Mann aus Donbass bei Paris verhaftet Was hatte der Bombenbauer vor, der sich selbst verletzt hat?

Philipp Dahm

6.6.2024

Macron befürwortet Einsatz westlicher Waffen gegen Russland

Macron befürwortet Einsatz westlicher Waffen gegen Russland

Klare Ansage von Frankreichs Präsident Emanuel Macron! Er will der Ukraine erlauben, militärische Stellungen auf russischem Territorium mit westlichen Waffen anzugreifen. Das kündigte der Präsident nach einem Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz an.

29.05.2024

Ein Ukrainer hat sich vor den Toren von Paris selbst mit einem Sprengsatz verletzt, den er gebastelt hat. Er wurde unter Terror-Verdacht verhaftet. Wie der Fall mit Moskau zu tun haben soll, zeigen die Fragen und Antworten.

Philipp Dahm

6.6.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein 26-jähriger Ukrainer aus dem Donbass hat sich am 3. Juni in einem Hotel in Roissy-en-France bei Paris bei einer Explosion verletzt.
  • Er wurde verletzt und anschliessend verhaftet, weil Material zum Bau einer Bombe im Hotel gefunden worden sind.
  • Zum möglichen Motiv kursieren mindestens drei Erklärungen.
  • Du erfährst, warum in Frankreich gerade Terror-Angst herrscht und welche Vorwürfe internationaler Sabotage laut geworden sind.

Was ist passiert?

Vor den Toren von Paris gab es am Abend des 3. Juni in einem Hotel in Roissy-en-France nahe dem Flughafen Charles de Gaulle eine Explosion. Feuerwehrleute retteten einen 26-jährigen Ukrainer, der an Arm und Gesicht schwere Verbrennungen erlitten hatte.

Der Mann wurde im Spital behandelt – und verhaftet, nachdem Ermittler vor Ort Produkte und Materialien zur Herstellung von Sprengsätzen gefunden haben: Der Mann hat die Explosion selbst verursacht. Nun untersuchen die Generaldirektion für Innere Sicherheit und die Antiterror-Staatsanwaltschaft den Fall.

Wie gefährlich ist der Mann?

«Le Parisien» will erfahren haben, dass in dem Hotelzimmer des Mannes auch Geld, falsche Pässe und Waffen gefunden worden sind. Zur Art des Sprengstoffs gibt es unterschiedliche Angaben.

Wie die Zeitung «JDD» unter Verweis auf Sicherheitskreise berichtete, seien Fahnder auf Ammoniumnitrat gestossen – einen billigen Sprengstoff, der bei Terroristen beliebt ist. Die Wirksamkeit der Sprengsätze soll diesem Bericht zufolge eher begrenzt gewesen sein.

Der zweite Kandidat, der genannt wird, ist Acetonperoxid. Der Sprengstoff mit dem Beinamen «Mutter Satans» wurde bereits bei Anschlägen in London 2005, Paris 2015 und Brüssel 2016 benutzt.

Warum wird der Mann Russland zugeordnet?

Der 26-Jährige ist zwar Ukrainer, wurde aber im Donbass geboren und hat angeblich vor kurzem die russische Staatsbürgerschaft angenommen. Demnach soll er auch zwei Jahre in der russischen Armee gekämpft haben, bevor er nach Frankreich gekommen ist.

Was ist das Motiv?

Laut «Le Parisien» soll der Verletzte der Polizei gesagt haben, dass er selber Handybatterien herstellen wollte und es deshalb zu der Explosion kam.

Englische Medien bringen den Vorfall mit den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie in Zusammenhang: Zum D-Day-Fest ist Russland explizit nicht eingeladen.

D-Day-Gedenken: (Von links) Brigitte Macron, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, sein US-Amtskollege Joe Biden und Jill Biden auf dem Soldaten-Friedhof in Colleville-sur-Mer in der Normandie.
D-Day-Gedenken: (Von links) Brigitte Macron, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, sein US-Amtskollege Joe Biden und Jill Biden auf dem Soldaten-Friedhof in Colleville-sur-Mer in der Normandie.
KEYSTONE

«JDD» berichtete dagegen, die Ermittler würden den Mann auch mit Blick auf den angeblich eher harmlosen Sprengstoff als Einzeltäter einstufen, der in Russlands Diensten stehe.

Warum Frankreich?

In Frankreich herrscht vor den Olympischen Spielen die höchste Terrorwarnstufe. Angeheizt wurden entsprechende Befürchtungen, als am 31. Mai ein 18-Jähriger tschetschenischer Herkunft verhaftet wurde, der einen islamistischen Anschlag während des Sport-Fests geplant haben soll.

Frankreich ist aber auch Schauplatz versuchter Einflussnahme durch den Kreml, der Emmauel Macron seinen zuletzt forschen Kurs bei der Unterstützung der Ukraine übelnimmt. So haben russische Social-Media-Kanäle gezielt eine Bettwanzen-Hysterie in Paris angefacht.

Auch Särge, die im Mai mit der Aufschrift «Französische Soldaten in der Ukraine» am Eiffelturm platziert worden sind, sollen aufs Konto von Putin-Sympathisanten gehen. Für Unruhe sorgten im Mai zudem Schmierereien am Holocaust-Mahnmal in Paris, die ebenfalls Moskau zugeordnet werden.

Wie steht um die internationale Einflussnahme?

Russlands Einflussnahme im Westen reicht etwa mit Blick auf die US-Präsidentschaftswahl 2016 schon länger zurück, tritt aber seit dem Überfall der Ukraine im Februar 2022 immer offener zutage und spielt sich auf mehreren Ebenen ab.

Auf niedrigem Niveau geht es um Informationsgewinnung, wenn etwa Drohnen norwegische Bohrplattformen in der Nordsee oder deutsche Kasernen ausspionieren. Online säen Fake-Accounts Zweifel an der Politik westlicher Regierungen: «Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine verbreitet Russland systematisch Desinformation», schreibt das deutsche Innenministerium.

Auf der nächsten Stufe werden wie wohl im Fall des Holocaust-Mahnmals in Frankreich Konflikte innerhalb des Ziel-Landes nachdrücklicher geschürt. Probleme kann der Kreml auch schaffen, in dem wie bei Finnland Migranten an die Grenze gekarrt werden.

Handfest sind dagegen gezielte Anschläge des russischen Geheimdienstes, bei denen etwa durch Brandstiftung bei Unternehmen, die der Ukraine Material liefern, Politik gemacht wird. «New York Times» wie auch der britische «Guardian» berichten in dem Zusammenhang von einer regelrechten Kampagne, die der Kreml im Westen führt.