Ärger um Gebärtourismus Deutsche bringen ihre Babys lieber in der Schweiz zur Welt

tafi

17.6.2023

Viele werdende Mütter aus Deutschland zieht es zur Geburt in die grenznahe Schweiz.
Viele werdende Mütter aus Deutschland zieht es zur Geburt in die grenznahe Schweiz.
Caroline Seidel/dpa/Archivbild

Viele Frauen aus deutschen Grenzregionen bringen ihr Baby lieber in der Schweiz zur Welt. In Deutschland ist man über den Gebärtourismus wenig erfreut.

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  • Das Spital Leuggern AG ist bei deutschen Frauen sehr beliebt: Sie bringen ihre Kinder gerne in der Schweiz zur Welt.
  • Die hohen Geburtspauschalen werden dabei komplett von den Krankenkassen bezahlt.
  • Das Geld fehlt auf der deutschen Seite: Das Klinikum Hochrhein ist wegen des Gebärtourismus stark defizitär.

40 Prozent der Babys im Spital Leuggern AG wurden 2022 von Müttern aus Deutschland zur Welt gebracht. «Die Entbindungen von Frauen aus dem Landkreis Waldshut (Baden-Württemberg, d. Red.) hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Im Jahr 2022 waren es in Leuggern 326 von 801 Geburten, also rund 40 Prozent», berichtet Spital-Sprecher Oliver Blum im «Südkurier».

Diese Zahl ist enorm und überraschend: Die Gründe, warum die Frauen lieber im Kanton Aargau entbinden, als in Baden-Württemberg sind unklar. Fakt ist nur, dass sie das Angebot gerne annehmen – auch weil die deutschen Krankenkassen die Kosten für die Entbindung komplett übernehmen.

Auf der deutschen Seite leidet das Klinikum Hochrhein in Waldshut unter dem Geburtstourismus. Dort arbeitet die gynäkologische Abteilung stark defizitär. Während die hohen Geburtspauschalen an das Spital Leuggern gehen, bekommen die Deutschen nur geringe Kosten für die Vor- oder Nachsorgeuntersuchungen der Frauen erstattet, klagt Hans-Peter Schlaudt, Geschäftsführer des Klinikums Hochrhein.

Was Schlaudt am «Weg in die Schweiz wirklich verärgert, ist, dass Versichertengelder aus dem deutschen System in die Schweiz abfliessen und das, obschon unsere Geburtshilfe freie Kapazitäten hat». Die entstandenen Defizite müssten mit Steuermitteln ausgeglichen werden, während deutsche Versicherungsbeiträge in die Schweiz abfliessen. «Das ist doch irre», so Schlaudt.