Von Stalking betroffen Deshalb zeigte dieses Opfer ihren Peiniger nicht an

Nicole Agostini

14.6.2024

Stalker kommen meist davon // Zwei Opfer erzählen, warum sie ihre Peiniger nicht anzeigen

Stalker kommen meist davon // Zwei Opfer erzählen, warum sie ihre Peiniger nicht anzeigen

Sie wurden monatelang gestalkt, am Schluss lauerten die beiden Peiniger ihren Opfern auf – doch nur eine ging zur Polizei. Grund: Die Täter zur Anzeige zu bringen, ist in der Schweiz nicht einfach. Das soll sich jetzt ändern.

05.06.2024

Sie wurden monatelang gestalkt, am Schluss lauerten die beiden Peiniger ihren Opfern auf – doch nur eine ging zur Polizei. Grund: Die Täter zur Anzeige zu bringen, ist in der Schweiz nicht einfach. Das soll sich jetzt ändern.

Nicole Agostini

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Aktuell kann Stalking in der Schweiz nur strafrechtlich verfolgt werden, wenn einzelne Handlungen strafbar sind.
  • Zuerst muss aber das Opfer das Stalkingverhalten beweisen können.
  • Am 6. Juni stimmte der Nationalrat ab, ob Stalking ein eigener Straftatbestand werden soll.
  • In der Gesamtabstimmung nahm die grosse Kammer die Vorlage mit 151 zu 29 Stimmen bei neun Enthaltungen an. Das Geschäft geht nun an den Ständerat.
  • Die Fachstelle Stalking Beratung in Bern bringt jährlich eine Statistik über Stalking-Opfer heraus. 2023 haben sich 86 Frauen und 13 Männer bei ihnen gemeldet.

Jasmin* wurde ein Jahr lang von ihrem Ex-Partner gestalkt. Mit Briefen, Paketen, und Telefonanrufen mit unterdrückter Nummer. Er passte sie sogar ab. Und trotzdem hat sie ihn nicht angezeigt.

Denn wer in der Schweiz von Stalking betroffen ist und Anzeige erstatten will, muss einen eher mühsamen Weg auf sich nehmen. Die betroffene Person muss alles dokumentieren, um beweisen zu können, dass sie gestalkt wird. Dann erst könnte sie Anzeige wegen Nötigung, Drohung oder Missbrauch einer Fernmeldeanlage machen.

Ein Topmodel unter den Opfern

Diese Situation wird seitens der Opfer oft als belastend empfunden. Sie befinden sich bereits in einer prekären Situation. Viele Stalkingopfer entscheiden sich deshalb gegen eine Anzeige.

Auch das Schweizer Topmodel Manuela Frey hat nicht sofort gehandelt. Erst, als sie ihrem Stalker in einem Hotel gegenüber steht, packt sie die Angst, wie sie in unserem Videobeitrag erzählt. Sie zeigt ihren Stalker an und schnell wird klar, dass der Mann, den sie zunächst für einen harmlosen Fan hält, ein Wiederholungstäter ist.

Stalking als eigener Straftatbestand in der Schweiz

In Zukunft soll sich nun aber das Gesetz in der Schweiz zugunsten der Stalking-Opfer ändern und ein eigener Straftatbestand werden: Wer jemanden beharrlich verfolgt, belästigt oder bedroht, und ihn dadurch in seiner Lebensgestaltungsfreiheit beschränkt, soll gemäss Entwurf der Rechtskommission des Nationalrats mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe bestraft werden. 

Zu diesem Zweck stimmte am 6. Juni der Nationalrat ab. In der Gesamtabstimmung nahm die grosse Kammer die Vorlage mit 151 zu 29 Stimmen bei neun Enthaltungen an. Das Geschäft geht nun an den Ständerat.

Was Jasmin erlebte, wie Manuela Frey schliesslich vorging und was Sabine Tobler von der Staatsanwaltschaft I des Kantons Zürich zur aktuellen Gesetzeslage sagt, erfährt ihr im Video.

* Name der Redaktion bekannnt

Wie erkenne ich stalkerisches Verhalten?

  • ständige Telefonanrufe zu jeder Tages- und Nachtzeit
  • massenhaftes Zusenden von SMS, E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten
  • unerwünschte Geschenke
  • Schädigung des Opfers in sozialen Netzwerken durch Veröffentlichung von privaten Informationen und Inhalten sowie Aufgabe von Anzeigen im Namen des Betroffenen
  • Kontaktversuche bei Freunden oder Bekannten des Opfers

Wirst du gestalkt oder kennst du jemand, der von Stalking betroffen ist?
Hier findest du Hilfe:

Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien zum ersten Mal am 5.06.2024.


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