Corona-Leaks: Berset im Schlagabtausch mit den Journalisten
Bundespräsident Alain Berset hatte keine Kenntnis von Indiskretionen zwischen seinem ehemaligen Kommunikationschef und Medien während der Corona-Pandemie. Das sagte Berset am Mittwoch dem Bundesrat, wie Bundesratssprecher André Simonazzi am Mittwoch mitteilte.
25.01.2023
Alain Berset geht volles Risiko: Das ist der Tenor der Schweizer Medien, nachdem der Bundespräsident am Mittwoch hat verlauten lassen, dass er von Corona-Indiskretionen in seinem Departement nichts wusste.
SDA/uri
26.01.2023, 08:33
26.01.2023, 09:30
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«Alain Berset geht aufs Ganze», schreiben die Tamedia-Titel. Mit dem Dementi mache Berset «seinen Ruf, seine Glaubwürdigkeit und wohl auch seinen Verbleib in der Regierung davon abhängig, dass ihm kein Mitwissen oder gar eine Mittäterschaft an den – bislang unbewiesenen und bestrittenen – Taten nachzuweisen ist», heisst es weiter.
Alain Berset geht aufs Ganze: Der Bundespräsident will nichts von Indiskretionen gewusst haben. Daran wird er jetzt gemessen. (Abo) https://t.co/STTvCBkhVw
Die «Neue Zürcher Zeitung» stösst ins gleiche Horn: «Berset steht mit dem Rücken zur Wand.» Der Innenminister gehe «all in» – und bewege sich fortan auf dünnem Eis. Käme heraus, dass er gelogen hat, sei es aus. Dass Berset nichts von der Tätigkeit seines damaligen Kommunikationschefs Peter Lauener gewusst haben soll, bezeichnete die Zeitung als unplausibel. «Die Nonchalance, mit der er ihn fallenlässt, ist schon fast unheimlich.»
Zuerst vor dem Sonderermittler, jetzt vor der Regierung: Der Bundespräsident schiebt die Verantwortung für die Corona-Leaks weg von sich und hin zu seinem ehemaligen Informationschef.
«Blick» kritisierte Bersets Wortkargheit. Er versprach lediglich, vollumfänglich mit der GPK zusammenzuarbeiten. «Selbst auf die Frage, weshalb er zur Medienkonferenz antrete, wenn er den Journalisten doch nichts sage, sagte er nichts», schreibt die Zeitung.
In der am Mittwoch von Bundesratssprecher André Simonazzi abgegebenen Erklärung nach der Bundesratssitzung hiess es, das Gremium werde «die Geschäfte auf der Grundlage des wiederhergestellten Vertrauens weiterführen». «Ob das so bleibt, wird sich weisen», kommentiert der «Blick».
Die «CH Media»-Titel indes bezeichneten die abgegebene Erklärung als «nichts anderes als ein heftiger Rüffel seiner Bundesratskollegen». Trotzdem scheine für den Bundesrat die Sache damit abgeschlossen.
Arbeitsgruppe der GPK nimmt sich der Sache an
Die «Schweiz am Wochenende» hatte aufgedeckt, dass Bersets früherer Kommunikationschef Peter Lauener dem «Blick»-Verlag Ringier, beziehungsweise dessen Chef Marc Walder, wiederholt vertrauliche Informationen zu geplanten Covid-Massnahmen des Bundesrats übermittelt habe.
Die Zeitung stützte sich nach eigenen Angaben auf E-Mails und Einvernahmeprotokolle, die der Redaktion vorlagen. Dabei soll insbesondere vorab über die Anträge aus dem Eidg. Departement des Innern (EDI) berichtet worden sein. Eine Arbeitsgruppe der GPK nimmt sich nun der Sache an.