Die Nachbarn lockernZum Espresso nach Mailand und zum Shoppen nach Wien?
tafu
3.2.2021
Nachdem die Italiener morgens wieder einen Espresso geniessen und mittags ins Restaurant gehen können, öffnet auch Österreich wieder behutsam. Das müssen Schweizer über Reisen zu den Nachbarn wissen.
In kleinen Schritten zurück in die Normalität: Während wir in der Schweiz noch auf die ersehnten Lockerungen warten, dürfen unsere Nachbarn in Italien bereits wieder mehr Freiheiten geniessen.
Seit Wochenbeginn wurden die meisten Regionen Italiens zu gelben Zonen herabgestuft. Das bedeutet, die Regierung schätzt das Risiko einer Ansteckung mit Covid-19 als gering ein. Rote Zonen gibt es keine mehr, orange Zonen mit mittlerem Infektionsrisiko sind noch die Regionen Südtirol, Umbrien, Apulien und die Inseln Sizilien und Sardinien. Das berichtet die «Deutsche Welle».
Zurück in die Bars
Für die Menschen, die in einer gelben Zone leben, bedeutet das: Bars und Restaurants dürfen wieder öffnen – wenn auch nur bis 18 Uhr, Take-away ist bis 22 Uhr möglich. Sämtliche Geschäfte sind wieder geöffnet, auch Sehenswürdigkeiten wie das Kolosseum in Rom können nun wieder besucht werden. Allerdings nur montags bis freitags, um Menschenansammlungen an Wochenenden zu vermeiden.
Die nächtliche Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr bleibt in Italien aber weiterhin in Kraft. Interessant besonders für Schweizer: Der Grenzverkehr ist wieder erlaubt, Tagestouristen aus der Schweiz benötigen weder einen Corona-Test noch einen triftigen Grund für die Einreise, berichtet «Blick».
Weiterhin «grösste Vorsicht»
Der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza warnt allerdings vor allzu grosser Sorglosigkeit. Die Einstufung von Regionen als gelbe Zonen bedeute nicht, «dass wir der Gefahr entkommen sind». Weiterhin müsse man «grösste Vorsicht walten lassen, wenn wir die Fortschritte der vergangenen Wochen nicht rückgängig machen wollen».
Und nicht nur in Italien wird vor der wiedergewonnenen Freiheit gewarnt, auch im Tessin sieht man in den Lockerungen grosse Risiken. Regierungspräsident Norman Gobbi drängte in einem Eilbrief den Bundesrat zu Massnahmen.
«Wir müssen noch in dieser Woche den nicht notwendigen Grenzverkehr einschränken», erklärt Gobbi gegenüber dem «Corriere del Ticino». Daher seien Corona-Schnelltests für jeden, der von einem Ausflug nach Italien zurückkommt, dringend notwendig. Zum Shoppen oder Restaurantbesuch ins Nachbarland zu fahren, solle komplett verboten werden.
Auch Österreich wagt in Kürze erste Schritte in Richtung Normalität. Geschäfte dürfen ab dem 8. Februar wieder öffnen, wenn auch nur unter strengen Auflagen. Eine FFP2-Maske ist während des Einkaufs verpflichtend, pro Kunde müssen 20 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Auch Galerien, Zoos und Museen dürfen ab nächster Woche die Türen öffnen. Ebenso ist der Gang zum Coiffeur wieder möglich – allerdings nur mit einem negativen Corona-Test, der nicht älter als 48 Stunden ist, berichtet «20 Minuten».
Wer nun aber bereits den Shopping-Ausflug ins Nachbarland plant, wird enttäuscht: Einreisende – auch aus der Schweiz – sind verpflichtet, sich zu registrieren, zehn Tage Quarantäne zu halten und einen negativen Corona-Test vorzuweisen. Kanzler Kurz stellte klar: «Bitte verstehen Sie diese punktuellen Lockerungen nicht als Entwarnung». Steigen die Zahlen, müsse umgehend wieder nachgeschärft werden.
Deutschland bleibt zu
Ein Ausflug zu den nördlichen Nachbarn wird ebenfalls so schnell noch nicht möglich sein. Auch wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland auf 80, im Grenzgebiet zur Schweiz sogar auf unter 50 gefallen ist, bleiben Geschäfte, Coiffeure, Einkaufszentren und Restaurants noch immer geschlossen.
Wer trotzdem nach Baden-Württemberg reisen möchte, muss beachten, dass dies für maximal 24 Stunden nur dann erlaubt ist, falls es «nicht überwiegend aus touristischen Gründen oder zu Zwecken des Einkaufs erfolgt». Falls doch, droht Quarantäne. Die Beschränkungen gelten in Deutschland zunächst bis 14. Februar. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar.
Grenze nach Frankreich offen
Im Gegensatz zur deutschen Grenze dürfen Schweizer die Grenze nach Frankreich ohne Probleme passieren – vorausgesetzt, sie reisen nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Auto ein. Wer per Flug einreist, benötigt einen negativen Corona-Test, der nicht älter als 72 Stunden ist.
Zunächst war man insbesondere unter Schweizer Berufspendlern besorgt, als Frankreich Ende Januar die Grenzen für Nicht-EU-Bürger dichtmachte, wie «Blick» berichtet. Doch da die Schweiz, so erklärte Europa-Staatssekretär Clément Beaune kurz darauf, «Teil des europäischen Raumes» sei, werde es keine Probleme für Grenzgänger geben.
Abgesehen von Beruflichem dürfte es aber auch kaum Gründe für eine Einreise geben: Einkaufszentren, Möbelgeschäfte und Baumärkte bleiben seit Sonntag erneut geschlossen, auch Restaurants, Cafés, Theater, Kinos und Konzertsäle bleiben in Frankreich zu. Lediglich Coiffeure und Lebensmittelgeschäfte dürfen öffnen.
Wann die Schweizer wieder in ihrem eigenen Land entspannt im Restaurant sitzen oder eine Einkaufstour planen können, ist noch immer nicht klar. Die Mitte Januar eingeführten verschärften Massnahmen gelten noch bis Ende Februar, wie es anschliessend weitergeht, ist ungewiss.
Für konkrete Lockerungen sei es laut Gesundheitsminister Alain Berset definitiv noch zu früh, zunächst müsste die Entwicklung der Ansteckungszahlen vor allem auch im Hinblick auf die neuen Corona-Mutationen beobachtet werden.