Grippeschutz für KinderBund und Hersteller streiten wegen Nasenspray-Impfung
SDA/uri
13.11.2022 - 14:34
Mit einem Nasenspray sollten Kinder in der Schweiz gegen die Grippe geimpft werden. Wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen liegen sich nun aber Bund und Hersteller in den Haaren.
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13.11.2022, 14:34
13.11.2022, 14:38
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Ein Nasenspray zur Impfung von Kindern und Jugendliche gegen Grippe sorgt für Spannungen zwischen dem Pharmakonzern AstraZeneca und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG). Möglicherweise spendet nun der britisch-schwedische Konzern 10'000 Dosen des Sprays, statt sie zu verkaufen.
Ein Sprecher von AstraZeneca sagte am Sonntag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage, das BAG habe vor zwei Jahren seine Firma gebeten, das Produkt in den Schweizer Markt einzuführen. Dies mitten in der Corona-Pandemie. Ziel sei gewesen, grippebedingte Spitaleinweisungen zu reduzieren und so Spitalressourcen zu schonen.
Damit bestätigte AstraZeneca-Sprecher Daniel Widrig entsprechende Passagen in einem Artikel der «Sonntagszeitung» vom gleichen Tag. Das BAG habe versprochen, AstraZeneca bei der Markteinführung zu unterstützen, sagt Widrig weiter. Deshalb habe seine Firma «alle Hebel in Bewegung gesetzt», um das Produkt auf den Markt zu bringen.
Im Oktober dieses Jahres habe aber das BAG mitgeteilt, der Nasenspray würde nur von den Krankenversicherungen bezahlt, wenn der Preis 20 Prozent unter dem tiefsten Referenzpreis liegen würde. In diesem Fall wäre dies Deutschland gewesen.
AstraZeneca will an Kinderspitäler oder Arztpraxen spenden
Eine solche Bedingung aufzustellen, sei aber nicht statthaft, weil das BAG einen Preisvergleich zu Spritzen mache, welche für die gesamte Bevölkerung gedacht seien. Im Fall der Sprays gehe es aber um Kinder und Jugendliche. «Hier vergleicht das BAG Äpfel mit Birnen.»
Deshalb habe sich AstraZeneca entschieden, die Markteinführung zu stoppen. Beim Schweizer Heilmittelinstitut Swissmedic sei nun ein Gesuch hängig, um die 10'000 Dosen der Schweizer Bevölkerung via Kinderspitäler oder Arztpraxen spenden zu können. Die Antwort werde in den nächsten Tagen erwartet.
Die Schweiz sei ein kleiner Markt. Dass sich die Markteinführung eins Produkts wie des Nasensprays lohne, müssten gewisse Mindestmengen hergestellt und den Patientinnen und Patienten zugänglich gemacht werden. Die 10'000 Dosen befänden sich derzeit im Kühllager einer Drittfirma in Burgdorf BE.
BAG: «Gesuch zurückgezogen»
Anders stellt die Situation das BAG dar: Es teilte am Sonntag ebenfalls auf Anfrage mit, die Nasenspray-Impfung sei von AstraZeneca zur Vergütung beantragt worden. «Aufgrund des im Vergleich zu anderen, gleich wirksamen Grippeimpfstoffen mehr als doppelt so hohen Preises konnte keine Vergütungslösung gefunden werden.»
Das BAG wäre bereit gewesen, einen höheren Preis zu akzeptieren mit der Einschränkung, dass die nasale Impfung auf bestimmte Personengruppen mit medizinischem Bedarf limitiert worden wäre. Gemeint sind etwa Personen mit Angst vor Spritzen. «Die Zulassungsinhaberin hat das Gesuch schliesslich zurückgezogen.»
Grippe-Lage derzeit «stabil»
Laut der neusten Einschätzung des BAG zur Grippe-Situation in der Schweiz konsultieren derzeit etwa gleich viele Leute wie in den letzten Jahren Ärztinnen und Ärzte wegen Grippesymptomen. «Die Positivitätsrate von Influenza (Grippe) (...) ist stabil», heisst es im Lagebericht, der im Internet einzusehen ist.
Trotzdem hat das BAG Mitte Oktober eine Impfempfehlung für Menschen mit erhöhtem Risiko von Komplikationen ausgesprochen. Es rät auch Angehörigen von solchen Personen, sich gegen Grippe zu impfen. Gemeint sind etwa Angehörige von Säuglingen unter 6 Monaten, die ein erhöhtes Risiko haben, aber nicht geimpft werden können.
Die Grippe sei ernst zu nehmen, sagt das BAG. In der Saison 2018/19 hätten 210'000 Kranke wegen der Grippe zum Arzt gehen müssen. Oft führe die Grippe zu Komplikationen bis hin zu einer Spitaleinweisung oder zum Tod.