Romanisch vergessenWie der Bundesrat seinen Instagram-Start verpatzt hat
Von Gil Bieler
11.10.2022
Kaum ist der Instagram-Kanal des Bundesrats gestartet, muss schon ein erstes Mal nachgebessert werden. Grund: An die vierte Landessprache hatte niemand gedacht.
Von Gil Bieler
11.10.2022, 12:29
11.10.2022, 14:04
Gil Bieler
Auf der ID hat es Platz. Auf dem Zehnernötli. Überall im Alltag finden sich Hinweise in allen vier Landessprachen: Zehn Franken. Dix Francs. Dieci Franchi. Diesch Francs.
Beim Start des offiziellen Instagram-Kanals des Bundesrats am Montag geht die vierte Landessprache aber vergessen. Der Bundesrat stellt sich der Community auf Deutsch, Französisch und Italienisch vor – nur nicht auf Romanisch. Am Platz kann es nicht liegen, denn für Englisch ist dieser vorhanden: «The Swiss government» betreut den Kanal.
Das fällt Bündnerinnen und Bündnern natürlich sofort ins Auge. «Die Schweiz ist stolz auf die vier Landessprachen. Kleiner Hinweis an die Landesregierung: Englisch ist keine davon», schreibt etwa Adrian Camartin, der beim romanischen Rundfunk RTR als Journalist arbeitet, auf Twitter.
Die Schweiz ist stolz auf die vier Landessprachen. 😊👍 Kleiner Hinweis an die Landesregierung @BR_Sprecher. Englisch ist keine davon. 🤦♂️ https://t.co/yZHP4hWNlW
Ein Patzer des Social-Media-Teams des Bundesrats? Oder wurde die vierte Landessprache – die nur für rund 0,5 Prozent der Bevölkerung die Hauptsprache ist – bewusst ausgeklammert?
«Uns ist ein Fehler unterlaufen, den wir so rasch als möglich korrigieren. Das tut uns leid», erklärt Urs Bruderer, stellvertretender Leiter der Abteilung Kommunikation bei der Bundeskanzlei. In der Profil-Biografie wurde der romanische Begriff für die Schweizer Regierung mittlerweile ergänzt: «La regenza svizra» ist da seit Dienstag zu lesen. «Das ist symbolisch wichtig», sagt Bruderer.
«Dass Romanisch vergessen geht, passiert leider immer wieder», sagt Diego Deplazes. «Umso wichtiger ist es, dass es kritische Rückmeldungen der Nutzerinnen und Nutzer gab und eine Diskussion entstanden ist.» Er ist es als Generalsekretär der Lia Rumantscha, dem Dachverband der romanischen Sprachvereine, gewohnt, an die vierte Landessprache erinnern zu müssen.
«Instagram-Posts brauchen in der Regel wenig Text»
Diego Deplazes
Generalsekretär Lia Rumantscha
Deplazes fände es wichtig, dass Romanisch auf Instagram stattfindet: «Die Kommunikation hat sich verändert. Es wäre ein schönes Signal an unsere Jugendlichen, wenn sie sehen, dass Romanisch auch in den sozialen Medien stattfindet. Ausserdem brauchen Instagram-Posts in der Regel wenig Text, es sollte also nicht am Übersetzungsaufwand scheitern.»
Urs Bruderer von der Bundeskanzlei dagegen stellt klar. «Wir können nicht jeden Post in vier Sprachen zur Verfügung stellen, das können wir nicht leisten.» Ausgewählte Inhalte sollen aber durchaus auf Romanisch übersetzt oder erstellt werden.
Eine Möglichkeit zur Wiedergutmachung bildet die Bundesratssitzung Extra muros: Die Landesregierung wird morgen Mittwoch nicht in Bern, sondern im Bündner Südtal Val Müstair tagen und sich auch unter die Bevölkerung mischen. «Da gibt es bestimmt auch viele romanische Posts», sagt Bruderer.