Veteranen geben Medaillen ab «Welle der Solidarität» rührt schwulen ukrainischen Soldaten zu Tränen

phi

1.3.2024

Mit dieser Urkunde hat die Orthodoxe Kirche der Ukraine Soldaten ausgezeichnet. Viele geben sie mit der dazugehörigen Medaille nun zurück.
Mit dieser Urkunde hat die Orthodoxe Kirche der Ukraine Soldaten ausgezeichnet. Viele geben sie mit der dazugehörigen Medaille nun zurück.
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Die Orthodoxe Kirche der Ukraine hat einem Soldaten eine Medaille aberkannt, weil der ein Coming-out hatte. Nun geben andere Veteranen deswegen ihre Auszeichnung freiwillig ab.

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  • Die Orthodoxe Kirche der Ukraine hat einem Soldaten eine Medaille aberkannt, weil der ein Coming-out hatte.
  • Aus Protest geben nun Dutzende Kameraden ihre Auszeichnung ab.
  • «Ich habe diese Welle der Solidarität mit Tränen in den Augen aufgenommen», sagt Viktor Pylypenko.

Die Orthodoxe Kirche der Ukraine sorgt für Negativschlagzeilen. Der Grund: Sie hat einem Sanitäter des Militärs eine Medaille wieder aberkannt, die der Mann für seinen Einsatz im Krieg gegen Russland erhalten hatte. Aus Protest geben nun Dutzende Kameraden ihre Auszeichnung ab.

Der Hintergrund: Seine Heiligkeit Patriarch Filaret von Kiew hat am 8. Februar die Angehörigen der Sanitätseinheit des 1. Mechanisierten Bataillons der 72. Separaten mechanisierten Brigade für ihre «Aufopferung und Liebe zur Ukraine» geehrt. Der Patriarch hat die Medaillen am 15. Februar dem Kommandeur der Einheit, Jurij Lytwynenko, übergeben.

Die Kirche beschreibt auf Facebook, was dann vorgefallen sein soll: «Viktor Pylypenko war unter den geehrten Soldaten. Leider postete er auf seinen Social-Media-Seiten die falsche Information, dass Patriarch Filaret ihm als offen schwulem Mann eine Auszeichnung überreicht habe und dass Patriarch Filaret und das Kiewer Patriarchat ihre negative Haltung gegenüber LGBTQ+-Menschen radikal geändert hätten.»

«Viel mehr für die Ukraine getan als für alle von euch»

Das sei «eine glatte Lüge», ereifern sich die Orthodoxen. «Dunkle Mächte» versuchten, Tatsachen zu verdrehen. Die Kirche habe Pylypenko als Soldat ausgezeichnet, nicht als Aktivist. Von den «sündigen Neigungen» habe der Patriarch nichts gewusst. Die Gemeinde habe eine «grundsätzlich ablehnende Haltung zur Sünde von Sodom» ein.

Patriarch Filaret (links) will von Toleranz gegenüber der LGBTQ+-Gemeinde nichts wissen.
Patriarch Filaret (links) will von Toleranz gegenüber der LGBTQ+-Gemeinde nichts wissen.
Archivbild: EPA

Das Fazit: «Angesichts der offenen Propagierung einer sündigen Ideologie und der Leugnung der Existenz Gottes» entzieht die Kirche jetzt Viktor Pylypenko seine Medaille. Die Entscheidung hat unter Pylypenkos Kameraden nun einen Sturm der Entrüstung ausgelöst: Dutzende Veteranen geben ihre Medaille aus Protest ab.

«Viktor Pylypenko hat viel mehr für die Ukraine getan als für alle von euch, die den ganzen Tag in der Mitte der Goldmauern knien und Gebete sprechen», schreibt ein Armeeangehöriger aus Facebook. Er gehöre nicht zur LGBTQ+-Bewegung, hält ein anderer fest, der dennoch den «verdammten Schmuck» retourniert.

Solidarität treibt Betroffenen «Tränen in die Augen»

«Wenn eine Person die Auszeichnung verdient hat, nimmt sie sie nicht weg, wenn sie einem nicht gefällt», notiert ein weiterer wütender Veteran. «Gott ist Liebe», schreibt Soldatin Julia Mykytenko. «Ihr seid es nicht.» Der Betroffene ist von diesem Zuspruch gerührt, gibt er gegenüber «Politico» zu.

«Ich habe diese Welle der Solidarität mit Tränen in den Augen aufgenommen», sagt Viktor Pylypenko. Er sei ohnehin erschöpft gewesen von den «konstanten Angriffen von verschiedenen rechtsextremen Radikalen und Priestern»: «Wenn du so was Tag für Tag hörst, macht es dich nieder – egal, wie stark du bist.»

Es sei deshalb «unbeschreiblich freudig» für ihn gewesen, dass «diese Zahl gescheiter Leute, die ich respektiere», sich für ihn einsetzten und ihn beschützen wollen. Ja, er habe gedacht, die Kirche habe sich geändert, als man ihn auszeichnete. «Es war bloss ein Fehler», sieht er nun ein.

Freuen tut er sich über die «Medienexplosion», die er nun erlebe: «Das ist ein sehr gutes Zeichen für Veränderung! Die Ukrainer wollen in einem fairen Land leben», schreibt er auf Instagram.