«Exacto» – oder nicht? Ärzte bemängeln HIV-Selbsttest der Migros

uri

28.5.2019

HIV-Selbsttest: Fachleute sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden.
HIV-Selbsttest: Fachleute sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden.
Symbolbild: Keystone

Migros bietet neu einen HIV-Selbsttest an, doch Ärzte halten wenig von dem Angebot: Das Produkt sei zu unsicher. Probleme sehen sie auch beim Datenschutz.

Knapp 25 Franken kostet der HIV-Selbsttest «Exacto», den die Migros seit Kurzem im Sortiment hat. Wie SRF berichtet, bekommen Käufer des Tests auch noch extra viele Cumuluspunkte gutgeschrieben. Die Bonuspunktaktion gilt im Rahmen der «Exacto»-Einführungsphase.

Der gemäss Packungsaufdruck zu 99,9 Prozent zuverlässige HIV-Test sorgt bei Medizinern indes nicht für Begeisterung. Monique Lehky-Hagen kritisiert in ihrer Funktion als Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft gegenüber der SRF-Sendung «HeuteMorgen» das Versprechen von «Exacto».



Der Hi-Virus sei mit einem Selbsttest nämlich erst drei Monate nach einer möglichen Ansteckung nachzuweisen, so die Ärztegesellschaft. Dieser Umstand könne bei Betroffenen dazu führen, dass sie sich in falscher Sicherheit wiegen würden. Umgekehrt gelte, so Lehky-Hagen, dass der Test fälschlicherweise doch ein positives Resultat anzeige könne. Betroffene würden dann womöglich in Panik geraten, während sie zuhause und womöglich alleine sind.

Kundenkarte in sensiblem Bereich

Auch die Bewerbung über Cumuluspunkte sieht die Ärztin gegenüber SRF kritisch, denn es bestehe das Risiko, dass die Daten weitergegeben würden. Sie sagt: «Wir raten stark davon ab, eine solche Kundenkarte beim Kauf eines HIV-Tests zu benutzen». 



Migros-Sprecher Patrick Stöpper betonte gegenüber dem Sender, dass die Kundeninformationen ausschliesslich beim Unternehmen verbleiben würden und man deren Einkaufsverhalten nur für den Eigengebrauch beobachte. Zudem sei jedem selbst überlassen, die Cumuluskarte beim Kauf einzusetzen.

Lehky-Hagen kann er damit nicht überzeugen. Sie plädiert aus medizinischen Gründen und aufgrund ihrer Bedenken beim Datenschutz weiterhin für einen HIV-Test unter fachkundiger Beratung – beim Hausarzt oder in einer Apotheke.

Bilder aus der Schweiz
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