Das Gebiet um das ehemalige Munitionslager in Mitholz: Die Bewohner*innen müssen das Dorf verlassen.
Doch müssen wirklich alle gehen? Ob manche Teile des Dorfes bewohnbar bleiben, lässt das Verteidigungsdepartement VBS abklären.
Grund sind die aufwändigen Räumungsarbeiten eines ehemaligen Munitionslagers. Am 19. und 20. Dezember 1947 kam es in einem Depot oberhalb von Mitholz zu mehreren Explosionen von insgesamt 7000 Tonnen Munition, die das Dorf völlig verwüstete.
Neun Menschen kamen ums Leben, sieben weitere wurden verletzt, mehr als 100 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt.
Die Räumung soll 2030 beginnen und rund zehn Jahre dauern – ob die Bewohner*innen wieder zurückkehren können, ist offen.
Eine Informationsveranstaltung im Februar 2020 für die Bevölkerung mit Vertreter*innen von Gemeinde und Armee in Kandersteg.
Das Verteidigungsdepartement VBS ist bereit, sämtlichen Bewohner*innen ihre Liegenschaften abzukaufen und sie beim Umzug zu unterstützen.
Für die Menschen, die teils seit Generationen in dem Dorf im Berner Oberland leben, stehen schwierige Entscheide an.
Liegenschaften in Mitholz werden bewertet
Das Gebiet um das ehemalige Munitionslager in Mitholz: Die Bewohner*innen müssen das Dorf verlassen.
Doch müssen wirklich alle gehen? Ob manche Teile des Dorfes bewohnbar bleiben, lässt das Verteidigungsdepartement VBS abklären.
Grund sind die aufwändigen Räumungsarbeiten eines ehemaligen Munitionslagers. Am 19. und 20. Dezember 1947 kam es in einem Depot oberhalb von Mitholz zu mehreren Explosionen von insgesamt 7000 Tonnen Munition, die das Dorf völlig verwüstete.
Neun Menschen kamen ums Leben, sieben weitere wurden verletzt, mehr als 100 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt.
Die Räumung soll 2030 beginnen und rund zehn Jahre dauern – ob die Bewohner*innen wieder zurückkehren können, ist offen.
Eine Informationsveranstaltung im Februar 2020 für die Bevölkerung mit Vertreter*innen von Gemeinde und Armee in Kandersteg.
Das Verteidigungsdepartement VBS ist bereit, sämtlichen Bewohner*innen ihre Liegenschaften abzukaufen und sie beim Umzug zu unterstützen.
Für die Menschen, die teils seit Generationen in dem Dorf im Berner Oberland leben, stehen schwierige Entscheide an.
In Mitholz muss ein Munitionslager aus dem 2. Weltkrieg geräumt werden. Ein privater Ingenieur schlug dem Bund eine Verkapselung der Munition vor – doch gemäss einer ETH-Studie wäre das nicht sicher genug.
Ein Gutachten der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) hält eine «Verkapselung» der Munition im ehemaligen Munitionsdepot der Armee bei Mitholz nicht für sicher genug. Ein privater Ingenieur hatte dem Bund ein solches Verfahren vorgeschlagen.
Statt die Munitionsreste aus dem Felsstollen zu bergen, könnte man die Hohlräume im Stollen verfüllen, damit ein monolithischer Block entsteht, so im Grundsatz die Idee des Ingenieurs. Das Verfahren wäre viel günstiger und die Bevölkerung müsste für die Räumung der Munition nicht für viele Jahre ihr Dorf verlassen.
Das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) liess bei der ETH ein Gutachten zum vorgeschlagenen Konzept erstellen. Dieses kommt nun aber zum Schluss, dass die Munitionsreste im Berg bei einer Verkapselung nicht sicher eingeschlossen werden können.
Einmal verfüllt, lasse der Stollen keine Erfolgskontrolle, keine weiteren Massnahmen oder eine Bergung mehr zu. Auch der Durchfluss von Wasser kann laut Gutachten nicht ausgeschlossen werden. Die Verkapselung ist für das VBS daher keine Alternative zur geplanten Räumung des alten Munitionsdepots in der Fluh bei Mitholz, wie das Departement in seiner Mitteilung schreibt.
Auch der Kanton Bern ist damit zufrieden, wie es in einer Medienmitteilung heisst. «Der Regierungsrat hat sich immer für eine Lösung ausgesprochen, mit welcher die Gefahr durch die Munitionsrückstände in Mitholz endgültig beseitigt wird», heisst es darin. Nur so könne das Gebiet für kommende Generationen erhalten werden.
Grosse Verwüstung im Dorf
Im 2. Weltkrieg war in Mitholz ein unterirdisches militärisches Munitionslager gebaut worden. 1947 explodierte ein Teil der rund 7000 Bruttotonnen Munition, die im Fels eingelagert waren.
Die Explosion richtete im Dorf grosse Verwüstung an, neun Menschen kamen ums Leben. Ein Teil der Munition konnte geräumt werden, dennoch befinden sich aufgrund einer Schätzung noch immer bis zu 3500 Brutotonnen Munition mit mehreren hundert Tonnen Sprengstoff im eingestürzten Stollen und im Schuttkegel davor.
Ein Dorf wird geräumt – «hoffentlich darf ich vorher sterben»
Ein ganzes Dorf muss geräumt werden, weil das ehemalige Munitionslager Mitholz laut Bundesrat noch immer gefährlich ist. Vor rund 70 Jahren haben neun Menschen ihr Leben verloren. Gemeindepräsident Roman Lanz im «blue News»-Interview.
07.12.2020
Lange Zeit gingen Experten davon aus, dass allfällige weitere Explosionen nur beschränkten Schaden anrichten würden. Erst 2018 kam das VBS in einer neuen Risikoanalyse zum Schluss, dass vom Lager eine grössere Gefahr ausgeht als bis dahin angenommen.
Zehn Jahre ein Geisterdorf
Umgehend wurde der Ruf nach einer Räumung der Munition aus dem Berg laut. Das VBS stellte diese Räumung in Aussicht, machte aber gleichzeitig auch klar, dass es ein sehr heikles und komplexes Unterfangen sein werde.
Anfang 2020 wurde erstmals fassbar, welche Folgen eine vollständige Räumung der verschütteten Munition aus dem Berg hat. Mitholz wird rund zehn Jahre lang zu einem Geisterdorf, denn viele Bewohner müssen ihre Häuser so lange verlassen. Die Räumung dürfte zwischen 500 und 900 Millionen Franken kosten.
Für die Mitholzer Bevölkerung war der drohende Wegzug ein Schock. Nun wurden auch Stimmen laut, die sich gegen eine Räumung aussprachen oder andere Lösungen, etwa die Überdeckung der Munition forderten.
Ende 2020 gab der Bundesrat grünes Licht für die Projektierung der Räumung. Das VBS wird dem Bundesrat im Herbst 2022 die Botschaft für die Finanzierung der Räumung unterbreiten. Für die Räumungsarbeiten prüften die Verantwortlichen auch neuartige Technologien und Verfahren. So bestand etwa ein ferngesteuerter Bagger vergangenes Jahr seine Feuertaufe.