IV würde Kosten tragen GLP-Kantonsrat verwehrt seinem Mieter Behinderten-WC

klm

7.11.2023

Mieter Pascal Heggendorn kämpft in Rickenbach LU um ein behindertengerechtes Badezimmer.
Mieter Pascal Heggendorn kämpft in Rickenbach LU um ein behindertengerechtes Badezimmer.
Screenshot Blick TV

Pascal Heggendorn lebt in Rickenbach LU. Dem Rollstuhlfahrer würde ein behindertengerechtes Bad das Leben wesentlich erleichtern. Obwohl die IV die Kosten tragen würde, stimmen die Vermieter dem Umbau nicht zu. 

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  • Pascal Heggendorn aus Rickenbach LU fordert von seinen Vermietern die Erlaubnis für den Umbau seines Bads. Es soll behindertengerecht werden. 
  • Einer seiner Vermieter ist Lorenz Ilg, GLP-Vorstandsmitglied und Kantonsrat. 
  • Obwohl die IV die Kosten des Umbaus übernehmen würde, stimmen Ilg und sein Bruder dem Vorhaben nicht zu.
  • Sie fordern ein ausführliches medizinisches Gutachten und eine Auflistung der Umbau-Arbeiten.

Pascal Heggendorn aus Rickenbach LU ist verzweifelt. Wie er dem «Blick» berichtet, bräuchte er in seiner Mietwohnung unbedingt ein Behinderten-WC und -Dusche. 

Das Problem: Trotz Arztzeugnis und einer Kostenübernahme durch die IV stimmen die Vermieter dem Umbau nicht zu. Seit Jahren kämpfe Heggendorn dafür – bislang vergebens. Derzeit könne der Vater eines 8-jährigen Sohnes nur einmal alle zwei Wochen duschen – «wenn die Kraft es zulässt». Beim Toilettengang müsse ihn seine Ehefrau «mit Müh und Not auf die Schüssel wuchten». 

Ein Umbau würde es ihm erlauben, das Badezimmer auch selbstständig zu benutzen. Kosten gäbe es für die Vermieter dabei keine, sogar einen allfälligen Rückbau würde die IV übernehmen.

Heggendorn will Vermieter nicht in der ganzen Wohnung

Dennoch fordern die Vermieter unter anderem einen ausführlichen ärztlichen Bericht mit Heggendorns medizinischer Diagnose. Das Zeugnis des Hausarztes reiche ihnen nicht. Ausserdem werde Zugang zu der ganzen Wohnung gefordert, um «sich ein Bild zu machen». Heggendorn will aber nur Zugang zum Bad gewähren: «Was geht es sie an, wie es in unserem Schlafzimmer aussieht, wenn es doch um den Umbau des Badezimmers geht? Ich will nicht, dass mein Vermieter in meiner Wohnung herumstöbert.»

Heggendorns Vermieter ist laut «Blick» der Luzerner Kantonsrat und GLP-Vorstandsmitglied Lorenz Ilg, der das Haus zusammen mit seinem Bruder vermietet. Ilg ist unter anderem auch Mitglied des Verbandes Casafair, der sich für «gesundes Wohnen» und «faire Miet- und Nachbarschaftsverhältnisse» einsetzt. Für Heggendorn seien die beiden Vermieter aber «herzlos». 

Die Gebrüder Ilg wollen das aber nicht auf sich sitzen lassen. Sie seien daran interessiert, «eine faire und tragfähige Lösung für beide Parteien zu finden», wie sie zu «Blick» sagen. «Von herzlos kann hier überhaupt nicht die Rede sein, sondern, wenn schon, von sozial verantwortungsbewusst handelnden Vermietenden.»

So hätten sie in den «schwierigen letzten Zeiten» weder Nebenkosten noch den Mietzins erhöht. Dies trotz eines «massiven Kostenanstiegs im Energiesektor» und gestiegenem Referenzzinssatz.

Für den Umbau fordern die Ilgs «konkrete Unterlagen, wie genaue Umbaupläne oder eine Erklärung durch den entsprechend von der IV beauftragten Handwerker zum Verständnis der konkreten Situation vor Ort». Die sollen sie bis heute aber nicht erhalten haben. Laut «Blick» existiere aber ein an Lorenz Ilgs Bruder adressiertes Schreiben, «in dem ein Handwerker diverse Umbauarbeiten in Heggendorns Badezimmer konkret auflistet – und Fotos der aktuellen Situation sowie eine Grundrissskizze angehängt hat». 

Heggendorn hat keine Energie mehr

Für die Vermieter soll ausserdem ein ausführlicher ärztlicher Bericht zeigen, dass der Umbau medizinisch notwendig sei. Von «festgehaltener Notwendigkeit» sei in Heggendorns Arztzeugnis nichts zu lesen: «Und offensichtlich funktioniert die Körperpflege von Herrn Heggendorn auch bis heute in der aktuellen Situation.» Die Gebrüder Ilg seien aber «offen für ein derartig gut begründetes Anliegen».

Für Heggendorn sei aber klar, dass ein Arztzeugnis und die Zusage von der Kostenübernahme durch die IV ausreichen müsse: «Ich kann einfach nicht mehr.»