Gefahr für Israel und USA Wer sind die Huthis und was wollen sie im Gaza-Krieg?

tafi

4.12.2023

Huthis greifen mehrere Handelsschiffe im Roten Meer an

Huthis greifen mehrere Handelsschiffe im Roten Meer an

Nach Angaben der US-Militärs hat ein amerikanisches Kriegsschiff Angriffe der Huthi-Miliz auf zwei Frachtschiffe abgewehrt.

04.12.2023

Seit Beginn des Gaza-Krieges gibt es Sorgen vor einer Ausweitung des Konflikts. Unter besonderer Beobachtung steht die Huthi-Miliz aus dem Jemen: Sie gilt als Handlanger Irans und macht das Rote Meer unsicher.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Huthi-Miliz greift immer wieder in den Konflikt zwischen Israel und der Hamas ein: Zuletzt attackierten sie Handelsschiffe im Roten Meer mit Verbindungen zu Israel.
  • Doch was können die Rebellen aus dem Jemen überhaupt ausrichten? Und wer steckt wirklich dahinter?
  • Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den Huthi-Rebellen findest du hier. 

«Gott ist gross! Tod den USA! Tod Israel! Verdammt seien die Juden! Sieg dem Islam!» – mit ihrem Kampfspruch lassen die Huthi-Rebellen keine Zweifel daran aufkommen, wer ihre grössten Feindbilder sind. Die international als Terrororganisation eingestufte Miliz aus dem Jemen greift mittlerweile offen in den Gaza-Krieg ein und nimmt Handelsschiffe im Roten Meer unter Beschuss oder kapert sie. Zuletzt wurde sogar ein US-Zerstörer angegriffen.

Doch wer sind die Huthis überhaupt? Wie gross ist die Bedrohung durch die Miliz für Israel? Wer finanziert die Miliz, und woher bekommen die Huthis ihre Waffen? Hier findest die Antworten zu den wichtigste Fragen über die Huthi-Rebellen im Überblick.

Woher kommen die Huthi-Rebellen?

Die Huthi-Miliz hat ihren Ursprung im Norden des Jemen. Das Grenzgebiet zu Saudi-Arabien ist eine Hochburg der Zaiditen, einer schiitischen Glaubensströmung des Islam, die nur noch im Jemen nennenswert vertreten ist. Schiiten stellen im Jemen die Bevölkerungsmehrheit dar, das Land wurde aber Jahrzehnte von der sunnitischen Minderheit regiert.

Seit wann gibt es die Huthi-Miliz?

Die heutige Huthi-Miliz begann sich in den 1990er-Jahren zu formen. Der Grund: Die Zaiditen fühlten sich von sunnitischen Fundamentalisten zunehmend unterdrückt. Daraufhin verbündete sich eine Familie zaiditischer Gelehrter, die Al Huthis, mit mehreren Stämmen im Nordjemen zur Ansaruallah-Miliz («die Anhänger Gottes»). Ursprünglich wollten sie als «Gläubige Jugend» vor allem ein schiitisches Gegengewicht zum wachsenden sunnitischen Einfluss bilden.

Warum sind die Huthi-Rebellen so mächtig geworden?

Weil der Zulauf zur Organisation immer grösser wurde, plante sie bald Aufstände gegen die Zentralregierung. Mittlerweile als Huthis bekannt (nach der Familie, die die Bewegung gründete), führten die Rebellen zwischen 2004 und 2010 sechs Kriege gegen die Zentralregierung und gaben sich in dieser Zeit militärische Strukturen.

Im Arabischen Frühling schlossen sich die Huthis 2011 der Protestbewegung an und halfen dabei, den Präsidenten aus dem Amt zu stürzen. Dadurch gewannen sie noch mehr Anhänger und füllten das entstandene Machtvakuum: 2014 konnte die Huthi-Miliz die jemenitische Hauptstadt Sanaa kampflos einnehmen und kontrolliert mittlerweile grössere Gebiete im Westen und im zentralen Jemen.

Ab 2015 wurde aus dem Bürgerkrieg ein regionaler Krieg: Die arabische Koalition unter Führung Saudi-Arabiens unterstützt die jemenitischen Regierungstruppen finanziell und militärisch.

Wer finanziert die Huthi-Rebellen?

Der Krieg im Jemen ist dadurch ein Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. International weitgehend isoliert, bekommen die Huthis finanzielle und militärische Unterstützung aus Teheran. Der Iran, wo ebenfalls der schiitische Islam vorherrscht, verfolgt damit kaum verhohlene machtpolitische Ziele und will die Stabilität auf der mehrheitlich sunnitischen arabischen Halbinsel schwächen.

Woher bekommen die Huthis ihre Waffen?

Der Iran und die von ihm unterstützte libanesische Hisbollah-Miliz haben in den letzten Jahren die Huthis verstärkt mit Waffen und militärischem Know-how unterstützt. Das Arsenal der Huthis, stetig ausgebaut und stolz präsentiert bei Militärparaden, umfasst auch Kampfdrohnen mit grosser Reichweite, die selbst Radars überlisten können.

Welche Rolle können die Huthis im Gaza-Krieg spielen?

Der Jemen liegt 1600 Kilometer entfernt, die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen dort könnten für Israel dennoch zur Bedrohung werden. Ein paar versuchte Angriffe auf Israel gab es bereits. «Es sind symbolische Attacken, aber wichtige Botschaften des Iran, dass dessen Verbündete Angriffe auf Israel von verschiedenen Orten versuchen können und sogar US-Ziele treffen können», sagt Experte Magid al-Madhadschi vom Sanaa Centre for Strategic Studies der emiratischen Zeitung «The National».

Als Reaktion auf den Krieg Israels gegen die Hamas intensivieren die Huthi-Rebellen ihre Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer. Es seien alle Schiffe ein Ziel, die unter der Flagge Israels führen, die im Besitz israelischer Unternehmen seien oder die von israelischen Firmen betrieben würden, drohte Huthi-Militärsprecher Jahja Sari am Sonntag erneut. Israels Armeesprecher Daniel Hagari betonte, die attackierten Schiffe hätten keine Verbindung zum Staat Israel. Eines der Schiffe sei erheblich beschädigt worden. Es drohe zu sinken.

Seit dem Beginn des Gaza-Krieges haben Angriffe Iran-naher Gruppen auf US-Kräfte im Nahen Osten zugenommen, was Sorgen vor einer noch grösseren Eskalation in der Region nährt. «Diese Angriffe stellen eine direkte Bedrohung für den internationalen Handel und die Sicherheit im Seeverkehr dar», so das US-Militär. «Wir haben auch allen Grund zur Annahme, dass diese Angriffe zwar von den Huthis im Jemen verübt, aber in vollem Umfang von Iran unterstützt werden.» Die USA würden in Abstimmung mit internationalen Partnern nun Massnahmen diskutieren.

Bewaffnete Huthi-Kämpfer in Sanna (Archiv): Die jemenitische Miliz hat enge Verbindungen zum Iran, dem erklärten Erzfeind Israels.
Bewaffnete Huthi-Kämpfer in Sanna (Archiv): Die jemenitische Miliz hat enge Verbindungen zum Iran, dem erklärten Erzfeind Israels.
Hani Mohammed/AP/dpa