Sterbehilfe Exit möchte Auslandschweizer ausschliessen

SDA/tgab

9.8.2020

Die Organisation Exit möchte Auslandschweizer künftig nicht mehr mit Sterbehilfe unterstützen. Grund sind die zum Teil hohen bürokratischen Hürden im Ausland. (gestelltes Bild)
Die Organisation Exit möchte Auslandschweizer künftig nicht mehr mit Sterbehilfe unterstützen. Grund sind die zum Teil hohen bürokratischen Hürden im Ausland. (gestelltes Bild)
Bild: Keystone

Auslandschweizer sollen künftig von einer Mitgliedschaft bei der Sterbehilfe-Organisation Exit ausgeschlossen werden. Im Ausland wird die Sterbehilfe zum Teil sehr streng gehandhabt und ist manchmal auch gesetzlich verboten.

Der Vorstand der Sterbehilfeorganisation Exit möchte künftig Auslandschweizer als Mitglieder ausschliessen. Er hat die Statuten entsprechend überarbeitet und bis Ende September in die Vernehmlassung geschickt. Den definitiven Entscheid soll 2021 die Generalversammlung fällen.

Exit will demnach künftig nur noch urteilsfähige Personen ab 18 Jahren als Mitglieder aufnehmen, «sofern sie Wohnsitz in der Schweiz haben», wie aus den auf der Webseite der Sterbehilfeorganisation publizierten Revisionsvorschlägen hervorgeht. Zuerst hatte die «NZZ am Sonntag» darüber berichtet. Neu wird auch vorgeschlagen, dass Mitglieder ausgeschlossen werden sollen, sobald sie eine Wohnadresse im Ausland angeben.

Wie Exit-Sprecher Jürg Wiler auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte, habe man sich nach reiflicher Überlegung für diesen Vorschlag entschieden. Ausschlaggebend dafür seien die bürokratischen Hürden in vielen Ländern gewesen, in denen die Sterbehilfe sehr streng gehandhabt werde und gesetzlich verboten sei.

Sehr grosser Aufwand bei Abklärung auf Freitodbegleitung

Die Abklärungen für eine Freitodbegleitung, auf die jedes Exit-Mitglied Anrecht habe, könnten nur mit sehr grossem Aufwand seriös erfüllt werden, wenn ein Mitglied im Ausland wohne, so Wiler. Grosse Distanzen, eventuell die Zeitverschiebung, das Einholen von Arztzeugnissen und Spitalberichten in fremden Sprachen seien weitere Gründe. Zudem müssten schwerkranke Mitglieder in die Schweiz transportiert werden, da nur hier eine Freitodbegleitung legal durchgeführt werden könne.



Von den rund 130'000 Exit-Mitgliedern leben 2'600 im Ausland. 2019 betrafen gerade einmal 5 von insgesamt 862 Freitodbegleitungen Auslandschweizer. Der Vorstand nimmt derzeit laut Wiler Rückmeldungen entgegen. «Je nach Rücklaufstärke» wolle er diese dann in die Revision einfliessen lassen.

Dignitas, die andere bekannte Sterbehilfeorganisation in der Schweiz, sieht in ihren letztmals im Dezember 2018 revidierten Statuten eine Ausschluss von Auslandschweizern nicht vor. In den Zweckbestimmungen ist sogar explizit von der «Durchsetzung des Selbstbestimmungsrechts gegenüber der Öffentlichkeit sowie Behörden im In- und Ausland» zu Gunsten ihrer Mitglieder die Rede. Dazu gehört auch die Unterstützung von Rechtsverfahren im In- und Ausland, sofern sie der Durchsetzung der Menschenrechte und Grundfreiheiten dienten.

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