Preisexplosion auf der Schiene Der ÖV verteuert sich deutlich stärker als das Auto

jke

6.9.2024

Preisüberwacher Meierhans kritisiert die teuren Ticketpreise des öffentlichen Verkehrs.
Preisüberwacher Meierhans kritisiert die teuren Ticketpreise des öffentlichen Verkehrs.
Keystone

Neue Berechnungen des Preisüberwachers zeigen: Die Preise für den öffentlichen Verkehr sind in den letzten 35 Jahren deutlich stärker gestiegen als die Kosten für den Autoverkehr.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • ÖV-Preise steigen stärker als die Autokosten.
  • Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisiert fehlende Anreize für den Umstieg auf den ÖV.
  • Steigende Kosten im ÖV durch höhere Investitionen und Personalkosten belasten die Branche.
  • Die Finanzierung des regionalen Verkehrs muss fair bleiben, um Preissteigerungen zu verhindern.

Die Kluft zwischen den Kosten des öffentlichen Verkehrs und den Ausgaben für den Individualverkehr wächst stetig. Diese Entwicklung kritisiert der Preisüberwacher Stefan Meierhans gegenüber SRF scharf.

Von 1990 bis 2013 wurde Autofahren aufgrund sinkender Treibstoffpreise und erschwinglicherer Fahrzeuge immer günstiger. Gleichzeitig zogen die Preise für den öffentlichen Verkehr deutlich an – ein Trend, der sich in den letzten Jahren weiter verstärkt hat.

Laut Stefan Meierhans setze dies falsche Impulse: «Es gibt einen Anreiz, das Auto zu nutzen, anstatt auf den ÖV umzusteigen. Das untergräbt das Ziel der Regierung, mehr Menschen zum öffentlichen Verkehr zu bewegen.»

ÖV-Branche steht vor Herausforderungen

Martin Schonger, Wirtschaftsprofessor an der Universität Luzern, relativiert jedoch die gestiegenen Kosten im ÖV-Bereich. «Der öffentliche Verkehr bietet heute wesentlich mehr als 1990. Das hat seinen Preis», erklärt er. Hinzu kommen steigende Personalkosten und Ausgaben für den Service, die im Individualverkehr nicht anfallen.

Die Branche steht vor verschiedenen Herausforderungen: Das Bevölkerungswachstum erfordert zusätzliche Kapazitäten, und die Dekarbonisierung der Busflotten führt zu erheblichen Investitionen. Zudem steigen die Kosten für Energie, Gehälter und Ersatzinvestitionen, was den Druck auf die Verkehrsbetriebe weiter erhöht.

Ein Beispiel ist die BLT, die kürzlich 25 neue Trams zur Ablösung ihrer 40 Jahre alten Fahrzeuge für 125 Millionen Franken beschafft hat, finanziert von den Kantonen Baselland, Basel-Stadt, Solothurn und dem Bundesamt für Verkehr. Frédéric Monard, Geschäftsführer der BLT, versichert, dass diese Anschaffung keinen Einfluss auf die Ticketpreise habe.

Mehr Kund*innen sollen das Angebot mitfinanzieren

«Meine Erwartung ist, dass wir das aktuelle Preisniveau halten und nicht weiter anheben», sagt Meierhans. Er befürchtet jedoch, dass die laufenden Ausbauprojekte im ÖV zu zusätzlichen Kosten führen könnten, die schlussendlich auf die Kunden abgewälzt werden. Für ihn steht fest: «Der Preisanstieg muss gestoppt werden.»

Derzeit wird der regionale Personenverkehr je zur Hälfte von den Fahrgästen und den Bestellern, also Bund und Kantonen, finanziert. Diese Aufteilung habe sich bewährt, so der Verband öffentlicher Verkehr.

Verbandsdirektor Ueli Stückelberger betont: «Wir wollen das Angebot ausbauen, ohne die Preise in die Höhe zu treiben. Das Ziel ist, mehr Kunden zu gewinnen, die einen Teil des erweiterten Angebots mitfinanzieren, und auch Bund und Kantone sollen ihren Teil beitragen.» Einen guten öffentlichen Verkehr gebe es nicht zum Nulltarif.


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