Steigende Corona-ZahlenDer Ruf nach strengeren Regeln wird lauter
tjb
29.6.2020
Die Zahl der Corona-Infektionen wächst wieder – und weder Partygänger noch Fahrgäste von Bahn und Bus halten die empfohlenen Massnahmen ein. Darum rücken nun wieder härtere Massnahmen in die Nähe.
Die Corona-Ausbreitung in der Schweiz schien noch vor zwei Wochen weitgehend gestoppt, die täglichen Fallzahlen waren auf tiefem Niveau stabil, die Massnahmen gegen die Ausbreitung des Virus wurden weitgehend gelockert. Doch nun ziehen die Infektionszahlen langsam aber sicher wieder an.
Vor allem Partygänger scheinen sich um die Vorsichtsmassnahmen wenig zu scheren, wie sich am Wochenende gezeigt hat: In Bern versammelten sich Hunderte vor der Reitschule zu einem illegalen Rave. Sollte sich zeigen, dass ein Infizierter in der Menge der Feiernden gewesen ist, liessen sich seine Kontakte kaum nachvollziehen, denn eine Einlasskontrolle, bei der Kontaktangaben gesammelt würden, fand da natürlich nicht statt.
Und auch wenn die Kontakte notiert werden, kann es schwierig werden, wie sich in Zürich gezeigt hat: Vor gut einer Woche hat sich in einem dortigen Club die erste in der Schweiz registrierte Massenansteckung ereignet, wie am Wochenende bekannt wurde: Im Flamingo-Club hat ein Gast mit Covid-19 mindestens fünf weitere Besucher mit dem Coronavirus angesteckt, mehrere Hundert Partygäste befinden sich jetzt in behördlich verordneter Quarantäne.
Falsche Adressen, nachlässige Information
Die Beteiligten gaben dabei kein gutes Bild ab: Laut der Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli war es wegen falscher Angaben schwierig, die Betroffenen zu kontaktieren, und auch der Clubbetreiber war erst nach längerem zu erreichen. Aber auch an die Adresse der Behörden wird Kritik laut. Er sei nicht kontaktiert worden, sagte ein Gast der betroffenen Party dem «Blick» – obwohl er die richtigen Kontaktdaten hinterlassen habe.
Wegen den Problemen rücken nun die Clubbetreiber in den Fokus der Diskussion: Rickli will sich in dieser Woche mit ihnen zusammensetzen und über die Massnahmen sprechen. Sie denkt laut darüber nach, von den Veranstaltern ID-Kontrollen ihrer Gäste zu verlangen, damit alle den richtigen Namen angeben. Und sollte das zu keiner Besserung führen, stünden auch wieder Club-Schliessungen zur Diskussion.
Während im Kanton Zürich ein Krisentreffen ansteht, treffen sich die Verantwortlichen heute auch auf Bundesebene, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Die Zusammenkunft sei zwar schon länger geplant, dürfte aber angesichts der Entwicklungen auch zu einem Krisentreffen werden. Denn am Samstag bezeichnete Pascal Strupler, Chef des Bundesamts für Gesundheit (BAG), auf Twitter die neusten Zahlen als beunruhigend und schrieb, dass die Verhaltensregeln trotz Lockerungen weiterhin dringend seien.
Die Anzahl Neuinfizierter steigt in den letzten Tagen wieder an. Beunruhigend! Hygiene und Distanz trotz Lockerung der Maßnahmen sind dringend. Alles andere ist ein Freipass für das Virus!
Insbesondere die Diskussion rund um die Maskenpflicht hat in den vergangenen Tagen wieder an Fahrt aufgenommen. Dies vor allem darum, weil trotz steigender Zahl von Fahrgästen in Bahn und Bus kaum jemand eine Maske trägt, obwohl Betreiber und Behörden immer wieder eindringlich dazu aufrufen.
Ruf nach schweizweiter Maskenpflicht
Darum pocht Lukas Engelberger auf eine klare Ansage. Der CVP-Politiker ist in Basel-Stadt für das Gesundheitsressort verantwortlich und präsidiert die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren. «Ich persönlich wünsche mir eine nationale Maskenpflicht für den öffentlichen Verkehr», sagt er zum «Tages-Anzeiger».
Denn in der derzeit geltenden besonderen Lage nach dem Epidemiengesetz ist es zwar an den Kantonen, konkrete Massnahmen zu erlassen. Doch wenn es nun 26 verschiedene Vorgaben gibt zum Umgang mit Masken in der Öffentlichkeit, führt das zu Problemen in der Umsetzung, da beispielsweise Züge mit einem Kurs schnell mehrere Kantone durchqueren.
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