Ein Drittel der Lernenden ist gemäss einer Umfrage im Arbeitsalltag schon einmal sexuell belästigt worden. Auch Mobbing, Stress und Überforderung seien in der Lehre weit verbreitet.
Frauen seien mit 36 Prozent stärker betroffen als Männer (25 Prozent), schreibt die Gewerkschaft Unia zu der bei über 800 Lernenden zum Beginn der Lehre durchgeführten Befragung in einer Mitteilung vom Montag.
Werde der Blick über den Arbeitsplatz hinaus auf Schule und Privatleben ausgeweitet, so seien die Zahlen noch deutlich höher. Vier von fünf Frauen hätten angegeben, schon eine Art sexueller Belästigung erlebt zu haben. Bei den Männern seien es knapp die Hälfte gewesen, die schon Opfer von Belästigung geworden seien.
Unter Belästigung würden verschiedene Arten von Grenzüberschreitungen und Übergriffen gefasst. Oft träten diese kombiniert auf: Wenn beispielsweise sexuelle Anspielungen oder abwertende Bemerkungen die am weitesten verbreitete Form sei, so seien nur gerade 16 Prozent aller Betroffenen ausschliesslich von dieser Art der Belästigung betroffen. Dies zeige auch, dass oftmals auf eine erste Grenzüberschreitung eine weitere und häufig schwerwiegendere folge.
Stress und Überforderung weit verbreitet
Auch abgesehen von unerwünschten Belästigungen ist die Lehre gemäss Unia «kein Zuckerschlecken». 31 Prozent der Befragten hätten berichtet, dass sie selber bei der Arbeit schon Mobbing erlebt hätten. 70 Prozent fühlten sich zudem regelmässig gestresst und fast zwei Drittel müssten mindestens ab und zu Überstunden leisten, obwohl dies bei Lernenden nur in Ausnahmefällen zulässig sei. Fast die Hälfte fühle sich mindestens ab und zu bei der Arbeit überfordert.
Die Unia fordert angesichts der Resultate der Umfrage, dass der gesetzliche Schutz der Lernenden zwingend durchgesetzt werden müsse, etwa was Überstunden und Nachtarbeit betreffe. Um der Problematik der sexuellen Belästigung gerecht zu werden, sollten Unternehmen eine Nulltoleranzpraxis durchsetzen und klare Reglemente erlassen, eine Anlaufstelle in- oder ausserhalb des Betriebs schaffen und Sanktionen für fehlbare Mitarbeitende vorsehen.
An der Umfrage der Gewerkschaft Unia nahmen 812 Personen teil, davon 514 online und 298 per schriftlichen Fragebogen. 61 Prozent der Teilnehmenden waren weiblich, 30 Prozent männlich und neun Prozent machten keine Angaben oder kreuzten die Kategorie «anderes an».
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