Neue Zahlen Diese Gemeinden bürgern die meisten Ausländer ein

tsha

2.3.2020

Staatskundeunterricht in einem Einbürgerungskurs: Nicht jede Gemeinde vergibt Schweizer Pässe.
Staatskundeunterricht in einem Einbürgerungskurs: Nicht jede Gemeinde vergibt Schweizer Pässe.
Bild: Keystone

Schlusslicht Bern, Spitzenreiter Waadt: Während manche Gemeinden seit Jahren keinen einzigen Ausländer eingebürgert haben, verfolgen andere eine liberalere Politik.

Viele Schweizer Gemeinden haben seit Jahren keine Ausländer mehr eingebürgert. Das legt eine Auswertung von Daten der Eidgenössischen Migrationskommission und der Universität Genf nahe, über die der «Tagesanzeiger» berichtet.

Demnach vergaben 261 Gemeinden im Zeitraum von 2011 bis 2017 keinen einzigen Schweizer Pass; 125 Gemeinden bürgerten seit 1992 keine Ausländer ein. Wie viele Einbürgerungsgesuche in diesen Gemeinden gestellt wurden und wie viele davon abgelehnt wurden, geht aus den Daten allerdings nicht hervor, da die entsprechenden Zahlen nicht immer erfasst werden.



Auffällig ist, dass besonders kleine Gemeinden eher selten einbürgern. Philippe Wanner, Professor am Institut für Demografie und Sozioökonomie an der Universität Genf, vermutet, dass die dort lebenden Ausländer Angst vor einer Einbürgerung hätten, weil sie fürchteten, «zu scheitern und deshalb stigmatisiert zu werden».

«Diese Menschen wollen nicht hier bleiben»

Roman Lanz, Gemeindepräsident von Kandergrund BE, erklärt gegenüber dem «Tagesanzeiger», in seiner zehnjährigen Amtszeit habe es kein einziges entsprechendes Gesuch gegeben. Und das, obwohl in der kleinen Gemeinde viele Menschen im Tourismus arbeiten würden: «Diese Menschen wollen aber nicht hier bleiben – sie ziehen meist nach einer oder mehreren Saisons weiter», so Lanz.

Ganz anders stellt sich die Lage in den Schweizer Grossstädten dar. So wurden in Zürich zwischen 2011 und 2017 fast 17'000 Menschen eingebürgert – so viele wie in keiner anderen Schweizer Stadt. Genf landet in der Statistik mit 9'760 Einbürgerungen auf dem zweiten Platz, gefolgt von Lausanne mit 6'019 Neubürgern.



Auch in Luzern werden besonders häufig Schweizer Pässe gegeben. Betrachtet man die Relation zwischen ausländischer Bevölkerung und der Zahl der Einbürgerungen, dann führt die Stadt gar die schweizweite Statistik an: Jedes Jahr erhalten durchschnittlich 2,3 von 100 Ausländern einen roten Pass. Katrin Aeberhard, Abteilungsleiterin der Bevölkerungsdienste der Stadt Luzern, erklärt das mit einer effizienten Verwaltung; ausserdem stünde das Thema bei den politischen Parteien hoch oben auf der Agenda.

Schlusslicht Bern

In Bern hingegen, Schlusslicht unter den Schweizer Städten, wird jährlich nur einer von 100 Ausländern eingebürgert. So dürfen nach einer beim Stimmvolk erfolgreichen Einbürgerungsinitiative der Jungen SVP Sozialhilfebezüger oder Menschen ohne C-Ausweis keine Schweizer Staatsbürger mehr werden.

Besonders ausländerfreundlich ist man in Villars-le-Comte VD, wo im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2017 jährlich mehr als elf Prozent aller Ausländer eingebürgert wurden. Überhaupt liegen die Zahlen in der Waadt höher als im Rest des Landes.

Philippe Wanner erklärt das mit einer liberalen Einbürgerungspraxis für Jugendliche der zweiten Generation. Ausserdem gebe es in der Romandie viele sehr kleine Gemeinden mit nur wenigen Ausländern, sodass schon ein paar wenige Einbürgerungen die Statistik nach oben schnellen liessen.

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