Was ist hier oben, was unten? Hängt ein Bild von Piet Mondrian seit Jahrzehnten kopfüber im Museum?

dpa

27.10.2022 - 14:32

Im Atelier des Malers lag dieses Bild um 180 Grad gedreht auf der Staffelei, wie ein Foto von 1944 zeigt.
Im Atelier des Malers lag dieses Bild um 180 Grad gedreht auf der Staffelei, wie ein Foto von 1944 zeigt.
KEYSTONE

Ein abstraktes Hauptwerk des niederländischen Abstraktionsmalers Piet Mondrian hängt möglicherweise seit Jahrzehnten kopfüber in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.

Was ist hier oben, was unten? Diese Frage stellen sich Kunst-Expert*innen zurzeit bei einem Bild des niederländischen Künstlers Piet Mondrian (1872–1944).

Das 1941 entstandene Bild «New York City 1», das aus waagerechten und senkrechten roten, gelben und blauen Klebestreifen besteht, gehört seit 1980 zum Bestand der NRW-Landesgalerie. Im Gegensatz zu dem zeitgleich entstandenen fast identischen «Schwesterbild» in Öl, das im Pariser Centre Pompidou hängt, sei das Klebestreifenbild aber schon kurz nach dem Tod Mondrians 1944 um 180 Grad gedreht worden, sagte Kuratorin Susanne Meyer-Büser.

Die Kunsthistorikerin präsentierte mehrere Indizien für ihre Annahme. So ist auf einem Foto, das kurz nach Mondrians Tod in dessen Atelier entstand, das Klebestreifenbild noch in anderer Ausrichtung auf der Staffelei zu sehen: Die dichteren Streifen befinden sich am oberen Rand und verlaufen damit exakt wie beim Ölbild in Paris. Auch der Verlauf der Klebestreifen mit ihren unsauberen Abrisskanten erhärtete den Verdacht. Daraus schliesst Meyer-Büser: «Das Gemälde ‹New York City 1› aus der Kunstsammlung steht auf dem Kopf.»

Das Bild sei so auch ins Werkverzeichnis eingegangen und damit allgemein akzeptiert. Umdrehen will die Kunstsammlung das Klebestreifenbild  nicht mehr.