100'000 DosenSchweiz kauft Impfstoff gegen Affenpocken
SDA, gbi
24.8.2022 - 16:05
Videografik: Affenpocken – Wissenswertes zur Virus-Erkrankung
Videografik: Affenpocken – Wissenswertes zur Virus-Erkrankung
22.07.2022
Der Bundesrat hat am Mittwoch die Beschaffung eines Arzneimittels sowie eines Impfstoffes gegen die Affenpocken beschlossen. Wie viele Impfdosen es braucht, sei aber schwer abzuschätzen.
SDA, gbi
24.08.2022, 16:05
24.08.2022, 16:27
SDA, gbi
Über acht Millionen Franken nimmt der Bundesrat in die Hand, um die Schweizer Bevölkerung vor dem Affenpocken-Virus zu schützen. Der Bund will 40'000 Impfstoffdosen gezielt für den Kampf gegen die Ausbreitung der Affenpocken beschaffen. Daneben will die Armee 60'000 Impfdosen als Reserve beschaffen, die auch bei einem Ausbruch anderer Pockenviren eingesetzt werden kann.
Der Bund geht von rund 20'000 impfwilligen Personen aus, räumt in einer Mitteilung vom Mittwoch aber ein, dass Schätzungen schwierig seien.
Zudem sollen insgesamt 100 Einheiten für die Behandlung von Erkrankten beschafft werden. Gemäss Mitteilung belaufen sich die Kosten für den Impfstoff und das Medikament sowie für deren Verabreichung auf rund 8,6 Millionen Franken.
Die Kosten werden vorerst vom Bund übernommen. Es müsse zuerst die Voraussetzung dafür geschaffen werden, dass die obligatorische Krankenpflegeversicherung die Kosten übernehmen könne, schreibt der Bundesrat. Eine zentrale Beschaffung durch den Bund dränge sich auf, da die Herstellerfirmen zurzeit nur Staaten beliefern würden.
Pink Cross drängt Kantone zu Tempo
Die Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif) empfiehlt eine Impfung insbesondere Männern, die Sex mit Männern haben. Derzeit sind fast ausschliesslich Männer unter den Erkrankten. Der Bund kennt gemäss Mitteilung vom Mittwoch nur drei Fälle, in denen Frauen betroffen sind.
Entsprechend erfreut zeigte sich Pink Cross, der Schweizer Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer, über den Entscheid des Bundesrats. Allerdings betont die Organisation, dass jetzt die Kantone gefordert seien, die Impfungen möglichst rasch zu verabreichen.
Die Organisation bezweifelt allerdings, dass die bestellte Menge ausreicht. Der Bundesrat schreibt, dass die am stärksten gefährdeten Personen prioritär behandelt werden müssten, sollte die Nachfrage die zur Verfügung stehenden Kontingente übersteigen.
Der Bund empfiehlt auch medizinischem Personal, sich präventiv impfen zu lassen. Ausserdem sollen sich Kontaktpersonen von Erkrankten impfen lassen, damit die Infektionsketten unterbrochen werden. So würden Schwangere, Kinder und alle anderen Risikopersonen geschützt.
Zeitpunkt der Lieferung noch unklar
Wann der Impfstoff in die Schweiz geliefert wird, kann der Bund noch nicht sagen. Ausserdem gibt es noch keine Zulassung durch die Heilmittelbehörde Swissmedic – weil noch kein Antrag eines Herstellers eingereicht wurde, wie der Bundesrat schreibt. Impfstoffe und Arzneimittel können aber trotzdem angewandt werden, sofern die Betroffenen entsprechend informiert werden.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will den Impfstoff in Zusammenarbeit mit der Armeeapotheke bei der Firma Bavarian Nordic sowie das antivirale Arzneimittel Tecovirimat des Herstellers SIGA kaufen. Das Arzneimittel soll schwere Verläufe und Komplikationen bei erkrankten Personen verhindern.
Über 400 Fälle in Schweiz und Liechtenstein
In der Schweiz und in Liechtenstein sind bis am Mittwoch 424 Fälle von Affenpocken gemeldet worden. Bei Affenpocken handelt es sich um eine weniger gefährliche Verwandte der seit etwa vierzig Jahren ausgerotteten Pocken. Die Krankheit beginnt in der Regel mit hohem Fieber und entwickelt sich schnell zu einem Hautausschlag mit Krustenbildung.
Die Infektionserkrankung wird von Tieren, vermutlich von Nagetieren, auf den Menschen übertragen (Zoonose). Von Mensch zu Mensch erfolgt die Übertragung durch nahen Körperkontakt. Ansteckend sind Infizierte ab dem Auftreten erster Symptome bis zum Ende des Hautausschlags. Ist die Infektion überstanden, sind die Kranken gegen künftige Ansteckungen mit den Affenpocken immun.