JugendarbeitZehn ehemalige Pro Juventute-Vereine gründen neuen Verband
lt, sda
20.11.2020 - 11:21
Pro Juventute erhält «Konkurrenz» in den Regionen: Zehn kantonale Jugendvereine haben sich von der Stiftung abgewandt und den neuen Schweizer Verband Kind Jugend Familie (SVKJF) gegründet.
Passend zum Tag der Kinderrechte am Freitag stellten die zehn ehemaligen Pro Juventute-Vereine ihren neuen Verband der Öffentlichkeit vor. Sie alle hatten im November letzten Jahres entschieden, nach dem Strategiewechsel von Pro Juventute die Stiftung zu verlassen.
Gemäss SVKJF-Vorstandsmitglied Yannick Boillod sei Pro Juventute nicht mehr in der Lage gewesen, die Aufrechterhaltung der lokalen Aktivitäten zu garantieren. Deshalb hätten sie beschlossen, eine eigene Struktur zu gründen, «um die kantonalen und regionalen Organisationen weiter zu stärken», wie der Verband in einer Medienmitteilung schreibt.
Der neue nationale Dachverband biete ihnen die Möglichkeit, «sich noch besser untereinander zu vernetzen und Synergien zu schaffen». Ausserdem könnten so die Qualität des Angebots und die Kompetenzen gesichert und weiter ausgebaut werden. Das Ziel des Verbands bleibe es, «die vorhandenen Lücken in der Umsetzung der Uno-Kinderrechtskonvention zu schliessen».
Seit über 100 Jahren aktiv
Nach dem Ausscheiden aus Pro Juventute änderten die zehn Vereine ihre Namen: Zur SVKJF gehören die neu Chindernetz genannten Vereine in Appenzell Innerrhoden, Bern, Obwalden und Schwyz, die Pro Junior-Vereine Arc jurassien, Freiburg, Graubünden und Schaffhausen-Thurgau, Joyning Glarnerland und 022 Familles.
Alle diese Vereine engagierten sich seit über 100 Jahren für die Anliegen und Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und Familien in ihre jeweiligen Kantonen, hiess es. Ihr Fundament bilde eine Vielzahl von Freiwilligen, welche über «einmalige, unverzichtbare Kenntnisse über die Bedürfnisse bis in die entlegensten Gebiete» verfügten.
Der SVKJF will aber auch die Kampagnen fortsetzen, die bisher von den regionalen Pro Juventute-Vereinen durchgeführt wurden, wie Boillod sagte. Dazu gehöre zum Beispiel der Verkauf von Briefmarken. Aber auch auf nationaler Ebene möchte der Verein in Zukunft mit Präventions- und Sensibilisierungskampagnen in Erscheinung treten.
Pro Juventute will in der ganzen Schweiz präsent sein
Pro Juventute-Sprecherin Lulzana Musliu teilte auf Anfrage mit, die Stiftung habe den Schritt erwartet. Und sie verteidigte den Strategiewechsel: Dessen Ziel sei genau die Stärkung der Aktivitäten in den Regionen gewesen.
Die Stiftung habe deshalb auch einen Teil ihrer Organisation an fünf regionale Büros delegiert. Und sie hätten den kantonalen Vereinen angeboten, ihre Aktivitäten unter dem Dach dieser Büros oder eigenständig weiterzuführen.
Dazu kommt, dass Pro Juventute letztes Jahr in die roten Zahlen gerutscht war. Das Vereinsmodell habe eine «finanziell und organisatorisch stabile Grundlage» nicht mehr gewährleisten können, sagte Musliu. Denn die gemeinsame Mittelbeschaffung sei nicht erfolgreich gewesen und verschiedene Vereine hätten sich aufgrund finanzieller oder personeller Herausforderungen bereits aufgelöst.
Die Stiftung wolle aber langfristig lokal in allen Teilen der Schweiz präsent sein. Mit den Regionalstellen schaffe Pro Juventute die Voraussetzung, um auch in Zukunft für alle Kinder in allen Regionen da zu sein.
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