Virologin kritisiert Behörden«Ein massives Problem an den Schulen zeichnet sich seit Monaten ab»
SDA/dor/uri
15.9.2021 - 05:48
Die Behörden in der Schweiz haben die Schulen nach Ansicht der Genfer Virologin Isabelle Eckerle zu lange im Stich gelassen. Die Kantone hätten es im Sommer versäumt, die Schulen auf die Delta-Variante vorzubereiten.
Keystone-SDA, SDA/dor/uri
15.09.2021, 05:48
15.09.2021, 09:47
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Die Kantone hätten es im Sommer versäumt, die Schulen auf die Delta-Variante vorzubereiten, sagt die Virologin Isabella Eckerle. Dies, obschon die Gefahren lange vorher bekannt gewesen seien. «Dass wir mit Delta ein ganz massives Problem bekommen an den Schulen, zeichnet sich seit Monaten ab», sagte Eckerle in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Statt sich auf die Pandemie an den Schulen vorzubereiten, seien die Sommerferien ungenutzt geblieben.
Es gebe viele Massnahmen, um den Schulunterricht sicherer zu gestalten und Ansteckungen zu minimieren. So sollten sich die Erwachsenen impfen lassen. Und Masken in den Schulzimmern seien zu empfehlen. Zudem helfe repetitives Testen, Ausbrüche zu verhindern.
Halbklassen, Unterricht an der frischen Luft, gute Kommunikation und Aufklärung wären ebenso hilfreich, sagte die 41-jährige Eckerle weiter. Viele glaubten immer noch, regelmässiges Händewaschen allein reiche für den Infektionsschutz.
Einheitliche Empfehlungen bereits 2020 notwendig
Statt das Problem den Gemeinden zu überlassen, hätte man schon 2020 einheitliche Empfehlungen ausgeben sollen. Die Schulen hätten aufgrund der Unmenge an Daten gar nicht das Detailwissen und die Kapazitäten, um richtig zu reagieren.
Die Behörden hätten eine Expertengruppe zusammenstellen sollen, die entsprechende Empfehlungen erstellt und überarbeitet hätte, sobald es neue Erkenntnisse gegeben hätte. Das hätte den Schulen geholfen, diese Vorschläge pragmatisch umzusetzen.
Die deutsche Virologin Eckerle leitet seit 2018 die Abteilung Infektionskrankheiten in der Abteilung für medizinische Fachgebiete an der Universitätsklinik in Genf. In der Covid-19-Pandemie untersucht sie die Rolle der Kinder bei der Virenübertragung.