«Bildung für alle»Studierende gehen gegen die Zertifikatspflicht auf die Strasse
SDA/uri
20.9.2021 - 11:28
An verschiedenen Universitäten haben die Studierenden zu Semesterbeginn gegen die Zertifikatspflicht demonstriert. Der Protest blieb überschaubar – und auch ruhig.
Keystone-SDA, SDA/uri
20.09.2021, 11:28
20.09.2021, 15:49
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Die Zertifikatspflicht verschiedener Schweizer Universitäten hat zu Semesterbeginn kaum zu Protesten geführt. In Zürich, Bern und Luzern gab es kleinere Demonstrationen mit bis zu 150 Personen. Die Protestierenden forderten barrierefreien Zugang zu Bildung für alle.
In Zürich zogen am Montagmorgen bis zu 150 Studierende vom Landesmuseum in Richtung Universität und ETH Zürich. Dabei trugen sie Schilder, auf denen sie einen zertifikatsfreien Bildungszugang forderten, und skandierten «Liberté», wie ein Augenschein vor Ort zeigte. Auf Flyern, die verteilt wurden, wurde die Zertifikatspflicht als «Diskriminierung» verurteilt. Rechte hingen nicht von einem QR-Code ab, das Zertifikat führe nur zu einer Spaltung.
Studierende verschiedener Hochschulen hätten friedlich ihre Meinung kundgetan, was selbstverständlich legitim sei und von der ETH Zürich begrüsst werde, schreibt die Hochschule auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Vor der Universität Luzern kamen rund 100 Studentinnen und Studenten gegen die Zertifikatspflicht zusammen. Das Maturazeugnis und nicht das Zertifikat sei der Zugang zum Studium, sagte ein Student, der nach eigenen Angaben geimpft ist. Kein Mensch sei mehr wert als ein anderer, auch ein Geimpfter sei nicht mehr wert als ein Ungeimpfter. Er forderte deswegen «Bildung für alle».
Gegendemo in Luzern
Eine Demonstrantin sagte, die Politik habe aus einem medizinischen Problem ein gesellschaftliches gemacht. Das Zertifikat sei nicht die Lösung, sondern Teil des Problems.
Eine Gruppe namens «Freie Linke» verteilte Zettel, auf denen «Kein Mensch ist zertifizierbar» stand. An der Kundgebung waren auch Personen der Gruppe «Mass-Voll» anwesend. Auf Transparenten waren Slogans wie «My Body my Choice» zu lesen oder schlicht «Zertifikat nein».
Die Kundgebung in Luzern stiess auch auf Kritik. Es kam zu Zwischenrufen und auf Transparenten einer kleinen Gegendemonstration war zu lesen, dass die Kritikerinnen und Kritiker der Corona-Massnahmen Rechtsextreme in ihren Reihen duldeten oder dass Diskriminierung nicht mit dem Zertifikat beginne. Eine Sprecherin der Gegendemonstration warf den protestierenden Studentinnen und Studenten vor, sich nur um die Freiheit der Privilegierten zu kümmern.
Testen vor Ort in Genf
Auch in Bern demonstrierten gut 30 Personen gegen die Zertifikatspflicht an der Uni. In Freiburg und Genf blieben die Proteste aus. Studierende, die kein Zertifikat besitzen, konnten sich an der Universität Genf in einem Zelt vor Ort testen lassen.
Seit Montag gilt an verschiedenen Schweizer Hochschulen eine Zertifikatspflicht. Nur so sei es möglich, den Studierenden nach fast drei Semestern Ausnahmezustand wieder ein normaleres Studiererlebnis zu bieten, schreibt die ETH Zürich auf ihrer Website. Eine Maskenpflicht in den Vorlesungsräumen biete zusätzlichen Schutz.
An der Universität Basel gilt die Zertifikatspflicht ab November und an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) ab Mitte Oktober. In Lausanne und Neuenburg startet das Semester erst am Dienstag.
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