Fehler im Spital«Immer wieder werden Patienten verwechselt»
phi
7.4.2024
Patientenschützerin Erika Ziltener kritisiert, dass es in so manchem Spital in der Schweiz an der Fehlerkultur hapert. Das führe zu Folgeproblemen und verunsichere Patientinnen und Patienten.
phi
07.04.2024, 10:33
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Patientenschützerin Erika Ziltener sagt, es gebe im Gesundheitswesen «oft» keine Fehlerkultur.
Die Gründe: Spitäler setzten Empfehlungen nicht um. Hierarchien verhinderten, dass Probleme offen angesprochen würden.
Ziltener verweist darauf, dass einige Pflegeheime zu viele Medikamente geben würden.
Die Präsidentin Schweizerische Gesellschaft für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen kritisiert, wie Spitäler damit umgehen, wenn etwas schief läuft. «Im Gesundheitswesen gibt es oft keine ausreichende Fehlerkultur.», sagt Erika Ziltener dem «Blick».
Das liege an der «Hierarchiegläubigkeit» in dem Gewerbe, aber auch daran, dass sich Spitäler nicht an Empfehlungen hielten, die auf Freiwilligkeit basierten und Risiken verringern sollen. «Um ein Beispiel zu nennen: Berichte von verschiedenen Institutionen zeigen uns, dass immer wieder Patienten verwechselt werden», weiss die Patientenschützerin.
Eine vorbildliche Fehlerkultur sei «Chefsache», betont Ziltener: Wichtig sei nicht, einen Schuldigen zu benennen, sondern zu klären, wie die Fehler nicht wieder passieren. Mitarbeitende, die auf Probleme aufmerksam machten, sollten zudem vermittelt bekommen, dass ihre «Meldungen etwas bewirken».
Ein offener Umgang mit Fehlern sei auch wichtig, um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in das Gesundheitssystem zu erhalten. «In der Schweiz müssen die Patientinnen und Patienten erst beweisen, dass ein Fehler passiert ist», sagt Ziltener im «Blick». Die Verantwortlichen würden sie oft abspeisen, statt ihnen etwaige Komplikationen nachvollziehbar zu erklären.
Die Autorin des Buches «Zwischen Sorge, Hoffnung und Vertrauen» weist auch darauf hin, das Pflegeheime mitunter zu viele Medikamente geben. Weil sich Ärzte nicht absprächen, würden manche Bewohnende «zehn bis 14 verschiedene Wirkstoffe am Tag» bekommen. Bei Zweifeln sollten Betroffene nachfragen und eine zweite Meinung einholen.