Bundesrats-Entscheid Das raten Experten zum Alltag nach den Lockerungen

Von Alex Rudolf

16.2.2022

Gehören die Masken im Tram bald der Vergangenheit an? Der Bundesrat informiert am Mittwoch über die geplanten Lockerungsschritte. (Keystone/Gaetan Bally)
Gehören die Masken im Tram bald der Vergangenheit an? Der Bundesrat informiert am Mittwoch über die geplanten Lockerungsschritte. (Keystone/Gaetan Bally)

Obwohl der Bundesrat am Mittwoch voraussichtlich die Lockerungen zahlreicher Massnahmen verkündet, sind Experten vorsichtig. blue News verraten zwei Epidemiologen, was sie künftig tun und lassen werden.

Von Alex Rudolf

16.2.2022

«Im Tram oder Zug werde ich auf jeden Fall weiterhin eine Maske tragen und empfehle dies auch allen», sagt Andreas Cerny. Der Virologe an der Klinik Moncucco in Lugano hält persönlich an der Maske fest, auch wenn der Bundesrat am Mittwoch die Pflicht dazu aufhebt. blue News wollte von Experten wissen, wie sie sich persönlich verhalten werden, wenn der Bundesrat Lockerungen beschliesst.

Aktuell stehen alle Zeichen auf starke Lockerungen, wenn nicht sogar auf der Aufhebung zahlreicher Corona-Massnahmen. Bis vergangene Woche hatten die Kantone Gelegenheit, ihre Meinung zu den vom Bundesrat vorgeschlagenen zwei Varianten zu machen (siehe Box).

Falls der Bundesrat die Zertifikatspflicht in Restaurants und Bars aufhebt, würden Sie solche Orte noch aufsuchen? Zwar würde er Restaurants weiterhin aufsuchen, sagt Cerny, verweist aber auf Vorbehalte: «Ich würde Restaurants vorziehen, in denen das Personal weiterhin Masken trägt und die Distanzen eingehalten werden.» Dasselbe gelte für Bars. 

«Ich würde Restaurants vorziehen, in denen das Personal weiterhin Masken trägt und die Distanzen eingehalten werden.»

Andreas Cerny

Virologe Lugano

Darüber entscheidet der Bundesrat

Entweder fallen alle Corona-Massnahmen auf einen Schlag am Donnerstag, 17. Februar, oder sie werden schrittweise in zwei Stufen gelockert. Erst würde die Sitzpflicht in Restaurants und 2G+-Regel aufgehoben, folgen würden die Maskenpflicht, die 2G-Regel und die Bewilligungspflicht für Grossevents. Diesen Plan stellte der Bundesrat Anfang Februar vor. Im Rahmen der Vernehmlassung zeigten sich die Kantone erfreut, wenn auch viele auf die Aufrechterhaltung der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr pochen. Die aktuellen Ansteckungs- und Hospitalisationszahlen würden für eine sofortige Lockerung sprechen, denn die Ansteckungszahlen von Montag sanken im Vergleich mit jenen von vor einer Woche um 28 Prozent.

«Ich fühle mich sicher, da ich doppelt geimpft und geboostert bin», sagt Jürg Utzinger. Der Epidemiologie-Professor und Direktor des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts verweist auch darauf, dass die Schweiz inzwischen eine hohe Bevölkerungsimmunität aufgebaut hat, einerseits über die Impfung, aber auch über die natürliche Immunisierung aufgrund der hohen Ansteckungsrate von Omikron. Daher sieht er für Personen, die gut geschützt sind, keinen Grund, nicht ins Restaurant zu gehen.

Wie sieht es mit dem öffentlichen Verkehr aus? Würden die beiden Spezialisten auf die Maske verzichten, falls diese nicht mehr obligatorisch ist? Cerny würde die Maske weiterhin tragen, doch Utzinger sieht es hier ähnlich wie bei Restaurantbesuchen und würde grundsätzlich auf die Maske verzichten. «Es gibt aber Situationen, in denen das Tragen einer Maske Sinn macht, zum Beispiel, wenn man erkältet ist oder in ein überfülltes Tram steigt und sich unwohl fühlt.»

«Grössere Veranstaltungen im Freien würden mir keine Probleme bereiten.»

Jürg Utzinger

Direktor Tropeninstitut

Was für die Restaurants und für den ÖV gilt, könnte bald auch für Grossanlässe und Partys gelten: Weder das Tragen einer Maske noch das Vorweisen eines Zertifikats wären notwendig. 

Auch hier wird Cerny Vorsicht walten lassen: «An Sportevents, in den Zirkus oder das Kino werde ich bis auf Weiteres nur mit Maske gehen», sagt er. Auf den Besuch von Discos verzichtet er gar gänzlich.

Auch Utzinger hält Konzerte und Discos derzeit noch für die Orte mit einem grösseren Risiko für eine Covid-Ansteckung. «Die Besucher*innen sind enorm nahe beieinander und man befindet sich oft stundenlang in einem geschlossenen Raum – ein Restrisiko bleibt», sagt er. Daher bleibt er solchen Veranstaltungen vorerst fern. Entspannter hingegen wäre er bei einem Theater- oder Opernbesuch, wo die Besucher*innen einen festen Sitzplatz haben. «Auch grössere Veranstaltungen im Freien würden mir keine Probleme bereiten.»

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