Nur «eine Tasse und ein Buch» Kreml-Kritiker Nawalny nach eigenen Angaben in Isolationszelle
dpa
15.8.2022 - 21:17
Es war zunächst unklar, wie die Information aus dem Gefängnis gelangte. Isolationshäftlinge dürften keine Besucher, Briefe oder Pakete empfangen.
15.08.2022, 21:17
dpa
Der inhaftierte russische Oppositionsführer Alexej Nawalny befindet sich nach eigenen Angaben in einer Isolationszelle. Für ihn sei wegen seines Aktivismus hinter Gittern unter Berufung auf ein geringfügiges Vergehen eine mindestens dreitägige Isolationshaft angeordnet worden. Ein Beitrag über die Strafmassnahme erschien am Montag auf Nawalnys Social-Media-Kanälen.
Es war zunächst unklar, wie die Information aus dem Gefängnis gelangte. In dem Beitrag hiess es, Nawalny habe nur «eine Tasse und ein Buch» in seiner Zelle. Isolationshäftlinge dürften keine Besucher, Briefe oder Pakete empfangen. Für etwas mehr als eine Stunde am Tag erhalte der 46-Jährige einen Stift und etwas Papier.
«Unverbesserlicher Bösewicht»
Nawalny, der schärfste Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin, wurde im Januar 2021 nach seiner Rückkehr aus Deutschland, wo er wegen einer Nervengiftvergiftung behandelt wurde, verhaftet und wegen eines Verstosses gegen Bewährungsauflagen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Im März kamen neun Jahre Haft wegen Betrugs und Missachtung des Gerichts hinzu. Der Oppositionspolitiker wies die Vorwürfe als politisch motiviert zurück.
Während seiner Gefangenschaft sind auf seinen Social-Media-Kanälen regelmässig Beiträge über sein Leben im Gefängnis erschienen. In der vergangenen Woche hatte Nawalny angekündigt, eine Gewerkschaft für Sträflinge zu schaffen. Den Angaben zufolge war er zu dem Zeitpunkt deren einziges Mitglied. Nawalny sagte, die Gewerkschaft habe sich erfolgreich dafür eingesetzt, in der Näherei des Gefängnisses Hocker ohne Rückenlehnen durch Stühle zu ersetzen. Den Angaben vom Montag zufolge war seine Gewerkschaftsaktivität der wahre Grund für die Isolationsmassnahme.
In dem Beitrag hiess es, begründet worden sei die Massnahme von Seiten des Gefängnisses damit, dass aus Überwachungsaufnahmen hervorgehe, dass Nawalny den obersten Knopf seiner Häftlingskleidung im Arbeitsbereich regelmässig öffne. «Dies charakterisiert mich natürlich als reuelosen, unverbesserlichen Bösewicht.» Also sei eine Entscheidung getroffen worden, ihn für drei Tage in Einzelhaft zu schicken. Demnach wurde ihm mitgeteilt, dass die Strafmassnahme verlängert werde, wenn er seine «Einstellung nicht ändert».