Notstand in Katalonien, Sizilien Winterdürre hat Südeuropa und Nordafrika im Griff

SDA

22.2.2024 - 05:15

Katalonien schränkt Wasserverbrauch wegen extremer Dürre ein

Katalonien schränkt Wasserverbrauch wegen extremer Dürre ein

STORY: Extreme Dürre in Spanien und ihre Folgen. In der Region Katalonien dürfen die Menschen ihre Autos nicht mehr waschen und keine leeren Swimmingpools mehr auffüllen. Diese Beschränkungen sind Teil eines Massnahmenpakets, das die Regionalregierung am Donnerstag beschlossen hat. Bei einem Besuch nordöstlich von Barcelona zeigt sich der Wassermangel deutlich an einem Stausee. Joaquim Casali, 77-jähriger Rentner: «So haben wir es noch nie gesehen. Der Wasserstand war bereits stark gesunken. Man konnte den Glockenturm der Kirche sehen, bis hin zum Friedhof. Aber jetzt sieht man alles. Und es gibt diesen Geruch von verfaultem Schlamm. Ich weiss auch nicht, wie das wohl enden wird.» Eine Folge der Dürre ist nun auch, dass der zulässige Wasserverbrauch in Katalonien von 210 Litern pro Person und Tag auf 200 Liter reduziert wurde. Betroffen von den Massnahmen der Regierung sind rund 200 Städte, Dörfer und Gemeinden, auch die Mittelmeer-Metropole Barcelona mit ihren rund sechs Millionen Einwohnern. Laut einer Studie aus dem Jahr 2022 leidet die iberische Halbinsel unter der schlimmsten Trockenheit seit 1200 Jahren.

05.02.2024

Die Dürre im Mittelmeerraum hat dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus zufolge über die Wintermonaten angehalten, was zum Teil zu Wassereinschränkungen und Dürre-Notständen geführt hat.

Keystone-SDA

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Seit knapp drei Jahren leiden Regionen im Mittelmeerraum unter einer historischen Trockenheit.
  • Die Dürre  hat dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus zufolge über die Wintermonaten angehalten.
  • Das hat zum Teil zu Wassereinschränkungen und Dürre-Notständen geführt hat.
  • Mehr als 45 Prozent Südeuropas litten die ersten zehn Tage des Februars unter trockenen Böden.
  • Laut Copernicus herrscht in einem Viertel Gesamteuropas und Nordafrikas Dürre.
  • Die Wintermonate brachten in der Region weniger Niederschlag als im Durchschnitt. Die Situation hat sich seit Ende Januar verschlechtert.
  • Sie ist allerdings etwas besser als im Vorjahr, als 31,3 Prozent des Gebiets von einer Dürre betroffen waren.

Mehr als 45 Prozent Südeuropas hätten die ersten zehn Tage des Februars unter trockenen Böden gelitten, wie aus Daten des Europäischen Beobachtungszentrum für Dürre (EDO) hervorgeht. In 2,8 Prozent des Gebiets wurde demnach die höchste Alarmstufe erreicht.

Laut Copernicus herrscht in einem Viertel Gesamteuropas und Nordafrikas Dürre. Die Wintermonate brachten in der Region weniger Niederschlag als im Durchschnitt. Die Situation hat sich seit Ende Januar verschlechtert, ist allerdings etwas besser als im Vorjahr, als 31,3 Prozent des Gebiets von einer Dürre betroffen waren.

Notstände ausgerufen

Besonders schlimm ist die Situation in Süditalien, Spanien, Algerien, Tunesien und im Norden Marokkos. Zu der Dürre kommen Temperaturen, die über dem üblichen Durchschnitt liegen. Der vergangene Januar war laut Copernicus weltweit der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen.

Der Regionalpräsident der spanischen Region Katalonien, Pere Aragonès, sprach von einer «Jahrhundertdürre». Der Notstand wurde ausgerufen und Wasserbeschränkungen erlassen. Die italienische Insel Sizilien erklärte Anfang Februar den Dürre-Notstand. Marokko, wo die Temperaturen jüngst auf 37 Grad Celsius stiegen, erlebt sein sechstes aufeinanderfolgendes Dürre-Jahr.

Das Sau-Reservoir in der Provinz Barcelona trocknet aus und das in den Sechzigerjahren geflutete Städtchen Sant Roma de Sau ist wieder aufgetaucht. (4. Februar 2024)
Das Sau-Reservoir in der Provinz Barcelona trocknet aus und das in den Sechzigerjahren geflutete Städtchen Sant Roma de Sau ist wieder aufgetaucht. (4. Februar 2024)
Bild: Keystone/EPA/Siu Wu

Das EDO hat für das Frühjahr 2024 überdurchschnittliche Temperaturen für Europa und den Mittelmeerraum vorausgesagt. Einhergehend wird mit weniger Schnee in Gebirgszügen gerechnet, die für die Auffüllung der Flüsse in den kommenden Monaten verantwortlich sind.