Prozess in St. Gallen Gericht spricht angeblichen Lukaschenko-Agenten frei

DPA, smi

28.9.2023 - 15:58

Der 44-jährige Juri Garawski aus Belarus steht während einer Pause vor dem Gericht in St. Gallen.
Der 44-jährige Juri Garawski aus Belarus steht während einer Pause vor dem Gericht in St. Gallen.
Bild: Gian Ehrenzeller/Keystone/dpa

Das Kreisgericht Rorschach hat einen ehemaligen belarussischen Soldaten freigesprochen. Dieser hatte selber zugegeben, Regime-Feinde ermordet zu haben. Der Richter erkannte Widersprüche in den Aussagen des Mannes.

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  • Juri Garawski hat selber angegeben, er sei Teil einer Todesschwadron gewesen, die im Auftrag der belarussischen Regierung Regime-Gegner habe verschwinden lassen.
  • Der vorsitzende Richter hat in den Aussagen des Angeklagten Widersprüche erkannt. Es sei möglich, dass er mit den Schilderungen sein Asylverfahren habe positiv beeinflussen wollen.

In der Schweiz ist ein Ex-Soldat aus Belarus freigesprochen worden, der nach eigenen Angaben an der Entführung und Ermordung von Oppositionellen beteiligt war.

Gewisse Schilderungen seien schlicht absurd, argumentierte der Vorsitzende Richter des am Donnerstagnachmittag mündlich verkündeten Urteils. Der Sachverhalt sei nicht erwiesen. Es sei möglich, dass der Beschuldigte mit den dramatischen Schilderungen seinen Asylentscheid positiv habe beeinflussen wollen.

Mit dem angeblichen Mitglied eines belarussischen Spezialkommandos war erstmals in der Schweiz eine Person wegen Verschwindenlassens angeklagt. Am Prozess vergangene Woche hatte die Staatsanwaltschaft einen Schuldspruch und eine Haftstrafe von drei Jahren gefordert, davon ein Jahr unbedingt.

Mord-Geständnis im Asylantrag

Juri Garawski (45) hatte selbst in seinem Asylantrag und vor Medien angegeben, Mitglied einer Todesschwadron gewesen zu sein, die 1999 im Staatsauftrag den ehemaligen Innenminister Juri Sacharenko, den Ex-Leiter der Wahlkommission Viktor Gontschar und den Geschäftsmann Anatoli Krassowski entführt und umgebracht hat. Der Machthaber hiess seinerzeit wie heute Alexander Lukaschenko.

Offiziell ist das Schicksal der Verschwundenen bis heute ungeklärt. Zwei im Prozess anwesende Töchter der Männer hatten gesagt, sie glaubten Garawskis Aussagen.