Nach Lonza-KontroverseNun will der Bundesrat doch bei Impfstoff-Produktion mitmischen
bo, sda
14.4.2021 - 16:30
Jetzt also doch: Der Bund will prüfen, wie er sich bei der Herstellung von Impfstoffen und Covid-Medikamenten engagieren kann. Zuvor hatten Kontakte mit der Firma Lonza für Kritik gesorgt.
14.4.2021 - 16:30
SDA/tjb
Nach der Kontroverse um die Kontakte des Bundes mit der Walliser Firma Lonza lässt der Bundesrat prüfen, in welcher Form der Bund die Herstellung und Entwicklung von Covid-19-relevanten Arzneimitteln und Impfstoffen stärken kann. Und der Bund will in einer ersten Phase die Kosten für Antikörper-Medikamente übernehmen.
Er habe das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) mit der vertieften Prüfung eines möglichen verstärkten Engagements des Bundes bei der Herstellung und Entwicklung von Covid-19-relevanten Arzneimitteln inklusive Impfstoffen beauftragt, teilt der Bundesrat mit.
Mit der Änderung des Covid-19-Gesetzes vom März habe man nun diesbezüglich grösseren Spielraum. Der Bundesrat hat damit die Grundlage erhalten, wichtige medizinische Güter selber herstellen zu lassen. Er soll auch die Finanzierung der Herstellung regeln. Damit soll die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen medizinischen Gütern gewährleistet werden.
Die Kontakte des Bundes mit der Lonza, die in Visp ein Werkt betreibt, hatten eine Kontroverse über mögliche Investitionen des Bundes in die Impfproduktion ausgelöst. Im Vordergrund stand die Frage, ob der Bundesrat ein Angebot von Lonza für den Kauf einer Impfstoff-Produktion ausgeschlagen habe.
Kein Tabu mehr
Laut Gesundheitsminister Alain Berset ging es dabei aber um Investitionen. Um den Kauf einer Infrastruktur, die Impfstoff produziert, sei es nie gegangen. Unterdessen gelten für Politikerinnen und Politiker aller Couleur staatliche Investitionen in Krisenzeiten in diesem Bereich nicht mehr als Tabu.
Der Bundesrat will sich überdies wappnen im Hinblick auf die Versorgung mit wichtigen und vielversprechenden Arzneimitteln gegen Covid-19, wie er weiter mitteilte. So würden etwa sogenannte Monoklonale Antikörper-Kombinationstherapien in der Schweiz bald verfügbar sein. Bis die Krankenversicherer die Kosten übernehmen, will vorerst der Bund für die Finanzierung dieser Behandlungen aufkommen.
Diese einmalig intravenös im frühen Krankheitsstadium verabreichten Medikamente verhindern das Eindringen des Virus in die Zelle und senken laut ersten Studien das Erkrankungsrisiko deutlich. Vorbild und Grundlage sind Antikörper, die aus dem Plasma eines Menschen gewonnen werden, die Covid-19 überstanden haben. In den USA oder Italien etwa gab es bereits Notfallzulassungen für solche Medikamente.
Medikamente mit monoklonalen Antikörpern gibt es bereits seit den 1990er-Jahren. Sie wurden bisher meist gegen Krebserkrankungen oder Autoimmunkrankheiten eingesetzt.
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