Arbeit Digitalisierung im Zentrum der ILO-Konferenz

SDA

10.6.2019 - 14:31

Bundesrat Alain Berset verteidigte die Bedeutung der ILO – auch im Zeitalter der Digitalisierung und der Globalisierung.
Bundesrat Alain Berset verteidigte die Bedeutung der ILO – auch im Zeitalter der Digitalisierung und der Globalisierung.
Source: Keystone/Laurent Gillieron

Die Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), eine UNO-Sonderorganisation, kämpft für soziale Gerechtigkeit, Menschen- und Arbeitsrechte, sowie gegen Menschenhandel und Sklaverei. In Genf ist die 100. Konferenz eröffnet worden — rund vierzig Staats- und Regierungschefs werden in den kommenden zwei Wochen erwartet.

In Genf ist die 100. Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) eröffnet worden. Die Mitglieder wollen dabei eine «Jahrhunderterklärung» verabschieden, welche die Zukunft der Arbeit im digitalen Zeitalter definieren soll.

«Die Zukunft der Arbeit ist nicht vorbestimmt, niemand entscheidet an unserer Stelle, weder Roboter noch künstliche Intelligenz», sagte Generaldirektor Guy Ryder zur Eröffnung der ILO-Jubiläumskonferenz. Er appellierte an die 187 Mitgliedsländer, in der geplanten Jahrhunderterklärung starke Leitlinien zur Zukunft der Arbeit mit sozialer Gerechtigkeit für alle zu verankern.

Erwartet werden in den kommenden knapp zwei Wochen rund vierzig Staats- und Regierungschefs, darunter am Dienstag der französische Präsident Emmanuel Macron und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Die Erklärung soll zum Abschluss am 21. Juni verabschiedet werden.

Zu Beginn der Konferenz wurde der Schweizer Botschafter Jean-Jacques Elmiger zum Präsidenten der Internationalen Arbeitskonferenz gewählt. Der zum Staatssekretär beförderte Diplomat würdigte in seiner Ansprache den «100-jährigen Kampf der ILO für soziale Gerechtigkeit und im Dienst des Friedens».

Berset betont Bedeutung der ILO

Bundesrat Alain Berset sagte in seiner Eröffnungsrede in Anspielung auf die Struktur der Organisation, welche Vertreter von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und Regierungen vereinigt, für die Zukunft der Arbeit gebe es keine Alternative zu einem starken Multilateralismus. Das ILO-Modell müsse sich «vervielfachen».

Der Innenminister verteidigte auch die Bedeutung der ILO im Zeitalter der Digitalisierung und der Globalisierung. Angesichts des Armutsrisikos brauche es eine starke Sozialpartnerschaft, ohne die ein nachhaltiges und ökologisches Wirtschaftswachstum nicht möglich sei. «Mehr denn je brauchen wir gemeinsame Normen, um einen fairen Wettbewerb zwischen den Ländern zu gewährleisten», sagte Berset.

Wenige Tage vor dem nationalen Frauenstreik betonte der Bundesrat auch die «Notwendigkeit», den Frauen «ein faires und angemessenes Gehalt» zu garantieren. Er rief die Länder auf, der internationalen Koalition für Entgeltgleichheit bis 2030 (EPIC) beizutreten, die auf eine gemeinsame Initiative der ILO, von Uno-Women und der OECD zurückgeht.

Weiter forderte Berset in seiner Rede mehr Investitionen in Aus- und Weiterbildung, um den Jungen eine Beschäftigung zu garantieren. Auch die Beiträge in die soziale Sicherheit müssten verstärkt werden.

Fast 190 Abkommen für Arbeiterrechte

Die ILO wurde im Jahr 1919 gegründet und ist damit die älteste Uno-Sonderorganisation. Sie soll den Weltfrieden durch die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen aller Menschen fördern. Die Organisation verfügt über eine dreigliedrige Struktur, die im Uno-System einzigartig ist: Die Mitgliedstaaten sind durch Regierungen, durch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie durch Arbeitgeber in den Organen der ILO vertreten.

Die ILO hat in den vergangenen 100 Jahren fast 190 Abkommen und mehr als 200 Empfehlungen zu Arbeitsnormen ausgearbeitet. Darunter sind Konventionen über das Recht auf Gewerkschaften und gegen Diskriminierung sowie gegen Zwangsarbeit und gegen die schlimmsten Formen der Kinderarbeit. Neuer Schwerpunkt ist der digitale Wandel und wie der soziale Frieden trotz rapider Veränderungen gesichert werden kann.

Erst vor kurzem hatte die ILO die Schweiz zusammen mit vierzig anderen Ländern wegen ihres ungenügenden Kündigungsschutzes für gewerkschaftlich tätige Arbeitnehmende auf eine schwarze Liste gesetzt. Aus Sicht der ILO reicht die in der Schweiz geltende maximale Entschädigung für missbräuchliche Kündigung von sechs Monatslöhnen nicht. Die Liste soll am Montag auf 25 Länder gekürzt werden.

Bilder aus der Schweiz
Zurück zur Startseite