Coronavirus Zahl der Toten steigt auf 563 – neue Fälle auf Kreuzfahrtschiff

SDA/uri

6.2.2020 - 06:47

Die Zahl der Toten durch das neue Coronavirus in China ist so stark gestiegen wie noch nie. Innerhalb eines Tages waren bis Donnerstag 73 neue Todesfälle zu beklagen, wie die chinesische Gesundheitskommission mitteilte.

Die Zahl der Toten im Zuge der Coronavirus-Epidemie in China legte damit auf insgesamt 563 zu. Die bestätigten Infektionen mit der Lungenkrankheit erhöhten sich ebenfalls wieder stark um 3'694 auf 28'018 Fälle. Die Kommission sprach zudem von mehr als 24'000 Verdachtsfällen.

Nach der Entdeckung von Virusinfektionen an Bord wurden in Japan und Hongkong zwei Kreuzfahrtschiffe mit rund 7‘000 Passagieren und Besatzungsmitgliedern festgesetzt. Nachdem am Vortag bereits zehn Fälle auf dem Schiff «Diamond Princess» vor Yokohama bestätigt worden waren, kamen am Donnerstag zehn weitere Nachweise hinzu, wie das japanische Gesundheitsministerium mitteilte. Die Betroffenen würden in örtliche Spitäler gebracht, hiess es.

Tausende festgehalten

Die übrigen Passagiere sowie über 1‘000 Crew-Mitglieder sollen zunächst für weitere 14 Tage an Bord bleiben, da die Untersuchungen auf den Erreger weitergehen. Mit den neuen Fällen stieg die Zahl der Ansteckungen in Japan auf 45.



In Hongkong wird nach Infektions-Nachweisen ein zweites Schiff mit mehr als 1‘800 – meist aus der chinesischen Sonderverwaltungsregion stammenden – Passagieren und 1‘800 Crewmitgliedern festgehalten. Bei drei Menschen, die zwischenzeitlich mit dem Schiff der asiatischen Gesellschaft Dream Cruises gereist waren, war das Virus festgestellt worden. Drei Besatzungsmitglieder sind mit Fieber in ein Spital gebracht und als Vorsichtsmassnahme unter Isolation gestellt worden. Taiwan verbot ab Donnerstag das Anlegen von Kreuzfahrtschiffen.

Ausserhalb von Festland-China sind in mehr als einem Dutzend Ländern rund 240 Infektionen bestätigt. In Hongkong und auf den Philippinen waren zwei Tote zu beklagen.

Um die steigende Zahl der Kranken zu bewältigen, wandelt die chinesische Metropole Wuhan in der Provinz Hubei weitere Hallen und Gebäude in vorübergehende Bettenlager um. Ein Ausstellungsgelände, in dem 1‘600 Betten aufgestellt wurden, nahm erstmals Patienten auf. Zwei weitere Einrichtungen werden umgewandelt und sollen 2‘800 zusätzliche Betten zur Verfügung stellen. Besonders Patienten mit milden Symptomen sollen dort untergebracht werden.

Umbau von Turnhallen

In Wuhan alleine stieg die Zahl der bestätigten Infektionen bis Donnerstag innerhalb eines Tages um 1‘700 auf mehr als 10'100. Die 28 ausgesuchten Spitäler, die für Coronavirus-Fälle bestimmt sind, bieten aber nur 8‘250 Betten. Die Stadt will jetzt auch noch Hotels, Schulen, Turnhallen, Sportzentren und andere Stätten in Aufnahmelager für Quarantäne, Beobachtung oder Behandlung von Patienten umwandeln, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

«Wenn eine grosse Zahl von Patienten mit milden Symptomen daheim lebt oder Patienten unter Virusverdacht in der Gesellschaft herumlaufen, werde sie die Hauptquelle, die das Virus verbreitet», warnte der Präsident der chinesischen Akademie für medizinische Wissenschaften, Wang Cheng, laut Xinhua. Derzeit seien mehr als 5‘000 Personen zur Beobachtung in Quarantäne zentral untergebracht, weitere 20'000 seien daheim isoliert, berichtete die Staatsagentur. Die Provinz ist zudem weitgehend von der Aussenwelt abgeriegelt. Auch in anderen Regionen verhängten die chinesischen Behörden Verkehrsbeschränkungen.

Zur Behandlung von Erkrankten haben chinesische Behörden das amerikanische Anti-Virus-Medikament Remdesivir für klinische Versuche mit dem neuen Coronavirus zugelassen, wie Xinhua weiter berichtete. Die erste Gruppe von Patienten solle das Medikament am Donnerstag nehmen. Es habe gute Ergebnisse bei anderen Coronaviren wie Sars oder Mers und zumindest auf Zellebene auch bei dem 2019-nCov genannten neuen Virus gezeigt. 761 Patienten nähmen an den Tests teil, hiess es.

China erwägt obendrein eine Verschiebung seiner jährlichen Parlamentssitzung. Man prüfe angesichts der Verbreitung des Coronavirus mehrere Optionen, verlautete aus Regierungskreisen. «Eine Verschiebung ist eine dieser Möglichkeiten.» Der Nationale Volkskongress mit seinen rund 3‘000 Delegierten kommt üblicherweise für mindestens zehn Tage in Peking zusammen, um Gesetze zu verabschieden. Dabei werden auch wichtige wirtschaftliche Ziele für das gesamte Jahr bekannt gegeben. Der Beginn der Sitzung ist für den 5. März geplant.

Fiebermessen in Wien

Wegen der Ausbreitung des Coronavirus werden die Sicherheitsvorkehrungen unterdessen am Flughafen von Wien verschärft. Ab Donnerstagmorgen werde am Flughafen der österreichischen Hauptstadt bei Passagieren, die per Direktflug aus Peking kommen, die Temperatur gemessen, kündigte Niederösterreichs Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig im Sender ORF am Mittwochabend an. Bisher hatte es in Europa solche Massnahmen nur vereinzelt in Grossbritannien und Italien mit Direktflügen aus Wuhan gegeben.

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