«Putins Koch» kleinlaut «Die Zahl der Wagner-Einheiten wird sinken»

Von Philipp Dahm

16.2.2023

Wagner-Chef sieht Verräter im Kreml

Wagner-Chef sieht Verräter im Kreml

Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat Mitarbeitern aus dem Umfeld von Kremlchef Wladimir Putin in der Präsidialverwaltung Verrat vorgeworfen. Sie täten so, als seien sie auf Putins Kurs, störten aber in Wahrheit den Kriegsverlauf und warteten auf ein rasches Ende, um sich bei einer Niederlage Russlands den USA anzudienen, behauptete Prigoschin einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung zufolge.

19.01.2023

Jewgeni Prigoschin kündigt an, dass seine Gruppe Wagner kürzertreten muss. Das liegt zum einen daran, dass die Söldner keine Sträflinge mehr rekrutieren dürfen, aber andererseits auch an ihrem Boss.

Von Philipp Dahm

16.2.2023

Das Video, das Jewgeni Prigoschin am 6. Februar in den sozialen Medien verbreitet, ist typisch für den Boss der Gruppe Wagner. Der 61-Jährige sitzt als Navigator in einer Su-24. «Wir landen», sagt er. «Wir haben Bachmut bombardiert.»

Am nächsten Tag werde er mit einer Mig-29 aufsteigen, fährt Prigoschin fort. Wenn Wolodymyr Selenskyj mutig genug sei, könnten sie einen Luftkampf austragen. Wenn der ukrainische Präsident verliert, darf Wagner dafür den Dnepr überqueren.

Doch tatsächlich scheint es nun Prigoschin zu sein, der abgeschossen wird. Auf der einen Seite muss die Su-24, mit der er geflogen ist, am 13. Februar nach einem Treffer eine Notlandung hinlegen. Und auf der anderen Seite stutzt der Kreml dem Söldner-Boss nun die Flügel.

«Die Zahl der Wagner-Einheiten wird sinken, und wir werden nicht mehr in der Lage sein, die Bandbreite von Aufgaben zu erfüllen, wie wir gern würden», verkündet Prigoschin laut «Guardian» am 15. Februar in einem Kreis aus Journalisten und Militär-Bloggern. «Sie haben ja alle gehört, dass die Rekrutierung von Sträflingen in unseren Reihen aufgehört hat.»

Putin «verteidigt Prîgoschin ganz klar»

Eine Begründung gibt der Wagner-Boss nicht ab, doch offenbar hat sich Prigoschin zu weit aus dem Fenster gelehnt. «Die Aufseher der heimischen Politik mögen seine politische Demagogie, seine Angriffe auf offizielle Institutionen oder seine Versuche nicht, Putins Stab zu stressen, indem er damit droht, eine politische Partei zu gründen», schreibt die Kreml-Expertin Tatiana Stanovaya.

Jewgeni Prigoschin hat sich im Kreml offenbar einige Feinde gemacht.
Jewgeni Prigoschin hat sich im Kreml offenbar einige Feinde gemacht.
Archivbild: AFP

Die Aussicht, dass Prigoschin zu einer politischen Konkurrenz werden könnte, bereite dem Kreml Kopfweh. «Er ist nicht einfach nur zu einer öffentlichen Figur geworden. Er verändert sich sichtbar zu einem vollständigen Politiker mit seinen eigenen Ansichten.»

Auch wenn Prigoschin selbst derlei Ambitionen dementiert, geht der Kraml offenbar auf Nummer sicher. Russischen Medien sei geraten worden, den Mann wie auch sein Unternehmen nicht mehr zu nennen, berichtet «Reuters».

Der Wagner-Boss wiederum rudert nun zurück und will von Kritik am Verteidigungsministerium plötzlich nichts mehr wissen. Nur einer hält nun noch seine schützende Hand über ihn, verrät Kreml-Berater Sergei Markow der «New York Times»: Wladimir Putin. «Er verteidigt Prigoschin ganz klar, denn die Zahl der Leute, die ihre Klauen nach ihm strecken, ist riesig.»

Wagner-Deserteur: «Es tut mir leid, dass ich in der Ukraine gekämpft habe»

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Er wolle über seine Erfahrungen im Krieg sprechen, damit «die Täter bestraft werden» für ihre Verbrechen in der Ukraine, sagte der nach Norwegen geflohene Ex-Kommandant der russischen Söldnertruppe im Reuters-Interview.

02.02.2023