Zürcher Wahlen 2023 «Die GLP hat den Zenit erreicht»

Von Alex Rudolf

12.2.2023

Der Politgeograf Michael Hermann, Geschäftsführer des Forschungsinstituts Sotomo.
Der Politgeograf Michael Hermann, Geschäftsführer des Forschungsinstituts Sotomo.
KEYSTONE

Die Wahlen in Zürich und Baselland sind die letzten Gradmesser vor den nationalen Wahlen im kommenden Herbst. Politgeograf Michael Hermann ordnet die Ergebnisse für blue News ein.

Von Alex Rudolf

12.2.2023

Die Klimaallianz schaffte in Zürich nur den knappen Sieg. Was erwartet die Klimakräfte im nächsten Herbst anlässlich der nationalen Wahlen?

Auf nationaler Ebene ist die Klimaallianz anders als im Kanton Zürich weit von einer Mehrheit entfernt. Vor vier Jahren gab es eine massive Verschiebung, bei der Grün und Grünliberal stark zulegen konnten, die SVP verlor ebenso stark. Das Pendel ist heute nicht mit voller Wucht auf die andere Seite geschwungen, sondern es gab lediglich eine leichte Korrektur nach rechts. Grundsätzlich sind die politischen Verhältnisse erstaunlich stabil, angesichts der schwierigen Zeiten der letzten vier Jahre.

Die GLP galt als grosse Siegerin im Vorfeld, der Erfolg hält sich aber in Grenzen. Wie erklären Sie sich das?

Die GLP entstand in Zürich, ist hier rasch gewachsen und verbuchte vor vier Jahren einen massiven Sieg. Nun hat sie den Zenit erreicht. In Kantonen wie Baselland, wo das Resultat besser ausfällt, hat die GLP noch Wachstumspotenzial.

Im Vorfeld galt die SVP als Verliererin, was hat die Partei in Zürich richtig gemacht?

Sie konnte sich stabilisieren bei einem Plus von 0,5 – ein totales Comeback ist dies nicht. Allenfalls ist es ein Vorgeschmack darauf, dass die Flüchtlingsthematik wieder an Fahrt aufnimmt. Aber: Vor vier Jahren fuhr die SVP ein historisch schlechtes Resultat ein und konnte dies nur leicht verbessern.

Ein schleichender Niedergang?

Das nicht. Aber wenn man historisch schlecht abschneidet und bei den nächsten Wahlen 0,5 Prozentpunkte gewinnt, ist es etwas anderes als wenn man ohnehin stabil ist und 0,5 Prozent gewinnt. Früher war die SVP in Zürich bei über 30 Prozent, heute bei rund 25.

Zu den Regierungen. In Baselland wurde die SVP rausgeschmissen und in Zürich schafften Ernst Stocker und Natalie Rickli eine glanzvolle Wiederwahl.

Was ich daraus lese: Bringt die SVP die richtigen Leute, kann sie auch spielend mit Spitzenresultaten in Kantonsregierungen gewählt werden. Es braucht einfach Personal, das konziliant ist – im Stil von Albert Rösti.