Ernstfall-SimulationSo schwer würde ein starkes Erdbeben die Schweiz treffen
sda/mmi
7.3.2023
Videografik: So wird die Stärke von Erdbeben gemessen
Videografik: So wird die Stärke von Erdbeben gemessen
21.02.2023
Fachleute errechnen, dass in Städten wie Basel, Zürich oder Genf etliche Gebäude einem starken Erdbeben nicht standhalten könnten. Dies, obwohl schweizweit Beben der Stärke 6 auftreten können.
sda/mmi
07.03.2023, 13:27
07.03.2023, 16:43
sda/mmi
Über einen Zeitraum von 100 Jahren können Erdbeben in der Schweiz zwischen 150 und 1600 Todesopfer fordern und zwischen 40'000 und 175'000 Personen das Dach über dem Kopf kosten. Das zeigt ein neuer Bericht des Schweizerischen Erdbebendienstes (SMD).
Zudem könnten Beben allein an Gebäuden und ihren Inhalten wie Möbel einen wirtschaftlichen Schaden von 11 bis 44 Milliarden Franken verursachen, schrieb der Schweizerische Erdbebendienst (SED) in einer Mitteilung zur Veröffentlichung des ersten Erdbebenrisikomodells am Dienstag. Hinzu kommen Schäden an der Infrastruktur und Verluste durch andere Folgen von Erdbeben wie Erdrutsche, Brände oder Betriebsunterbrechungen.
Basel hat das höchste Risiko
Das grösste Risiko besteht laut dem Risikomodell in der Schweiz für die Stadt Basel, gefolgt von Genf, Zürich, Luzern und Bern. In allen fünf Städten leben zahlreiche Personen, die bei einem Erdbeben betroffen wären. Zudem verfügen diese Städte über viele, teils besonders verletzliche Gebäude, die oft auf einem weichen Untergrund stehen, der Erdbebenwellen verstärkt.
Die meisten Gebäudeschäden infolge von Erdbeben sind laut dem Risikomodell in den Kantonen Bern, Wallis, Zürich, Waadt und Basel-Stadt zu erwarten. Auf sie entfällt rund die Hälfte der geschätzten finanziellen Verluste.
Drei Millionen einzelne Erdbeben simuliert
Um die möglichen Folgen von Erdbeben auf Personen und Gebäude zu ermitteln, hat der SED an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH Zürich) drei Millionen einzelne Erdbeben simuliert, die sich in der Schweiz und dem grenznahen Ausland ereignen könnten.
Die mehr als zwei Millionen Wohn-, Geschäfts- und Industriegebäude in der Schweiz wurden nach bestimmten Kriterien in Verletzbarkeitskategorien eingeteilt, um die möglichen Schäden infolge von Erdbeben zu modellieren. Darüber hinaus wurde der Untergrund, also die Struktur des Bodens, in die Modelle miteinbezogen.
So kann der SED für ein Erbeben mit einer beliebigen Stärke die Folgen abschätzen. Bei einer Wiederholung des Basler Bebens von 1356 mit einer Magnitude von 6,6 wäre in der Schweiz demnach mit etwa 3000 Toten und Gebäudeschäden im Umfang von ungefähr 45 Milliarden Schweizer Franken zu rechnen. Diese Szenarien schaffen laut dem SED eine Grundlage für Bevölkerung, Behörden und Wirtschaft, um sich auf Erdbeben vorzubereiten und das nächste Schadensbeben besser zu bewältigen.
Für jeden Kantonshauptort und weitere Ortschaften hat der SED deshalb ein Szenario für ein Beben mit einer Magnitude 6 erstellt. Ein solches Erdbeben ereignet sich durchschnittlich alle 50 bis 150 Jahre irgendwo in der Schweiz oder im grenznahen Ausland.
Das Modell werde in den nächsten Jahren noch verbessert. Es wurde vom SED in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt (Bafu), dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs), der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) und weiteren Partnern aus der Wirtschaft erstellt.
Das ist im Ernstfall zu tun
Falls die Erde bebt, gibt der Schweizerische Erdbebendienst folgende Tipps:
1) In Deckung gehen, sofern du in einem Gebäude bist (zum Beispiel unter einem stabilen Tisch oder Türrahmen).
2) Bist du im Freien, dann solltest du auf jeden Fall draussen bleiben und keinen Schutz in einem Gebäude suchen.
3) Grundsätzlich gilt: Die Nähe meiden zu Strommasten, Bäumen Brücken und Gebäuden (auch am Strassenrand) sowie anderen Objekten die einstürzen oder herunterfallen könnten.
4) In der Nähe von Gewässern gilt sofort den Uferbereich zu verlassen.
5) Bist du in einem Fahrzeug, dann sofort anhalten und das Beben im Auto aussitzen. Zudem gilt: Nicht auf Brücken oder in Tunneln oder Unterführungen anhalten.