verlangsamen.
Als Grund nannten die Beobachter, dass die von der russischen Armeeführung für die Offensive eingeplanten Truppen dezimiert seien; Reserven seien erschöpft. Die Armee müsse ihre Kräfte zwischen den Angriffen im Donbass, der steckengebliebenen Offensive im Gebiet Charkiw und der Abwehr ukrainischer Truppen im russischen Gebiet Kursk teilen. «Russische Kräfte haben nicht das Personal und Material, um die intensiven Offensivanstrengungen dauerhaft fortzusetzen», heisst es im Bericht.
Eigentlich läuft der russische Vormarsch schon seit Oktober 2023, als die ukrainische Sommeroffensive im Süden steckenblieb. Zuletzt erzielten die Russen immer schneller Geländegewinne. Die Ukraine musste den lange verteidigten Vorposten Wuhledar im Gebiet Donezk aufgeben. Trotzdem ordnen die ISW-Experten dies als begrenzte taktische Erfolge Russlands ein. Ein strategisch bedeutender Durchbruch an der Front sei bislang nicht gelungen. Allerdings seien auch die ukrainischen Verteidiger erschöpft.
Der ukrainische Generalstab meldete für Donnerstag 142 versuchte russische Sturmangriffe, davon allein 30 in Richtung der seit langem umkämpften Stadt Pokrowsk.
Selenskyj bezeichnet Lage an der Front als «sehr, sehr schwierig»
STORY: Der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj hat die Situation an der Front als angespannt bezeichnet. Die Lage sei «sehr, sehr schwierig», sagt er am Montag in seiner abendlichen Videoansprache nach einem Treffen mit hochrangigen Kommandeuren. Dies betreffe jeden einzelnen Frontabschnitt sowie die gegenwärtigen als auch zukünftigen Kapazitäten der ukrainischen Armee. Die Streitkräfte müssten nun alles tun, was in ihrer Macht stehe. «Alles, was diesen Herbst getan werden kann, alles, was wir erreichen können, muss erreicht werden, so Selenskyj. In der vergangenen Woche hatte der scheidende US-Präsident Joe Biden acht Milliarden US-Dollar Militärhilfen für die Ukraine angekündigt. Am Dienstagmorgen meldete der Gouverneur der Region Cherson einen Luftangriff auf die gleichnamige Stadt Cherson im Süden der Ukraine. Dabei sollen auf einem Markt mindestens fünf Menschen getötet worden sein. Aufnahmedatum und -ort dieser Bilder konnten zunächst nicht unabhängig bestätigt werden. Zuletzt hatte Russland seine nächtlichen Drohnenangriffe fortgesetzt, auch auf die Hauptstadt Kiew.