Missbrauch Vorerst keine Untersuchung von Läderachs Christlicher Privatschule

mafr, sda

22.9.2023 - 10:02

Das St. Galler Bildungsdepartement zeigt sich nach den im Schweizer Fernsehen SRF erhobenen schweren Vorwürfen gegen eine Christliche Schule in Kaltbrunn SG zurückhaltend. Die Situation sei aus Datenschutzgründen blockiert, schrieben die Behörden am Freitag.

Keystone-SDA, mafr, sda

Im Format «DOK» des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) erhoben ehemalige Schützlinge der evangelikalen Privatschule «Domino Servite», die heute «Christliche Schule Linth» heisst schwere Vorwürfe. Sie berichteten von systematischen Schlägen mit Gürteln, psychischer Gewalt und Ausgrenzung nach einer Vergewaltigung unter Schülern. Ein Untersuchungsbericht im Auftrag der Schule bestätigte das Fehlverhalten von «ehemaligen Lehrpersonen und Gemeindemitgliedern».

Das Bildungsdepartement des Kantons St. Gallen kündigte in der Ausstrahlung an, nach den SRF-Recherchen selbst einen Untersuchungsbericht in Auftrag geben zu wollen. Am Freitag hiess es dann aber auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass «es seit jenem Statement fraglich geworden sei, ob dieser Schritt gemacht werden könne.»

Die Behörden müssten dafür einen Opferruf machen und zu diesem Zweck die Adressen der Betroffenen erhalten. Anfragen dazu seien jedoch von den Datenbesitzern abgelehnt worden. Die Situation sei deshalb blockiert. Das weitere Vorgehen werde nun geprüft.

Schweizer Chocolatier beschuldigt

Im Film wird auch der Gründer der Schule, der Schweizer Chocolatier Jürg Läderach beschuldigt, Kinder geschlagen zu haben. Gegenüber Keystone-SDA schrieb Läderach am Freitag, er habe niemals Kinder oder Jugendliche geschlagen, oder anderweitig misshandelt. Diskriminierung, Gewalt und Missbrauch seien nicht mit seinem christlichen Glauben vereinbar.

Nach dem Untersuchungsbericht entschuldigte sich der Chocolatier bei den Opfern dafür, was an der Schule geschehen war. Er bedaure es, die Zeichen für die Zustände in der Schule zu lange nicht wahrgenommen zu haben. Im Januar 2022 wurde ein Massnahmenplan vorgestellt, der solche Missbräuche in Zukunft verhindern soll.

Läderach übernahm 1995 die Räumlichkeiten in Kaltbrunn und schuf dort eine eigene evangelikale Welt mit einer Freikirche und der Privatschule samt Internat. Zuerst war die Schule ein Schweizer Ableger der südafrikanischen Mission «Kwasizabantu», die unter Fachleuten als Sekte gilt. Seit 2019 ist die Gemeinschaft jedoch unabhängig und heisst seitdem «Evangelische Gemeinde Hof Oberkirch».

Läderach Sponsor beim Zürich Film Festival

Das Chocolatier-Haus aus dem Glarnerland ist zudem auch Sponsor beim diesjährigen Zürich Film Festival. Dieses stehe zu seiner Partnerschaft, hiess es am Freitag auf Anfrage von Keystone-SDA. Nach einem Generationenwechsel in der Unternehmensleitung würden andere Werte gelebt. So hätten sich die heutigen Verantwortlichen klar von der Vergangenheit distanziert und stünden für Toleranz und Diversität aus.

Anders sah das die Fluggesellschaft Swiss. Sie hatte im November 2019 die Zusammenarbeit mit Läderach gekündigt. Hintergrund war laut Medienberichten der Wirbel um den heutigen Läderach-Geschäftsführer Johannes Läderach. Dieser hat gemäss mehreren Medien am sogenannten «Marsch fürs Läbe» teilgenommen und sich damit gegen Abtreibung und gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen.

Jürg Läderach hatte sich Ende 2021 aus dem Schokoladengeschäft zurückgezogen. Zuletzt war er als Verwaltungsratspräsident von Läderach tätig. Zuvor amtete er bis 2018 in der Rolle des CEO. Diese beiden Rollen hat nun sein Sohn Johannes Läderach inne. Auch zwei weitere Söhne, David und Elias Läderach sitzen im Verwaltungsrat. Seit drei Generationen ist die Firma in Familienhand.