Selbstversuch Der Corona-Schnelltest ist zwar gratis, aber ebenfalls unangenehm

Von Gil Bieler

15.3.2021

Ein negativer Covid-Schnelltest.
Ein negativer Covid-Schnelltest.
Bild: Keystone

Corona-Schnelltests sind unkompliziert, aber nicht zu 100 Prozent verlässlich – und ab heute kann sie jeder gratis machen. Wie das Ganze abläuft – ein Selbstversuch in der Apotheke.

Von Gil Bieler

«Heute ist der 15. März», sagt die Apothekerin, als ich das Formular ausfülle und beim Datum kurz überlegen muss. Sie fügt hinzu: «Ich musste das heute schon oft genug eintragen, darum weiss ich das.» Es ist der erste Tag, an dem die Corona-Schnelltests für alle gratis sind, so wie es die neue Teststrategie des Bundes vorsieht. Und bei der Apotheke am Bahnhof Schwerzenbach ZH ist die Nachfrage vorhanden, wie die Angestellte auf Nachfrage bestätigt.

Neu können sich auch Personen ohne Symptome gratis testen lassen. Die Kosten dafür trägt der Bund. Dank dieser Testoffensive sollen Infektionsherde rascher erkannt werden, was der Bund als Voraussetzung für weitere Lockerungen sieht. Auch sinkt die Hemmschwelle, sich im Zweifelsfall testen zu lassen, wenn man sich keine Gedanken über die Kosten machen muss. 



Obwohl, ganz unvorbereitet sollte man dann doch nicht zum Schnelltest aufkreuzen. «Sie hätten sich anmelden sollen», erklärt mir die Apothekerin freundlich. Weil aber noch ein Termin frei ist, kann ich kurz warten und in der Zwischenzeit das besagte Formular ausfüllen. Dabei muss ich angeben, aus welchem Grund ich mich testen lassen will: Symptome? Eine Meldung der SwissCovid-App? Oder Kontakt zu einer infizierten Person?

Und auch die Krankenkassenkarte sollte man nicht zu Hause vergessen. Weil mir das passiert ist, musste ich die Kosten für den Schnelltest doch noch selber bezahlen, 57.50 Franken. Ich könne den Betrag aber bei der Krankenkasse zurückfordern, erklärt mir die Apothekerin geduldig. 

«Das wird leider etwas unangenehm»

Als ich an der Reihe bin, werde ich in einen abgetrennten Raum geführt. Der Chef der Apotheke, in Schutzkleidung gehüllt, bittet mich darum, mich zu schnäuzen, dann erklärt er mir das Vorgehen: Auch beim Schnelltest – einem sogenannten Antigen-Test – muss er mir mit einem Stäbchen in der Nase herumstochern. Also wie beim PCR-Test auch. «Das wird leider etwas unangenehm.» Ist es dann auch. Immerhin ist es schnell vorbei. Musste er heute schon viele solcher Tests durchführen? Zumindest nicht wenige, meint er vielsagend.

Schnelltest ist kein Selbsttest

Achtung, Verwechslungsgefahr: Schnelltest und Selbsttest sind nicht dasselbe. Ein Schnelltest muss durch Fachpersonen vorgenommen und ausgewertet werden. Selbsttests, die man zu Hause allein durchführen kann, gibt es in der Schweiz noch gar nicht. Sie sollen aber demnächst zugelassen werden und sind dann ebenfalls in den Apotheken erhältlich: Bis zu fünf Stück pro Person und Monat wird man laut BAG gratis beziehen können. 

Obschon also das Vorgehen ähnlich ist, gibt es auch Unterschiede zum PCR-Test: Ein Schnelltest ist weniger genau. Er ist dafür günstiger, kann auch ohne teures Laborgerät ausgewertet werden und das Resultat steht rascher fest. In meinem Fall liegt der Befund schon innert zehn Minuten vor, der Chef bringt mir einen schriftlichen Ausdruck: negativ.

Ich bin erleichtert. In den wenigen Minuten, die mir blieben, hatte ich mir schon die Folgen eines positiven Resultats ausgemalt. Eine zehntägige Selbstisolation habe ich bereits hinter mir, auf eine zweite könnte ich gut verzichten. Zum Glück kam es nicht so weit.



Eventuell wird doch noch ein PCR-Test nötig

Wobei: Wegen der geringeren Genauigkeit der Schnelltests kann es nötig sein, das Resultat checken zu lassen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rät: Wer keine Symptome hat, aber beim Schnelltest ein positives Resultat erhält, soll zusätzlich einen PCR-Test machen und sich in Selbstisolation begeben, bis dessen Ergebnis vorliegt. Der Grund: Auch ein positiver Schnelltest bedeute nicht automatisch, dass man infiziert sei. 

Im Umkehrschluss warnt das BAG davor, sich bei einem negativen Test in falsche Sicherheit zu wiegen. Auch ein negatives Resultat schliesse eine Infektion nicht zu 100 Prozent aus, hält das BAG fest.

Und ohnehin: «Wichtiger Hinweis: Dieses Testresultat stellt lediglich eine Momentaufnahme dar!», steht auf meinem Zettel auf Deutsch und Englisch. Schon kurz darauf könnte ich mir theoretisch ja das Virus eingefangen haben. Ich muss mich also weiterhin an die gängigen Hygiene- und Sicherheitsmassnahmen halten.

Negativ – ein Glück.
Negativ – ein Glück.
Bild: gbi