Impfstoff Diskussion über Corona-Impfung – kein Zwang, dafür gratis

tafi

13.11.2020

Trotz Erfolgsmeldungen zuletzt: Ob und wann in der Schweiz ein Impfstoff gegen das Coronavirus zur Verfügung steht, ist völlig unklar. Dennoch wird bereits über Kostenverteilung und Impfpflicht diskutiert.
Trotz Erfolgsmeldungen zuletzt: Ob und wann in der Schweiz ein Impfstoff gegen das Coronavirus zur Verfügung steht, ist völlig unklar. Dennoch wird bereits über Kostenverteilung und Impfpflicht diskutiert.
Bild: Keystone

Die Zuversicht wächst, dass es bald ein Vakzin gegen das Coronavirus gibt: Gerade wurde ein drittes Zulassungsgesuch eingereicht. Während erste Rufe nach einer Gratisimpfung laut werden, entbrennt die Diskussion über ein allfälliges Impfobligatorium.

Der exakte Preis steht zwar noch nicht fest, weil bislang nicht klar ist, welcher Impfstoff das Rennen macht. Aber eine Corona-Impfung wird in der Schweiz wohl um die 40 Franken kosten. Nur: Wer soll das bezahlen?

Während das Bundesamt für Gesundheit (BAG) über Mediensprecher Jonas Montani verlauten lässt, die Frage der Kosten sei «noch in Abklärung», hat Enea Martinelli, Chefapotheker der Spitäler fmi AG, eine klare Meinung: Die Impfkosten sollten nicht auf die Bürger abgewälzt werden. «Ziel muss sein, dass sich möglichst viele Leute impfen. Das Zahlen aus dem eigenen Sack motiviert nicht unbedingt, die Impfung durchzuführen», wird er vom Nachrichtenportal «nau.ch» zitiert.

Land der Impfskeptiker

Die Forderung scheint vernünftig, hat doch die 5. SRG-Corona-Umfrage erst kürzlich gezeigt, dass sich ohnehin nur 16 Prozent der Schweizer sofort gegen das Coronavirus impfen lassen würden. 28 Prozent der 40'000 befragten Personen sagten hingegen kategorisch «Nein!». Der Rest wolle entweder abwarten oder sich nur impfen lassen, wenn Nebenwirkungen garantiert ausgeschlossen werden können.

Was diese Zahlen zeigen: Die Schweiz ist ein Land der Impfskeptiker. Das Misstrauen gegenüber dem Impfen überwiegt der Zuversicht, die Pandemie mit einem Vakzin besiegen zu können. Dessen ungeachtet gab der Bundesrat am Mittwoch bekannt, den Kredit für die Beschaffung eines Covid-19-Impfstoffs um 100 auf 400 Millionen Franken zu erhöhen.

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Beim BAG geht man davon aus, dass im ersten Halbjahr 2021 erste Impfungen in der Schweiz durchgeführt werden können. Ein Impfobligatorium, wie von Roche-Chef Christoph Franz in einem Interview mit der «Handelszeitung» angeregt, wird es kaum geben. «Ich persönlich bin für Impfobligatorien. Obwohl ich weiss, dass das eine umstrittene Position ist. Der Herdenschutz in einer Bevölkerung ist sehr wichtig», sagte der Präsident des Pharmariesen und erntet mit seiner Forderung Widerspruch.

Impfzwang für alle «definitiv nicht möglich»

Nicht nur Alain Berset spricht sich bisher gegen eine allgemeine Impfpflicht aus, sie sei rechtlich auch gar nicht durchsetzbar, erklärt Gesundheitsrechtlerin Franziska Sprecher von der Universität Bern bei «SRF». Impfobligatorien seien nach dem geltenden Recht nur für spezifische Gruppen möglich: «Das Epidemiengesetz, das 2013 vom Stimmvolk angenommen wurde, sieht klar vor, dass Obligatorien nur dann möglich sind, wenn eine grosse gesundheitliche Gefährdung da ist.»



Eine Impfung sei, so Sprecher, «immer ein Eingriff in die körperliche Integrität und damit auch in die Persönlichkeitsrechte». Um ein Obligatorium zu verhängen, brauche es klare Voraussetzungen. Zudem müsse eine Impfung immer verhältnismässig sein: «Ein Obligatorium oder ein Zwang für alle ist definitiv nicht möglich.»

Zulassung für dritten Impfstoff beantragt

Bei der Beschaffung von Covid-19-Impfstoffen setzt die Regierung auf mehrere Hersteller, sagt Gesundheitsminister Alain Berset. Mit zwei Herstellern hat der Bund bereits Verträge abgeschlossen. Im August sicherte er sich 4,5 Millionen Impfdosen von Moderna und Mitte Oktober bis zu 5,3 Millionen Dosen von Astrazeneca. Für den aktuell am weitesten fortgeschrittenen Impfstoff von Biontech/Pfizer habe der Bund eine «verbindliche Reservierung» für rund drei Millionen Impfdosen platziert.



Die Nachricht vom Durchbruch des deutsch-amerikanischen Joint Ventures hat nicht zuletzt beim US-Experten Anthony Fauci die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie genährt, wie er der US-Nachrichtenseite «Bloomberg» sagte. In falscher Sicherheit solle sich dennoch niemand wiegen: «Die Nachricht über den Impfstoff sollte die Menschen nicht dazu veranlassen zu sagen, dass wir die öffentlichen Gesundheitsmassnahmen nicht weiterführen müssen», sagte er dem Sender CNN.

Derweil hat nach Astrazeneca Anfang Oktober und Biontech/Pfizer Mitte Oktober auch das US-Biotech-Unternehmen Moderna ein Zulassungsgesuch für seinen Impfstoffkandidaten bei Swissmedic eingereicht, wie die Heilmittelbehörde heute, Freitag, mitteilte. Die Arzneimittelstelle behandle alle Gesuche in Verbindung mit der Covid-19-Pandemie beschleunigt und mit erhöhtem Personaleinsatz, ohne Abstriche bei der inhaltlichen Prüfung und namentlich bei der Sicherheit für Anwenderinnen und Anwender zu machen, heisst es.

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