Russland Viele Tote bei Raketentreffer in Ukraine – Landesweit Strom-Engpass

SDA

15.1.2023 - 18:17

Rettungskräfte räumen Trümmer weg, nachdem eine russische Rakete am Vortag in ein Hochhaus eingeschlagen ist. Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Rettungskräfte räumen Trümmer weg, nachdem eine russische Rakete am Vortag in ein Hochhaus eingeschlagen ist. Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Keystone

Nach dem verheerenden russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus in der ukrainischen Grossstadt Dnipro ist die Zahl der Toten nach Behördenangaben auf mindestens 25 gestiegen. Dutzende weitere Menschen wurden verletzt oder galten auch tags darauf am Sonntag noch immer als vermisst. Präsident Wolodymyr Selenskyj bekundete den Hinterbliebenen sein Beileid – und forderte Vergeltung.

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Darüber hinaus waren viele Ukrainer nach der heftigsten russischen Angriffswelle seit dem Jahreswechsel mit noch grösseren Problemen bei der Stromversorgung konfrontiert als ohnehin schon.

Mehr als 20 Tote und 70 Verletzte in Dnipro

Bis zum Sonntagmittag seien 25 Menschen tot aus den Trümmern des teils eingestürzten Hochhauses geborgen worden, teilte Selenskyj mit. Mehr als 40 Menschen würden nach der Explosion am Samstag weiterhin vermisst. Verletzt worden seien 73 Menschen – darunter 13 Kinder.

Der Angriff auf das im zentralukrainischen Gebiet Dnipropetrowsk gelegene Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Im ganzen Land galt zeitweise Luftalarm. Es war der erste russische Grossangriff dieser Art seit dem Jahreswechsel. Nach Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform kamen landesweit mindestens 26 Zivilisten ums Leben, mehr als 80 wurden demnach verletzt. Die Führung in Kiew verurteilte die Angriffe scharf und sprach einmal mehr von «russischem Terror».

Ukraine beklagt Strom-Engpässe nach jüngsten russischen Angriffen

Nach den massiven Angriffen stellte die Ukraine ihre Bürger zudem auf verstärkte Probleme bei der Stromversorgung ein. Landesweit müsse am Sonntag die vielerorts ohnehin schon deutlich reduzierte Strommenge pro Haushalt noch weiter gedrosselt werden, um grössere Engpässe zu vermeiden, teilte der staatlichen Stromnetzbetreiber Ukrenerho auf Facebook mit. Auch Notabschaltungen seien nicht ausgeschlossen.

Betroffen von dem russischen Beschuss waren neben Dnipropetrowsk unter anderem auch die Region um die Hauptstadt Kiew sowie Charkiw im Osten des Landes.

Moskau: «Ziel des Schlags wurde erreicht»

Russlands Verteidigungsministerium äusserte sich nicht zu den vielen zivilen Opfern. Stattdessen sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Sonntag mit Blick auf die jüngsten Angriffe lediglich: «Alle ausgewiesenen Objekte wurden getroffen. Das Ziel des Schlags wurde erreicht.» Ukrainische Medien warfen der russischen Seite angesichts dieser Äusserung Zynismus vor.

Selenskyj fordert mehr Waffen nach Russlands «Raketenterror»

Als Reaktion auf die russischen Angriffe forderte Selenskyj noch am Samstagabend mehr Waffen vom Westen. Der russische Terror lasse sich stoppen mit den westlichen Waffen, auf die die ukrainische Armee warte, sagte der ukrainische Präsident in seiner allabendlichen Videobotschaft. Zugleich dankte er Grossbritannien, das als erstes Land Kampfpanzer an die Ukraine liefern will.

Selenskyj bekundete ausserdem sein Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer in Dnipro. «Leider wird die Liste der Toten stündlich länger... Mein Beileid geht an Verwandte und Freunde.»

Nato-Chef erwartet mehr Waffenlieferungen

Nach Einschätzung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg kann die Ukraine in Kürze mit weiteren Zusagen für schwere Waffen rechnen. «Die jüngsten Zusagen für schweres Kriegsgerät sind wichtig – und ich erwarte schon in naher Zukunft mehr», sagte Stoltenberg dem «Handelsblatt». Auf die Frage, ob sich Deutschland nach der Panzer-Ankündigung von Grossbritannien nun auch bewegen müsse, sagte Stoltenberg, der Krieg befinde sich in einer entscheidenden Phase. «Daher ist es wichtig, dass wir die Ukraine mit den Waffen ausstatten, die sie braucht, um zu gewinnen – und als unabhängige Nation fortzubestehen.»