Heikle geteilte Freude Darum hat das Impfbüchlein auf Instagram nichts verloren

Gil Bieler

13.5.2021

Gesundheitsdaten sind besonders schützenswert, gibt der Datenschütze zu bedenken.
Gesundheitsdaten sind besonders schützenswert, gibt der Datenschütze zu bedenken.
Bild: Keystone

Mit Fotos teilen viele auf den sozialen Medien ihre Freude über die Corona-Impfung. Der Eidgenössische Datenschützer rät aber davon ab, das Impfbüechli zu fotografieren: Betrüger lesen mit.  

Gil Bieler

Weltbekannte Film- und Musikstars machen es genauso wie Schweizer Durchschnittsbürger: Wer sich besonders über die Corona-Impfung freut, postet oft gleich ein Foto des Impfbüchlein-Eintrags auf Social Media. Paul Stanley, Sänger der Hardrock-Gruppe Kiss, macht es unten freudig lächelnd vor.

Unter dem Hashtag #geimpft finden sich auf Instagram bereits Tausende Bilder. Doch sollte man sich einen solchen Post zweimal überlegen – aus Datenschutzgründen.

«Impfdaten sind Gesundheitsdaten und darum besonders schützenswert», hält Silvia Böhlen, Kommunikationsbeauftragte beim Eidgenössischen Datenschützer, auf Anfrage von «blue News» fest. «Wir raten darum von einer Publikation dieser Daten im Internet und in sozialen Netzwerken ab.»

Bedenken haben Fachleute auch dann, wenn nur der Kleber im Bild zu sehen ist und keine persönlichen Angaben. Auch so kann man Betrüger*innen in die Hände spielen: Diese können Name und Nummer des Impfstoffs, Stempel und Arzt-Unterschrift nutzen, um gefälschte Impfpässe herzustellen, die dann auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden. Je mehr persönliche Freiheiten nach einer Impfung winken, desto lukrativer ist das Geschäft.

Fälscher in Zürich am Werk

In der Stadt Zürich sind im März bereits Flyer aufgetaucht, mit denen gefälschte Impfpässe zum Kauf angeboten wurden. Marc Surber, Mediensprecher der Zürcher Stadtpolizei, bestätigt einen entsprechenden Bericht von «20 Minuten». Die Ermittlungen nach den Urhebern seien im Gange.

Die Zürcher Polizei weiss von keinen konkreten Fällen, in denen ein gefälschtes Zertifikat in Umlauf gekommen wäre. Dennoch hält Surber fest: «Wer zahlt, dann tatsächlich ein Fake-Impfzertifikat bekommt und auch einsetzt, macht sich der Urkundenfälschung schuldig.» Die Verfasser des Fälschung machten sich mitschuldig.

Auch dem Eidgenössischen Datenschützer sind keine konkreten Betrugsfälle bekannt, er rät aber dennoch zur Vorsicht: Die Daten des Impfpasses «könnten für Fälschungen von Impfpässen verwendet werden, aber auch Identitätsdiebstahl, Phishing oder andere missbräuchliche Zwecke sind denkbar».

Besser ein anderes Sujet wählen

Dass sich diese Einsicht allmählich durchsetzt, zeigt sich ebenfalls auf Instagram. Dort finden sich mittlerweile vermehrt Erklärungen wie diese hier: «Das ursprüngliche Bild habe ich gelöscht, nachdem ich darauf hingewiesen wurde, dass durch solche Bilder Fälschungen angefertigt werden können. Der Impfausweis wurde nun fälschungssicher nachbearbeitet.»

Wer seine Impferfahrung unbedingt mit seinem virtuellen Umfeld teilen muss: Ein Foto des Pflästerlis auf der Einstichstelle ist definitiv unverfänglicher. Der «Terminator», Arnold Schwarzenegger, entschied sich seinerseits für ein Video. 

Amerikanischer geht es nicht: Arnold Schwarzenegger liess sich in einem Drive-in-Zentrum impfen.

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