Reaktionen auf Lockerung Von «richtige Richtung» bis «unverantwortlich»

tmxh / SDA

14.4.2021

Restaurants dürfen ihre Terrassen wieder öffnen – nicht jeder findet das gut.
Restaurants dürfen ihre Terrassen wieder öffnen – nicht jeder findet das gut.
KEYSTONE / Ti-Press / Alessandro Crinari

Trotz «fragiler Lage» lockert der Bundesrat die Corona-Bestimmungen und öffnet unter anderem Kinos und Restaurantterrassen. Die Reaktionen auf den Entscheid fallen gemischt aus.

Der Bundesrat lockert: Ab Montag dürfen etwa Restaurantterrassen, Fitnesszentren, Kinos und andere Freizeiteinrichtungen wieder öffnen – auch im Angesicht einer «fragilen Lage» ein «vertretbares Risiko». Doch wie reagiert die Schweiz auf die Entscheide? Ziemlich gemischt: Die Stimmen reichen von «richtige Richtung» bis «unverantwortlich».

Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) bezeichnete die schrittweise, vorsichtige Öffnungsstrategie als richtig. So seien die Öffnung der Aussenbereiche von Restaurants und die Rückkehr zum Präsenzunterricht in den Hochschulen im Sinne der Kantone, wie die GDK mitteilte. Die Lockerungen seien in einer Situation mit tendenziell steigenden Coronavirus-Fallzahlen aber auch mit einem gewissen Risiko verbunden.



Bürgerliche begrüssen Lockerungen

«Ein positives Signal» nennt «Die Mitte»-Präsident Gerhard Pfister die Öffnungen, die Perspektiven schaffen würden. Man begrüsse die Lockerungen, twitterte seine Partei. Für «den grossen Öffnungsschritt» brauche es aber noch «etwas Geduld».

«Ein vernünftiger Schritt» sind die Lockerungen auch für die FDP. Der Entscheid des Bundesrates gehe in «die richtige Richtung», schrieben die Liberalen auf Twitter. Bei Einhaltung der Hygienemassnahmen «können wir auf eine weitere Lockerung in den kommenden Wochen hoffen», schrieb die Partei in einer Mitteilung. Zugleich kritisiert die Partei aber die «offensichtlich mangelnde Führung durch das BAG» als «inakzeptabel». 

Zu langsam für die SVP

Für die SVP lässt das Tempo beim Öffnen «zu wünschen übrig». Die Partei verlangt denn auch, sämtliche Branchen gleichberechtigt zu öffnen und den Lockdown zu beenden. Auch stellt sie ein «viel zu grosses Regel-Wirrwarr» fest. Die SVP fordert weiter eine beschleunigte Impfkampagne und ein konsequentes Testen.

SP setzt auf schnellen Fortschritt beim Impfen

Die SP begrüsst zwar die Perspektive für die Bevölkerung, sieht aber den Bundesrat angesichts der weiterhin kritischen Corona-Situation auf einer Gratwanderung. Um einen Jo-Jo-Effekt zu vermeiden, müssten die Schutzkonzepte in Innenräumen zwingend greifen, liess sich Co-Präsidentin Mattea Meyer im Communiqué zitieren. Echte Perspektiven für die Menschen und das Gewerbe bringe aber einzig ein schneller Fortschritt beim Impfen, schrieb die SP.

Kritik an Öffnungsschritten

Andere Politiker kritisierten die Entscheide des Bundesrats derweil als verfrüht. Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli bezeichnete die Öffnungsschritte in einem Tweet als «unverantwortlich», besonders jene in den Innenbereichen. Der Bundesrat setzte damit seine früheren Erfolge aufs Spiel. Man dürfe die Geduld nicht verlieren, forderte der Politiker.

Fitnessverband überrascht

Positiv überrascht über die Entscheide zeigte sich der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenter Verband (SFGV): Eine lang ersehnte Forderung sei endlich in Erfüllung gegangen, erklärte Verbandspräsident Claude Ammann gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Ammann betonte, dass die Fitnessstudios nunmehr ihren Beitrag zur Volksgesundheit leisten könnten und es nun darum gehe, viele Menschen zu animieren, mitzumachen. Gleichzeitig erinnerte Ammann daran, dass die vergangenen Monate mit den Schliessungen der Gesundheitscenter für die Branche eine sehr harte Zeit war. Umso mehr seien die Verantwortlichen froh über den plötzlichen Öffnungsentscheid.

Der Verbandspräsident sagte, der Bundesrat habe offenbar eingesehen, dass die Fitness-Industrie aufgrund der vorhanden Schutzkonzepte nicht zur Verschlechterung der epidemiologischen Lage beitrage.

Gewerbeverband enttäuscht

Enttäuscht von den Entscheiden gab sich derweil der Schweizerische Gewerbeverband (SGV): Der Bundesrat habe sich nur zu minimen Öffnungsschritten durchringen können, so der Verband, der die «zögerliche und mutlose Pandemiebewirtschaftung» der Landesregierung kritisierte.

Der Dachverband wiederholte in seiner Mitteilung die Forderung nach einer Beendigung des Lockdown, und er kritisierte namentlich, dass der Bundesrat an der Homeoffice-Pflicht festgehalten hat. Arbeitgeber und Angestellte hätten längst bewiesen, dass ihre Schutzkonzepte funktionierten.

Der Umgang des Bundesrates mit den Folgen der Pandemie bleibe unverständlich, kritisierte der SGV und fordert, die «ruinösen Arbeitsverbote» endlich vollständig aufzuheben. Der Bundesrat müsse die Wirtschaft und Gesellschaft lähmenden und einseitig an der Gesundheitspolitik ausgerichteten Massnahmen beenden.