Impf-Kampagnen Die Deutschen haben Hasselhoff, die Amerikaner 50 Tiktoker – und die Schweiz?

Die US-Regierung arbeitet mit Influencern zusammen, um die Jungen von der Impfung zu überzeugen. Auch in der Schweiz spielen Testimonials eine wichtige Rolle bei der Impfkampagne – Super-Fan Luca ist aber doch nicht dabei.

Das Weisse Haus holt Influencer ins Boot. Wie die «New York Times» berichtet, werden Tiktok-Stars Werbung für die Impfung machen. Das Bewusstsein für die Impfung müsse vor allem bei den 12- bis 18-Jährigen unbedingt gestärkt werden. Darum arbeitet die US-Regierung mit rund 50 Influencern zusammen, um die junge Zielgruppe abzuholen. 

Einige Staaten und Bezirke haben lokale Prominente angestellt dafür. Sie erhalten bis zu 1000 Dollar, wenn sie ihren Followern die Corona-Impfung empfehlen. Damit soll auch ein Gegengewicht geschaffen werden zu den Desinformationskampagnen, die in den USA über die Impfung zirkulieren.

Die 17-jährige Tiktokerin Ellie Zeiler etwa hat ein Video-Gespräch mit dem Arzt und Biden-Berater Anthony Fauci gemacht, und streut diese Aufnahmen auf ihren Kanälen. «Ich werde erst aufhören, wenn all meine Follower sicher und geimpft sind», sagt sie.

Super-Fan springt ab

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) setzt ebenfalls auf prominente Testimonials. Für die Kampagne «Ein Herz für uns alle» haben sich «Blick»-Sportchefin Steffi Buchli, OL-Läufer Matthias Kyburz und Gastro-Unternehmer Rudi Bindella zur Verfügung gestellt. Auch die Musiker Crimer und Nemo beteiligen sich.

Auch EM-Super-Fan Luca Loutenbach sollte als Aushängeschild Werbung für die Impfung machen, nachdem er durch eine Meme-Welle berühmt wurde. Doch mittlerweile hat er es sich anders überlegt. Die Impfkampagne sei ein sensibles Thema und er wolle sich nicht politisch positionieren, sagte Loutenbach dem «Blick».

Dafür postet Bundesrat Alain Berset auf seinem Instagram-Kanal Ausschnitte aus einem Gespräch mit Ex-Miss-Schweiz Christa Rigozzi und ESC-Teilnehmer Gjon's Tears. Damit sollen vor allem Junge abgeholt und von der Impfung überzeugt werden.

Hasselhoff soll Deutschland erneut Freiheit bringen

Das deutsche Gesundheitsministerium hat Schauspielerin Uschi Glas, Moderator Günther Jauch und Goalie-Legende Sepp Maier für seine Kampagne aufgeboten, alle nicht mehr die Jüngsten. Ob David Hasselhoff eine jüngere Generation von der Impfung überzeugen kann, ist trotz Kult-Faktor und Selbstironie fraglich.

Die Impfkampagne in der Schweiz ist noch lange nicht vorbei – seit einem Monat stockt sie, sagten die Experten des Bundes am Dienstag vor den Medien. Umso wichtiger sei es, weitere niederschwellige Angebote zu entwickeln und die Unentschlossenen zu erreichen.

Ob sich Menschen von bekannten Gesichtern motivieren lassen, ist offen. Das BAG hat auch schon Kuchen verteilt auf dem Bundesplatz, in Deutschland gab es zur Impfung eine Bratwurst, und US-Präsident Joe Biden fordert eine Impfprämie von 100 Dollar.

«In jedem Fall sind Anreize erst einmal eine gute Idee, um Menschen zur Impfung zu bewegen», meint Expertin Heike Klüver im «Spiegel» dazu. Wichtig sei auch der einfache Zugang, eine Impfung beim Hausarzt etwa erhöhe die Impfbereitschaft: «Man muss es den Leuten so einfach machen wie möglich.»