Debatte um Boni Sollen besonders engagierte Lehrer mehr Lohn erhalten?

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4.12.2019

Wären Lehrer motivierter, wenn sie nach der Leistung ihrer Schüler bezahlt würden?
Wären Lehrer motivierter, wenn sie nach der Leistung ihrer Schüler bezahlt würden?
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Lernen Schweizer Schüler besser, wenn ihre Lehrer nach Leistung bezahlt werden? Dieser Vorschlag sorgt aktuell für Diskussionen. Während einige Politiker Boni-Zahlungen befürworten, sind die Lehrer selbst dagegen.

Die Leistungen Schweizer Schüler sind aktuell in aller Munde. Nach dem zwiespältigen Ergebnis des Pisa-Tests, der unter anderem eklatante Leseschwächen zum Vorschein brachte, ist nun ein Vorschlag zur Verbesserung der schulischen Erfolge in der Diskussion. Konkret geht es dabei allerdings um die Motivation der Lehrer, der so mancher gern mit Bonuszahlungen auf die Sprünge helfen würde.

Die Idee stammt vom österreichischen Autor Benjamin Hadrigan: «Ich bin dafür, dass Lehrer nach den Leistungen ihrer Schüler bezahlt werden. Ich bin sicher, sie kämen sehr schnell selbst auf die Idee, ihren Schülern das Lernen beizubringen», so der gerade einmal 17-Jährige in seinem Buch «#Lernsieg». Aufgrund des ihm zufolge «veralteten» Systems aus Hausaufgaben, Noten, Regeln und frontalem Unterricht «rebellieren Tausende Schüler und brechen die Schule sogar ab».

Sympathien für Leistungszahlungen

Was also, wenn sich stattdessen das Gehalt der Lehrer nach den Ergebnissen ihrer Schüler richten würde? FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt findet die Idee sympathisch: Manche Lehrer würden ihre Arbeit mit weniger Leidenschaft betreiben – «das kann sich dann auf die Schüler auswirken», so der Politiker gegenüber «20 Minuten». «Bessere Honorare für besonders engagierte Lehrer könnten ein Anreiz sein», meint er. Diese sollten aber nicht nur auf dem Notendurchschnitt basieren.

«Um Boni gerecht verteilen zu können, braucht es ein 360-Grad-Feedback», wird Silberschmidt zitiert. Er schlägt eine Bewertung durch Schulleitung und neutralen Experten sowie durch Schüler und anderen Lehrer vor. Auch für den Mediensprecher der Union der Schülerorganisationen (USO), Fabian Camenisch, geht es bei einer möglichen Leistungsevaluation von Lehrern um eine Kombination aus «Noten, Unterrichtsmaterialien und Unterricht».

«Man könnte sich allenfalls Bonuszahlungen für Lehrpersonen überlegen oder die Ergebnisse bei Vertragsverlängerungen berücksichtigen», zitiert «20 Minuten» Camenisch. Auch ein Forschungsurlaub könnte als Belohnung denkbar sein. Von derlei Boni könnten ihm zufolge etwa Lehrer profitieren, die besonders auf ihre Schüler eingehen würden. Aber: «Schulklassen sind für jeden Lehrer auch eine Lotterie. Hat ein Lehrer eine schlechte Klasse erwischt, kann er ja auch nichts dafür.»

Lehrer gegen Boni

Die Lehrer selbst hingegen halten von der leistungsbezogenen Bezahlung nichts: «Dieses System scheiterte daran, dass man die Leistungen von Schülern nicht einfach aufgrund ihrer Noten oder ihres Notenschnitts messen kann. Schüler kann man nicht messen wie ein Produkt, das man produziert», sagt Dagmar Rösler, die Präsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, im Interview mit «20 Minuten». Denn: «Unsere Schüler kommen so in die Schule, wie sie sind.» Zudem habe man auf Kanti- und Sekstufen mit Boni bereits negative Erfahrungen gemacht.

Zudem stellt Rösler klar: «Unsere Lehrpersonen nehmen ihren Job sehr ernst und sind engagiert. Es wurstelt nicht jeder was. Leider gibt es – wie in jedem anderen Beruf – auch schwarze Schafe. Diese aber schwarze Schafe, die dann den Eindruck vermitteln, dass viele Lehrer ihre Pflicht nicht wahrnehmen.» Gut bezahlt sind die Lehrer in der Schweiz ohnehin bereits: Nach zehn Jahren verdienen sie nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Schnitt etwa 100'600 Franken pro Jahr.

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