Moderna-PrognoseDer Omikron-Impfstoff dürfte auf sich warten lassen
21.12.2021
Gegen Omikron schützt der Moderna-Impfstoff nach zwei Dosen schlechter als gegen andere Varianten: Das sagt Moderna-Chef Stéphane Bancel. Ein angepasstes Vakzin lässt aber noch etwas auf sich warten.
21.12.2021, 10:33
21.12.2021, 11:35
Impfstoff-Hersteller Moderna möchte die Zusammenarbeit mit der Schweiz vertiefen. Im Blickpunkt laufender Verhandlungen stehe ein Impf-Abo mit garantierter Mengenabnahme durch die Schweiz, sagte Moderna-Chef Stéphane Bancel in einem Interview mit den Tamedia-Titeln.
Bancel führte im Interview aus, neue Daten würden belegen, dass der Schutz einer Ansteckung bei Omikron nach zwei Dosen Moderna deutlich tiefer sei, als bei vorherigen Coronavirus-Varianten. Es gebe aber auch eine gute Nachricht: «Nach einem Booster ist der Spiegel an Antikörpern wieder sehr hoch.» Sein Unternehmen gehe davon aus, dass das vor Hospitalisationen und schweren Verläufen schütze.
Bancel sagte, die derzeitige Botschaft sei klar: «Wer nicht geimpft ist, sollte das jetzt dringend tun, und die Geimpften sollten möglichst schnell einen Booster bekommen. Omikron ist derart ansteckend.»
Moderna arbeite an einem angepassten Impfstoff, so Bancel. Die Entwicklung dazu dauere rund 90 Tage oder womöglich weniger. Dann stelle sich allerdings die Frage, ob die Zulassungsbehörden wie Swissmedic noch einmal eine Studie für den angepassten Impfstoff forderten. Das wären dann noch einmal mindestens drei Monate. «Es kann also bis ein halbes Jahr dauern, bis wir einen Omikron-Impfstoff haben.»
Was die Produktion der Vakzine angeht, sieht Bancel sein Unternehmen heute bedeutend besser aufgestellt als noch vor einem Jahr: «Damals konnten wir nur rund 20 Millionen Dosen in sechs Monaten herstellen. Heute produzieren wir 100 Millionen Dosen pro Monat, und bald werden es 150 Millionen Dosen pro Monat sein.» Auch bei Lonza seien weitere Produktionslinien im Bau, die im ersten Quartal des nächsten Jahres in Betrieb genommen würden. «Dann können wir die Produktion noch weiter steigern», sagte Bancel.
Moderna sei fast wöchentlich in Kontakt mit der Schweizer Regierung. Das Unternehmen sei mit der Schweiz im Gespräch eine Partnerschaft einzugehen, wie man es bereits ähnlich mit Australien und Kanada gemacht habe.
Moderna habe eine Reihe neuer mRNA-Impfstoffe in der Entwicklung, etwa gegen Grippe oder gegen das RS-Virus, das eine bei Älteren und Kleinkindern tödliche Atemwegserkrankung verursache. «Wir könnten diese drei mRNA-Impfstoffe in einer Dosis kombinieren und schlagen Regierungen vor, sich für mehrere Jahre Lieferungen für eine bestimmte Menge zu sichern.»
Im Falle einer neuen Pandemie könne Moderna sehr schnell einen neuen Impfstoff entwickeln. Ein Land, das sich regelmässige Mengen gesichert habe, werde dann bevorzugt beliefert.
Verhandlungen über ein Impf-Abo
In einigen Ländern errichte Moderna im Gegenzug eine Produktionsanlage im Partnerland. In der Schweiz gebe es wegen der Partnerschaft mit Lonza ein anderes Modell.
«Wir haben mit der Schweiz Verhandlungen über ein Impfabo begonnen. Und wir möchten auch in Wissenschaftler in der Schweiz investieren und dort Vakzine in Labors von Spitälern und Universitäten entwickeln.» Auch wolle Moderna mehr klinische Versuche in der Schweiz durchführen.
Der Moderna-Chef würde gerne eine langjährige Partnerschaft mit der Schweiz eingehen, mit der Verpflichtung zu einer bestimmten Mengenabnahme, dann könne man im Falle eines neuen Virus rasch liefern. Es könnte sich dabei um eine Partnerschaft zwischen Moderna, Lonza und der Schweizer Regierung handeln. «Es ist aber noch zu früh für Details.»
Bancel zeigte sich auf Nachfrage überrascht, dass es gerade im Pharmaland Schweiz so viele Ungeimpfte gebe, ebenso «wie in Frankreich – dem Land von Louis Pasteur, dem Entdecker von Impfstoffen». Er habe über das Problem auch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron gesprochen. «Es ist traurig», so Bancel.