Lange Suche hat ein Ende Christian Dussey wird neuer Chef des Nachrichtendiensts

om, sda

10.11.2021 - 14:15

Christian Dussey (links) mit seinem damaligen Chef, dem Ex-Aussenminister Didier Burkhalter im Jahr 2015.
Christian Dussey (links) mit seinem damaligen Chef, dem Ex-Aussenminister Didier Burkhalter im Jahr 2015.
KEYSTONE

Der Schweizer Nachrichtendienst bekommt am 1. April 2022 einen neuen Boss: Christian Dussey wird Nachfolger von Jean-Philippe Gaudin. Der Diplomat bringt jede Menge Erfahrung mit.

om, sda

Christian Dussey wird neuer Chef des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB). Der Bundesrat hat den aktuellen Botschafter im Iran am Mittwoch zum Nachfolger von Jean-Philippe Gaudin ernannt. Dussey tritt sein Amt am 1. April 2022 an.

Bis zu Dusseys Amtsantritt im kommenden Jahr leitet Vizedirektor Jürg Bühler den Nachrichtendienst. Der 55-jährige Dussey arbeitete bereits von 1991 bis 1996 beim strategischen Nachrichtendienst des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), wie der Bundesrat mitteilte.

Danach schlug er eine diplomatische Karriere ein. Nach einer Stage in Prag war er für das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in Bern tätig.

Ein weiteres Bild von Dussey (links) und Burkhalter.
Ein weiteres Bild von Dussey (links) und Burkhalter.
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1999 wurde Dussey diplomatischer Assistent der damaligen Bundespräsidentin Ruth Dreifuss. Nach einer Zeit in Moskau übernahm er 2004 die Leitung der Sektion Internationale Sicherheit im EDA. 2010 wurde er Chef des Krisenmanagements im EDA.

In dieser Funktion stand er der interdepartementalen Taskforce für das in Pakistan entführte Schweizer Paar vor. Dabei koordinierte er die Aktivitäten des Bundesamts für Polizei (Fedpol) und des Nachrichtendienstes. Die Affäre endete mit der Flucht des Paars.

Karriere beim EDA

2013 wurde Dussey Direktor des Genfer Zentrums für Sicherheitspolitik und im Februar 2021 folgte seine Ernennung als Botschafter in der Islamischen Republik Iran mit Sitz in Teheran. Weil die Schweiz in Teheran im Rahmen ihrer guten Dienste diplomatisch die USA vertritt, gilt der Posten als hochkarätig.

Um den Posten zu besetzen, setzte VBS-Chefin Viola Amherd als oberste Verantwortliche für den Nachrichtendienst eine Kommission aus VBS-Spitzenbeamten und drei Regierungsräten ein. Den Angaben zufolge erfüllte Dussey das Anforderungsprofil am besten.

Dussey tritt die Nachfolge von Jean-Philippe Gaudin an.
Dussey tritt die Nachfolge von Jean-Philippe Gaudin an.
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Er verfüge insbesondere über operative und strategische Führungserfahrung und sei bestens mit Verwaltung und Politik vertraut. Im Weiteren sei er ein profunder Kenner des nationalen und internationalen Nachtrichtendienstumfelds.

Brüsker Abgang

Sein Vorgänger Jean-Phillippe Gaudin hatte den Nachrichtendienst nach drei Jahren Ende August brüsk verlassen. Der 58-jähriger Militär wechselte nach 34 Jahren im öffentlichen Sicherheitsdienst in die Privatwirtschaft.

Unter der Ägide des Waadtländers wurde die Behörde um rund hundert Stellen respektive einen Drittel ausgebaut. Seine Amtszeit war geprägt von der Affäre um russische Spione in der Schweiz, vermehrter wirtschaftlicher Spionage aus China und einem erstarkten politischen Extremismus im Inland. Durch die Affäre um manipulierte Verschlüsselungsgeräte geriet der NDB unter Gaudin in die Kritik.

Mit den Maschinen der Zuger Firma Crypto sollen der US-Geheimdienst und der deutsche Nachrichtendienst im Wissen der Schweiz über 130 Staaten ausspioniert haben. Die Affäre ereignete sich zwar in den Jahrzehnten vor Gaudins Amtsantritt, doch brachten ihm der Umgang mit dem 2020 publik gewordenen Geschehen und eine angeblich späte Information des Bundesrats Kritik ein.

Wie die «Neue Zürcher Zeitung» berichtet, sei der ausschlaggebende Grund für Gaudins Abgang jedoch sein gespanntes Verhältnis zu Viola Amherd gewesen. Die hatte sich demnach eine Nachfolgerin für ihn gewünscht, doch die drei Favoritinnen – Fedpol-Chefin Nicoletta della Valle, die Genfer Polizeikommandantin Monica Bonfanti und die VBS-Chefin der Sicherheitspolitik Pälvi Pulli – hätten alle abgesagt.