Drei Todesfälle durch Trams in Zürich Braucht es nun Barrieren und weniger Geschwindigkeit?

aru

12.3.2024

Beim Hauptbahnhof in Zürich ist es am Freitagabend zu einer Kollision mit einem Tram gekommen.
Beim Hauptbahnhof in Zürich ist es am Freitagabend zu einer Kollision mit einem Tram gekommen.
Quelle: Keystone/SDA

Jährlich kommt es bei den Verkehrsbetrieben Zürich zu zwischen zwei und vier tödlichen Unfällen. Vergangene Woche ereigneten sich deren drei auf einen Schlag. Was ist da los?

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Innert einer Woche kam es zu drei tödlichen Unfällen auf dem Netz der Verkehrsbetriebe Zürich.
  • Wie schafft man mehr Sicherheit mit dem Tram? Eine Expertin sagt, dass eine Entflechtung und eine Geschwindigkeitsreduktion die Sicherheit erhöhen könne.
  • Die VBZ erhalten viel Lob für den Umgang mit den Betroffenen.

«Die Tramunfälle der letzten Woche machen uns betroffen. Dass es innert kurzer Zeit zu drei Unfällen mit Todesfolge gekommen ist, ist tragisch», sagt Leo Herrmann, der Mediensprecher der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ), auf Anfrage von blue News.

Am Freitagabend wurde ein Velofahrer im Kreis 5 von einem Tram erfasst, nur kurze Zeit später versuchte ein Mann beim Central zwischen zwei Tram-Waggons durchzusteigen und wurde, als das Tram losfuhr, erfasst und mehrere Meter mitgeschleift. Das Tram musste angehoben werden, der Mann konnte nur noch tot geborgen werden. Am vergangenen Montag kam es zu einem tödlichen Unfall einer Frau am Bahnhof Oerlikon Ost.

Es sterben in der Stadt Zürich zwischen zwei und vier Personen im Zusammenhang mit dem ÖV. Hier sind nicht nur Zwischenfälle mit dem Tram erfasst.
Es sterben in der Stadt Zürich zwischen zwei und vier Personen im Zusammenhang mit dem ÖV. Hier sind nicht nur Zwischenfälle mit dem Tram erfasst.
Quelle: Schadenstatistik der VBZ

Die Ursachen und Unfallhergänge würden in allen Fällen noch untersucht, wie Herrmann weiter sagt. «In den vergangenen Jahren kam es bei den VBZ jeweils jährlich zu zwei bis vier Unfällen mit tödlichem Ausgang, wobei dies nicht nur Tramunfälle umfasst.»

Die Ereignisse würden jeweils eingehend analysiert, damit allfällige orts- oder anderweitig bedingte Sicherheitsrisiken erkannt und beseitigt werden können.

Wodurch zeichnet sich ein sicheres Verkehrssystem aus? Das sei grundsätzlich eine schwierige Frage, sagt Jenny Leuba. Sie ist Projektleiterin und Sprecherin des Vereins Fussverkehr Schweiz. «Für die Sicherheit würde eine Trennung mit Lichtsignalanlagen und teils mit Barrieren zwischen dem Schienenverkehr und dem übrigen Verkehr helfen.»

Trennung und tiefere Geschwindigkeit helfen

Dies sei in Innenstädten aus verschiedenen Gründen aber weder realisierbar noch wünschenswert. «Der zweite Parameter, welcher für die Sicherheit hilfreich ist, ist eine tiefere Geschwindigkeit.» So sei wahrscheinlich die Kombination von beiden Ansätzen sinnvoll. Dort, wo getrennt werden könne, solle getrennt werden und dort, wo das nicht gehe, solle die Geschwindigkeit gedrosselt werden.

2022 lebten 444'000 Menschen in der Stadt Zürich. Das sind so viele wie noch nie zuvor. Hat vielleicht auch dieses Bevölkerungswachstum etwas mit den gehäuften Verkehrsunfällen zu tun? Diese sei wahrscheinlich ein Zufall, so Leuba. «Das Bevölkerungswachstum kann einen kleinen Einfluss haben, ist aber sicher nicht der Hauptgrund.»

Viel Lob für die VBZ vom VPOD

Was geschieht mit den Mitarbeitenden, die einen solchen Unfall miterleben? Die VBZ würden ihre Mitarbeitenden in solchen Fällen unterstützen, damit die psychischen und physischen Nachwirkungen auf ein Minimum reduziert werden können, sagt Herrmann. «Fahrdienstmitarbeitende werden nach einer Kollision durch ein spezialisiertes Care-Team und gegebenenfalls den Sozialdienst der VBZ betreut.»

Auch die Gewerkschaft VPOD sei über die Unfallserie konsterniert, sagt Sprecher Duri Beer zum «Tages-Anzeiger»: «Diese Unfallserie ist der Worst Case für die VBZ.» Beer glaubt aber nicht, dass die Unfälle auf ein Fehlverhalten der Fahrer*innen zurückzuführen sei. Zudem lobt er die VBZ, denn: «Die Betroffenen erhalten gegenwärtig grosse Rückendeckung durch ihre Arbeitgeberin.»